Das katholische Gemeindehaus in Grünkraut ist normalerweise voller Leben. Die Ministranten treffen sich, der Kirchengemeinderat tagt und zahlreiche andere Gruppen begegnen sich, tauschen sich aus und feiern. Corona bremst diese Aktivitäten seit Monaten aus. Dass in dem hellen und freundlichen Gebäude trotzdem an drei Tagen in der Woche bis zu 14 Seniorinnen und Senioren zu Gast sind, hat nichts mit der derzeit fehlenden Auslastung zu tun. Die Tagespflege gehört zum Seniorenkonzept der Gemeinde Grünkraut bei Ravensburg.
Die betagten Frauen und Männer leben noch zu Hause. "Das soll auch möglichst lange so bleiben", erklärt Sabine Jehle, die örtliche Senioren- und Ehrenamtsbeauftragte. Durch die Tagespflege können die Angehörigen, die sich um sie kümmern, in dieser Zeit persönliche Dinge erledigen oder einfach durchatmen. "Es kommen auch Menschen, die sonst die ganze Woche alleine sind", weiß Ralf Weißenrieder von der Stiftung Bruderhaus in Ravensburg, die die Einrichtung betreibt. Seit Dezember 2020 ergänzt die Tagespflege die katholische Nachbarschaftshilfe und weitere Angebote für ältere Mitmenschen im Ort.
Entscheidung für karitativen Schwerpunkt
Die Kirchengemeinde St. Gallus und Nikolaus war von Anfang an im Boot bei den Überlegungen, wie die Menschen im Ort gut alt werden können. Dabei ist die Tagespflege eigentlich Teil eines geplanten Pflegezentrums mit unterschiedlichen Betreuungsformen. Hierfür sucht die Gemeinde noch einen Standort, nachdem ein Bürgerentscheid den vorgesehenen Platz in der Ortsmitte ablehnte. Erfolgreicher war der Projektbeirat zusammen mit der Nachbargemeinde Bodnegg bei der Suche nach Räumlichkeiten als Zwischenlösung für die Tagespflege, die 2019 schon vorab auf den Weg gebracht werden sollte.
Das katholische Gemeindehaus in Grünkraut war damals erst 20 Jahre alt. "Es hatte einfach schon alles, was man braucht", erläutert Sabine Jehle die Wahl im Blick auf die Alternativen. Da die Kirchengemeinderäte Wert auf das Karitative legen und sich gut informiert fühlten, fiel ihnen die Zustimmung zur Nutzung durch die Tagespflege nicht schwer, erzählt Ines Pfluger. Die gewählte Vorsitzende des Gremiums berichtet auch von skeptischen Stimmen, ob das Nebeneinander funktioniert. Mit den gefundenen Lösungen seien dann aber alle zufrieden gewesen.