Frohsinn und Melancholie liegen selten so nah beieinander wie im Herbst: Hier die bunten Blätter an Bäumen und Sträuchern, dort der Novemberblues angesichts dichter Nebelschleier und belastender Gedanken; hier die Dankbarkeit nach reicher Ernte und Überfluss, dort banges Fragen nach dem Morgen. Wolfgang Schneller kennt „beide Seiten" der dritten Jahreszeit - und versteht es vortrefflich, sie in Poesie zu kleiden.
Da ist zum Beispiel der „Herbstabend am Fluss", über den er schreibt:
Sonne zaubert Abendkühle / Auf des Wassers Spiegelbild.
Es weckt in mir so licht und mild / Helle, strahlende Gefühle.
Sich lassen in dies Farbenspiel, / Erspüren leiser Lüfte Weh'n,
Tief atmend ganz nach innen geh'n - / Das ist ein schönes Tagesziel!
„Wer all die zauberhaften Farbenspiele der Schöpfung mit wachen Sinnen zu betrachten und in sich aufzunehmen weiß, wird gerne dem Wort des französischen Schriftstellers und Philosophen Albert Camus (1913-1960) zustimmen: Im Herbst wird jedes Blatt zur Blüte", so schreibt er im Vorwort seines jüngsten Lyrik-Bändchens.