Buchvorstellung

„Im Herbst wird jedes Blatt zur Blüte"

Mit den vielfältigen Besonderheiten des Herbstes beschäftigt sich das neue Lyrik-Bändchen von Wolfgang Schneller, das am 8. November in Gögglingen vorgestellt wird. Foto: drs/Jerabek

Entdecken - ermutigen - erwarten: Lyrische Betrachtungen zur dritten Jahrezeit unternimmt der langjährige Pilgerführer Wolfgang Schneller.

Frohsinn und Melancholie liegen selten so nah beieinander wie im Herbst: Hier die bunten Blätter an Bäumen und Sträuchern, dort der Novemberblues angesichts dichter Nebelschleier und belastender Gedanken; hier die Dankbarkeit nach reicher Ernte und Überfluss, dort banges Fragen nach dem Morgen. Wolfgang Schneller kennt „beide Seiten" der dritten Jahreszeit - und versteht es vortrefflich, sie in Poesie zu kleiden.

Da ist zum Beispiel der „Herbstabend am Fluss", über den er schreibt:

Sonne zaubert Abendkühle / Auf des Wassers Spiegelbild.
Es weckt in mir so licht und mild / Helle, strahlende Gefühle.
Sich lassen in dies Farbenspiel, / Erspüren leiser Lüfte Weh'n,
Tief atmend ganz nach innen geh'n - / Das ist ein schönes Tagesziel!

„Wer all die zauberhaften Farbenspiele der Schöpfung mit wachen Sinnen zu betrachten und in sich aufzunehmen weiß, wird gerne dem Wort des französischen Schriftstellers und Philosophen Albert Camus (1913-1960) zustimmen: Im Herbst wird jedes Blatt zur Blüte", so schreibt er im Vorwort seines jüngsten Lyrik-Bändchens.

Oft mehr Sorge als Freude

Doch Schneller weiß auch, dass viele Menschen die dritte Jahreszeit fürchten, weil ihnen „Abschiedsgedanken, dunkle Tage, Sterben und Tod mehr vor Augen stehen als die Freude an der bunten Vielfalt, mit der sich die Natur jetzt noch einmal aufschwingt, bevor sie sich zur Winterpause zurückzieht".

Was ist, wenn alles um mich her / In öde Nebelschleier fällt?
Wenn keine Hand, kein Trost mich hält - / Sag, wer schenkt neue Hoffnung, wer?
Spür' ich hinein in dieses Schweigen - / Ist alles Nichts darin geborgen?
Zeigt sich noch lebenswertes Morgen? / Lastend Atmen ist mein Eigen.

So gibt er diesen „Nebelgedanken" eine Stimme. Oder er fragt:

Wie geht es uns an solchen Tagen, / Allerheiligen - ein Fest?
Ein Tag mit manchem Unbehagen - / Wie soll man feiern, was verwest?

Antworten im Gehen und im Glauben

Und natürlich gibt Wolfgang Schneller auch Antwort - mal behutsam tastend als Pilger, wenn er an einem „Tränentag" einlädt, sich aufzumachen, weil „im Gehen weicht die Schwere / Ins Entdecken führt dein Lauf"; mal eingängig in der geerdeten Zuversicht des Glaubenden, wenn er „Ostern im November" erkennt und ausruft:

Hört her, ich glaube nicht an Tod, / Ich glaube an das wahre Leben,
An einer Liebe Angebot / Zur ewigen Freude uns gegeben!

Unaufdringlich, aber ohne Scheu gibt Schneller Zeugnis von dem, was ihn trägt, etwa, wenn sich seine „Nebelgedanken" lichten:

Durch Nebel dringt der Sonne Macht,
Eröffnet neuen Horizont,
Ein leichtes Trauen mich bewohnt,
Ein liebend Ja, mir zugedacht ...

So scheuche ich die Zweifel fort,
Werf' mich als Tropfen in das Meer
Der Liebe Gottes - hoffe sehr:
Dies ist mein Lebens-Heimatort.

Lyrik als Ermutigung und Stärkung

„Meine Gedichte möchten dazu ermutigen, gerade in der herbstlichen Natur den Sinn für positives Denken und Mitfühlen zu stärken - und schon ein wenig an Frühling und 'Auferstehung' zu denken", sagt der Autor. Wertvolle „Hilfsmittel" sind ihm neben der Bereitschaft, loszulassen und immer wieder aufzubrechen, auch die Dankbarkeit und der wache Blick für das Kleine und Unscheinbare, in dem sich oft schon Großes und Wunderbares ankündigt.

Wolfgang Schneller versteht sich nicht nur auf die „großen" Themen des Lebens. Augelockert ist sein Lyrik-Bändchen - übrigens durchgehend herrlich „herbstlich" bebildert - mit humorigen Beobachtungen vor der Haustür, wenn er etwa reimt:

Der Blätter farbig goldnes Glüh'n / Erfreut nur leider alle nicht;
So mancher meidet gern die Müh'n / Der Laubentsorgung läst'ge Pflicht.
Mein Nachbar fürchtet sich davor, / Dass der Nordost sich dreht
Und ihm genau vors Gartentor / Mein Laub hinüberweht.
Ich wünsch' ihm viel Gelassenheit / Und dass er's heiter nimmt;
Dann wird auch diese Jahreszeit / Ihm innerlich verblümt.

So fügt sich Gedicht für Gedicht zu einem Blütenkranz - als Einladung, wie der Autor schreibt, „dieses Leben zu feiern".

Lesung und Buchpräsentation

Wolfgang Schneller liest aus seinem Lyrik-Bändchen „Im Herbst wird jedes Blatt zur Blüte" am Freitag, 8. November, 19 Uhr, im Christophorushaus in Ulm-Gögglingen, Abt-Ulrich-Straße 4. Begleitung auf der Harfe: Melanie Handel. Eintritt frei.

Das Buch ist erschienen im Kunstverlag Josef Fink, ISBN 978-3-95976-510-7.

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