Ehrenamt

Im Stricken liegt die Kraft

Die Filderklinik nimmt die Mützen dankbar entgegen - und hält damit die Neugeborenen warm. Foto: Filderklinik

Ibolya Acs strickt ehrenamtlich Mützen für Neugeborene. Damit tut sie den Babys, deren Eltern, aber auch sich selbst etwas Gutes.

Die Pandemie hat Ibolya Acs und ihre Familie schwer getroffen. Coronainfektionen, Krankenhausaufenthalte, psychische Probleme – nichts schien an ihnen vorbeizugehen. Ibolya Acs hat zu dieser Zeit als Reinigungskraft im Krankenhaus gearbeitet. Sie kam mit der Arbeit gar nicht nach – kaum war ein Bett desinfiziert, kam der nächste Patient. Dazu die psychische Belastung, wenn sie erfuhr, dass wieder ein junger Mensch an Corona gestorben ist. „Irgendwann kommt der Punkt, wo man das nicht mehr aushält“, sagt Acs. Zweimal war sie selbst Patientin im Krankenhaus, hat am Ende 20 Kilo zugenommen.

Die Erlösung kam schließlich, als Acs auf den Rat ihrer Ernährungsberaterin gehört hat: Machen Sie etwas, was Sie entspannt. „Und das war Stricken“, sagt Acs. Zwei Jahre und Hunderte Strickmützen später sitzt Ibolya Acs in ihrer Wohnung in Filderstadt bei Stuttgart und wirkt ausgeglichen. Auf dem Wohnzimmertisch türmen sich kleine Strickmützen, in einer Box auf dem Sofa verstecken sich angefangene Projekte: Sterne, Herzen, Söckchen. Alles von Hand gemacht – und alles für den guten Zweck. „Wenn man im Stricken richtig drin ist, ist alles andere weg, man vergisst die Zeit“, sagt Acs. Ungefähr 200 Strickmützen hat Ibolya Acs schon an die Filderklinik gespendet. Dort halten sie die Köpfchen von Neugeborenen und Frühchen warm.

Hässliche Mütze bringt die Idee

Die Idee, für Babys zu stricken, hatte Ibolya Acs beim Anschauen von alten Fotos. Ihr heute 16 Jahre alter Sohn kam damals in der Filderklinik zur Welt und bekam eine ziemlich hässliche Mütze, wie Acs sagt. „Er wollte unbedingt, dass ich die Mütze von damals nachstricke“, sagt sie und lacht. Für ihn hat sie das gemacht, aber für die Neugeborenen greift sie freilich zu modernen Farben und Mustern. Seither bringt sie immer, wenn ein neuer Schwung Mützen – und für Frühchen auch Socken – fertig ist, ihre Schätze ins Krankenhaus.

Gottvertrauen und Ruhe

Mit dem Stricken ist Ibolya Acs‘ Leben ruhiger geworden. Oft lässt sie nebenher katholische Fernsehsendungen laufen, weil sie das zusätzlich beruhigt. Im Krankenhaus arbeitet sie auch nicht mehr, sondern in der Küche eines Kindergartens und als Reinigungskraft in der Kirche. Überhaupt hat sie mittlerweile einen guten Draht zur Kirche. Als sie in Ungarn geboren wurde, ist sie nicht getauft worden, aber als Erwachsene dann in Deutschland. Sie vertraut darauf, dass Gott einen Plan hat und sie führen wird. „Es hat schon alles seinen Sinn, manchmal erkennen wir ihn irgendwann und manchmal nicht“, sagt sie.

Auch wenn das Stricken vor allem ihr selbst hilft, steckt für Acs viel Soziales in ihrem Hobby. Mit Bekannten startet sie gerade sogar ein zweites Projekt: Etwa zehn Mitstreiter:innen stricken, häkeln, basteln und verzieren Kerzen. Die Ergebnisse wird die Gruppe nach einem Gottesdienst verkaufen und den Erlös spenden.

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