Der aus Indien stammende Pfarrer ist mit Mühlacker für das kleinste Dekanat verantwortlich. Die engen Kontakte und kurzen Wege können durchaus ein Vorteil sein, sagt er im Interview. Auch sein Migrationshintergrund hilft ihm, wenn es beispielsweise darum geht, die Nöte von Geflüchteten nachzuvollziehen. Die Kirche muss aus seiner Sicht beweglich sein und neue Formen wagen. Kein Wunder, dass er einstimmig in sein Amt gewählt wurde. Nun hat er vor Bischof Dr. Gebhard Fürst seinen Diensteid abgelegt und tritt damit offiziell sein neues Amt an. Parallel bleibt er Pfarrer in Heimsheim und Wiernsheim. Im Interview berichtet er, welche Leitlinien für ihn als Pfarrer und nun auch als Dekan gelten und was die Katholikinnen und Katholiken in Mühlacker in den kommenden sieben Jahren erwartet. Denn so lange dauert die Amtszeit eines Dekans.
Dekan Pankiraj, Sie wurden 1979 in Indien geboren, haben dort Theologie studiert und wurden 2007 in Ihrer Heimat zum Priester geweiht. Was hat Sie an der Herausforderung gereizt, Seelsorger in Deutschland zu werden?
Ich war schon fast drei Jahre als Priester in Indien tätig. Dann ermöglichte mir mein Heimat-Bischof ein weiteres Studium – in Rom oder Deutschland. Da es mir wichtig war, neben dem Studium auch in einer Gemeinde als Seelsorger arbeiten zu können, habe ich mich für Deutschland entschieden. Zudem gab es bereits gute Beziehungen zwischen meiner Heimatdiözese in Indien und der Diözese Rottenburg-Stuttgart (DRS). Mit Unterstützung der DRS wurden in meiner indischen Heimat viele Schulen, Kirchen und Gemeindehäuser gebaut.
Mir war und ist es wichtig, als Seelsorger in Beziehung zu meinen Mitmenschen zu leben und nicht nur in den eigenen vier Wänden zu studieren. Deshalb habe ich mich sehr auf Deutschland gefreut.
Sie besuchen gerne die Familien in Ihrer Gemeinde – auch außerhalb von offiziellen Terminen. Welche Bedeutung haben diese Besuche für Sie?
Gute Beziehungen zu meinen Gemeindemitgliedern zu haben, ist für mich die Basis als Seelsorger. Ich muss meine Gemeinde kennen und meine Gemeinde mich. Davon profitieren beide Seiten. Wir haben beispielsweise ein großes ehrenamtliches Engagement. Ich denke da zum Beispiel an das Erstkommunionteam oder die Teams, die die Firmung oder Kindergottesdienste vorbereiten. Da bin ich natürlich immer dabei oder Ansprechpartner und gebe auch gerne ein Feedback. Bei der Suche nach Ehrenamtlichen hilft es mir immer, gute Beziehungen zu den Familien zu haben, und fragen zu können, wenn jemand gebraucht wird.
Sie wurden einstimmig von den Vertretern Ihres Dekanats als neuer Dekan von Mühlacker gewählt. Sie haben also ein starkes Votum im Rücken. Was können die Katholikinnen und Katholiken in Mühlacker und Umgebung von Ihnen als ihrem neuen Dekan erwarten?
Mein Credo als Pfarrer war es, Menschen zusammenzubringen und gemeinsam Kirche zu gestalten. Dieses Credo gilt auch für mich als Dekan. Deshalb möchte ich die Menschen im Dekanat Mühlacker zusammenbringen. Weiterhin möchte ich das kirchliche Leben hier sorgfältig wahrnehmen und meinen Teil dazu beitragen, es zu fördern und so zu unterstützen, dass es lebendig bleiben und sich lebendig weiterentwickeln kann.
Wir leben hier im Dekanat Mühlacker eher in der Diaspora, sind als Katholiken also in der Minderheit. Deshalb möchte ich gerne die ökumenische Zusammenarbeit stärken.
Eine Hauptaufgabe für mich als Dekan wird es sein, zwischen Vielfalt und Einheit zu vermitteln und das Vertrauen in die Kirche zu stärken und wiederzugewinnen.
Mit 43 Jahren sind Sie der jüngste katholische Dekan in ganz Württemberg. Zudem haben Sie einen Migrationshintergrund. Inwieweit werden diese beiden Aspekte Ihre Arbeit beeinflussen?
Wir brauchen die ältere und die jüngere Generation, damit die Kirche lebendig bleibt. Als ich nach Deutschland gekommen bin, hat mich beispielsweise Pfarrer Norbert Bentele wie einen Sohn aufgenommen. Von seinen Erfahrungen habe ich viel profitiert. Er war für mich ein großes Vorbild.
Wichtig ist, zu sehen, was die Menschen hier vor Ort brauchen. Wenn es um Migranten oder Geflüchtete geht, sehe ich deren Bedürfnisse natürlich mit meinem eigenen Migrationshintergrund und kann die eine oder andere Herausforderung besser verstehen.
Mühlacker ist zudem das jüngste und das kleinste Dekanat in der Diözese. Das ist vielleicht auch ein Vorteil, um gemeinsam die Kirche vor Ort noch besser kennenzulernen und weiterzuentwickeln. Das Dekanat ist in Bewegung, die Gemeinden, die Werke und Dienste sind in Bewegung. Dabei wollen wir immer eine Kirche sein, die nahe bei den Menschen ist. Gleichzeitig wollen wir über unsere Kirchturmgrenzen hinausschauen.
Sie bleiben weiter Pfarrer in Wiernsheim und Heimsheim. Haben Sie einen Plan, wie Sie diese Aufgabe und die neuen Aufgaben als Dekan unter einen Hut bringen?
Es wird sicherlich eine große Herausforderung für mich, neben meiner pastoralen und seelsorgerlichen Arbeit auch die Verwaltungsaufgaben als Dekan zu meistern. Da ist eine klare Struktur wichtig, eine gute Planung und natürlich setze ich auf meine pastoralen Mitarbeiter. Ich werde auch meine Kompetenz und Erfahrung hier im Dekanat einbringen, all dies konsequent, effektiv und strukturiert weiterzuführen. In dieser Kombination werde ich das sicher schaffen. Vor allem aber ist es wichtig, unseren Weg nicht allein zu gehen brauchen, denn Er geht mit. Der Herr selbst, den wir verkünden, führt durch die Zeit.