Sonntagmorgen in der Weingartener Basilika. In Kürze beginnt der Gottesdienst. Tina Kiechle rückt den Tisch in der Eingangshalle zurecht und schaut, ob genügend Stifte und Zettel für die Registrierung bereitliegen. Die 48-Jährige koordiniert in der katholischen Kirchengemeinde St. Martin den Ordnerdienst, den sie an diesem Tag auch selbst übernimmt.
Die Kirchengemeinderätin begrüßt die Gottesdienstbesucher und schaut, ob sie eine medizinische Maske tragen und ihre Hände desinfizieren. Dann lässt sie die Kontaktdaten notieren und in ein Körbchen legen. All das ist nach dem Hygieneschutzkonzept der Diözese Rottenburg-Stuttgart während der Pandemie vorgeschrieben. Dass schon die ersten christlichen Gemeinden einen Türhüter-Dienst kannten, war Kiechle bisher nicht bekannt - und macht sie neugierig.
Ordner bereits in den frühchristlichen Gemeinden
Damals hießen die Ordner Ostiarier, was sich vom lateinischen Wort „ostium“ für Eingang ableitet. „Sie nahmen die Gottesdienstbesucher in Empfang“, erklärt der Biberacher Dekan Sigmund Schänzle, „hielten aber auch die Kirchen in Ordnung, was heute meist Mesnerinnen und Mesner tun.“ Seit dem 3. Jahrhundert zählte die Beauftragung zum Ostiarier zu den niederen Weihen, die jeder Kleriker bis zu deren Abschaffung 1972 auf dem Weg zur Priesterweihe durchlaufen musste, ergänzt der Geistliche.