Klinikseelsorge

In einem guten Dienst Meilensteine gesetzt

Im Hörsaal des Klinikums Heidenheim wurde Klinikseelsorger Uli Redelstein (stehend, von rechts) von Kollegin Lydia Hageloch, dem langjährigen evangelischen Kollegen Thomas Völklein und vielen weiteren Mitarbeitenden, Weggefährten und Freunden in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Elfriede Mayer

Nach fast 30 Jahren Dienst als Krankenhausseelsorger ist Uli Redelstein in den Ruhestand verabschiedet worden.

Mit hoher menschlicher und fachlicher Kompetenz und „echtem Interesse am Menschen“ habe Uli Redelstein als Seelsorger gewirkt und seine Arbeit „immer als einen Dienst an der Gemeinschaft verstanden“, sagte Edmund Zwaygardt, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft (AG) der Seelsorgenden im Krankenhaus und Gesundheitswesen der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Als sein Vor-Vorgänger im AG-Vorsitz habe Redelstein „richtungsweisende Arbeit“ geleistet. Der Verbund dient in enger Kooperation mit der Hauptabteilung IV – Pastorale Konzeption der Vernetzung der etwa 110 Mitarbeitenden in der Krankenhaus-, Kur- oder Psychiatrieseelsorge und widmet sich der Entwicklung der vielfältigen Belange der Seelsorge in diesem Bereich. Uli Redelstein war zwölf Jahre Vorsitzender der AG.

Prof. Dr. Andreas Imdahl, Chefarzt der Chirurgie und ehemaliger Ärztlicher Direktor im Klinikum Heidenheim, unterstrich bei einer Feierstunde die vielfältige Bedeutung der Klinikseelsorge – „sie ist für die Menschen in unserem Klinikum so wichtig - ob nun als Patienten, Angehörige oder Mitarbeiter“. Redelstein sei „stets für die Patienten und in den letzten Jahren auch zunehmend mehr für die Mitarbeiter ein wichtiger zuhörender Gesprächspartner“ gewesen. Gerne habe er Mediationen in Konflikten oder Supervisionen von Teams durchgeführt und die Ethikvisiten auf der Intensivstation begleitet, so Imdahl weiter. „Es war Ihnen auch wichtig, Auszubildende im Blick zu haben, das heißt, Sie haben Unterricht zu Ethik-Themen gegeben an der Krankenpflegeschule und bei den PJ-lern“, also den Medizinstudenten im „Praktischen Jahr“, dem letzten Abschnitt des Studiums. Dieser Unterricht sei in der heutigen Zeit „extrem wichtig“, weil „in unserer ökonomisch diktierten und ausgesprochen schnelllebigen Zeit diese ethischen Themen in meinen Augen zu kurz kommen“, sagte der Chefarzt.

Immer für die Patienten da

Uli Redelstein hat Theologie in Tübingen und Innsbruck studiert. Nach seiner pastoralpraktischen Ausbildung in Mühlacker arbeitete er sechs Jahre lang als Seelsorger in einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. 1996 wurde er Krankenhausseelsorger in Heidenheim. Seine lange Berufserfahrung brachte er auch an verantwortlicher Stelle in der Ausbildung für Krankenhausseelsorger ein.

Aus dem Blickwinkel des Gemeindepfarrers würdigte der Heidemheimer Dekan Dr. Dietmar Horst das langjährige Wirken von Uli Redelstein. Immer wieder werde er von Gemeindemitgliedern, die im Krankenhaus waren, auf den guten Dienst von Herrn Redelstein und den anderen Klinikseelsorgern lobend angesprochen. „Es tut den Menschen im Krankenhaus, besonders denen, die länger dort sind oder die mit einer schweren Krankheit oder einer schweren Entscheidung zu kämpfen haben, gut, wenn es einen kompetenten Gesprächspartner gibt.“ Genau dieser Herausforderung sei Uli Redelstein mehr als gerecht geworden. „Er war immer da für die Patienten, deren Angehörige und auch für die Mitarbeiter im Klinikum.“

Erreichbarkeit als Schlüsselbegriff

Weil die Erreichbarkeit zu den Schlüsselbegriffen einer professionellen Krankenhauseelsorge gehöre, habe Uli Redelstein als AG-Vorsitzender zusammen mit dem Beirat der AG und in Kooperation mit der Hauptabteilung V – Pastorales Personal und mit der Mitarbeitervertretung (MAV) eine Regelung zur Erreichbarkeit bzw. den Rahmen für eine 24-stündige „Ökumenische Rufbereitschaft“ entwickelt, erinnerte der jetzige AG-Vorsitzende Zwaygardt. Als weitere „wesentliche Meilensteine“, die in dieser Zeit erreicht und „zum Aushängeschild der Klinikseelsorge weit über die Diözesangrenzen hinaus geworden sind“, nannte Zwaygardt die Formulierung eines Sterbesegens und die „Ökumenische Rahmenvereinbarung Klinikseelsorge“, die Redelstein „in Zusammenarbeit mit Georg Gawaz und mit der evangelischen Seite“ entwickelt habe und die im Januar 2020 von den Bischöfen feierlich unterzeichnet wurde.

Mit Blick auf die wachsende Bedeutung ethischer Fragestellungen im Klinikalltag unterstrich der Theologe Thomas Wigant die Chancen der Klinikseelsorge. In einem Impuls zeigte der Regionalleiter der BBT-Gruppe (Barmherzige Brüder Trier) in Tauberfranken-Hohenlohe als einem der großen christlichen Träger von Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen in Deutschland Perspektiven und auch Grenzen der Seelsorge im Krankenhaus auf. Gerade im Bereich angewandte Ethik bestehe der Beitrag der Seelsorge darin, „den Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren“.  Indem Seelsorgende Zeit und Zuwendung schenken und den Platz für Gott offen halten, Nöte auch von Mitarbeitenden wahrnehmen und eine Schnittstellenfunktion im System Krankenhaus einnehmen, stelle sich die Kirche hier ihrer zentralen Aufgabe: der konkreten und kreativen Konfrontation von Evangelium und Existenz. Mit Bezug auf den Titel einer Schrift der deutschen Bischöfe zur Seelsorge von 2022 – „In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche“ – nannte Wigant die Klinikseelsorge und die Arbeit von Uli Redelstein einen „Herzschrittmacher“. Musikalisch umrahmt war die Verabschiedungsfeier im Hörsaal des Klinikums von „Placebo Forte“, einer Band, die zum Teil aus Mitarbeitenden der Klinik besteht.

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