Er lebt schon seit einigen Wochen im Pfarrhaus und erkundete die Stadt. Seit Sonntag ist Harald Kiebler nun offiziell Pfarrer der Seelsorgeeinheit Ravensburg-Mitte mit den Kirchengemeinden Liebfrauen, Christkönig, St. Christina und St. Jodok zusammen mit der polnischen und der kroatischen Gemeinde. Dekan Ekkehard Schmid, der die eineinhalb Jahre ohne Leitenden Pfarrer überbrückte, stellte den 55-jährigen bisherigen Rottenburger Dompfarrer im Investiturgottesdienst in der Liebfrauenkirche vor. Beide Geistlichen erhielten 1992 in der Weingartener Basilika von Bischof Walter Kasper die Priesterweihe und sind befreundet.
Während Kiebler zunächst auf einem Stuhl an der Seite Platz nahm, verlas Markus Heinzelmann, Gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats Christkönig, das Ernennungsschreiben von Bischof Gebhard Fürst. Dekan Schmid geleitete seinen Mitbruder, nachdem dieser das Glaubensbekenntnis abgelegt hatte, zum Priestersitz. Mit seinem Amt als Pfarrer übernahm Kiebler auch die Leitung des Gottesdienstes. "Ich reihe mich ein in die Gemeinschaft der Glaubenden hier in Ravensburg", schloss der Neue seine Predigt und bat die Mitfeiernden, ihn im Gebet - auch vor der Schutzmantelmadonna - zu begleiten.
Schwierige Situationen schweißen zusammen
Zuvor verwies er darauf, dass "Wohlstand und Frieden immer auch ein Geschenk und eine Gnade" seien. Habe zunächst die Pandemie in allen Bereichen die Handbremse angezogen, zeige nun der Krieg in der Ukraine, wie schnell Menschen diese Werte zunichtemachen könnten. Obwohl sich die Gegenwart des Göttlichen oft nur in kurzen Momenten zeige, hätten die Getauften die Aufgabe, aus dieser Erfahrung "Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht zu setzen." Gerade die Durststrecken im Glauben und die berechtigte Kritik an der Institution Kirche verbänden Christinnen und Christen untereinander im Ringen um den Weg in die Zukunft, betonte Kiebler.