Notfallseelsorge

In schwersten Krisen beistehen

Als Nachfolger von Pfarrer Hanns Günther leitet Diakon Andreas Groll seit Oktober als erster Katholik die Notfallseelsorge Stuttgart.

Andreas Groll ist neuer Leiter der Notfallseelsorge Stuttgart. Der Diakon leitet als erster Katholik den ökumenischen Dienst.

Jeder Einsatz eine Ausnahmesituation: Notfallseelsorger stehen Menschen bei, die von schweren Schicksalsschlägen überrascht wurden. Rettungsdienst, Polizei und Feuerwehr fordern sie bei schweren Unfällen an. Bei unerwarteten Todesfällen und Suiziden werden sie gerufen, um gemeinsam mit der Polizei die Todesnachricht zu überbringen.

2001 wurde die Stuttgarter Notfallseelsorge in Trägerschaft der Kirchen und unter dem Dach der städtischen Feuerwehr gegründet. Sie bietet in akuten Krisensituationen „Erste Hilfe für die Seele“. 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr kommen die Seelsorger direkt an die Orte, wo sie gebraucht werden. Seit Oktober 2021 leitet Diakon Andreas Groll als erster Katholik die Notfallseelsorge. Er folgt auf Pfarrer Hanns Günther, der in den Ruhestand gegangen ist.

Interview mit Andreas Groll

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Einsatz?

Mein erster Einsatz vor fünf Jahren war ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem ein Kind ums Leben kam. Gemeinsam mit der Polizei habe ich den Eltern die Todesnachricht überbracht. Der Tod des eigenen Kindes ist wohl das Schlimmste, was Eltern passieren kann. So eine katastrophale Situation löst Ohnmacht und Kontrollverlust aus.

Wie helfen Sie den Angehörigen in so einer Situation?

Als Notfallseelsorger sind wir da und lassen die Menschen in so einer Situation nicht allein. Wenn zum Beispiel die Staatsanwaltschaft ein getötetes Kind beschlagnahmt, weil die Todesursache geklärt werden muss, ist das für die Eltern eine unerträgliche Situation. Wir stehen Menschen in ihren schwersten Krisen bei und geben ihnen Halt.

Was war Ihr letzter Einsatz?

Da musste ich einer Frau mit der Polizei die Todesnachricht nach einem Suizid überbringen. Als Notfallseelsorger ist unsere Arbeit auf das Krisenereignis begrenzt. Wir bauen Brücken und aktivieren Freunde und Familienangehörige oder nachgelagerte Hilfesysteme für die Betroffenen, wie seelsorgliche Angebote der Gemeinden oder Angebote psychologischer und sozialer Einrichtungen. Zum Beispiel arbeiten wir eng mit dem Arbeitskreis Leben zusammen. So gibt es jährlich eine Gedenkfeier für Hinterbliebene von Suizidenten.

Sie sind täglich mit schrecklichen Unfällen konfrontiert. Warum engagieren Sie sich in der Notfallseelsorge?

Ich glaube, weil mich Gott genau in solchen Situationen zu den Menschen ruft. Und weil ich Gott dort begegnen kann. So erahne ich, was es bedeuten kann, als Gott Mose im brennenden Dornbusch begegnet (Ex 3,14) und sagt: Ich bin, der-ich-bin-da! Das ist auch immer der erste Satz, den ich den betroffenen Menschen sage, wenn ich am Einsatzort eintreffe: Ich bin jetzt für Sie da.

Was ist Ihnen als neuer Leiter wichtig?

Ich möchte vor allem auf katholischer Seite mehr Menschen für diese schöne Aufgabe begeistern. Eine meiner Hauptaufgaben wird sein, ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende zu gewinnen und auszubilden.

Zur Person

Andreas Groll (51), geboren in Binghamton/USA und aufgewachsen in Gechingen. Der gelernte Landwirt und Ingenieur lebt mit seiner Frau in Stuttgart-Möhringen. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Im Mai 2021 wurde er zum Ständigen Diakon geweiht.

Interessenten für die Mitarbeit in der Notfallseelsorge können sich unter info(at)notfallseelsorge-stuttgart.de oder +49 175 5065045 melden.

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