Das Problem ist also bekannt?
Wir haben hier einen Kriminalitäts-Hotspot. Das kann man auch in den Statistiken der Polizei nachlesen. Wir haben in der Innenstadt sehr viele Alkohol- und Drogendelikte, Eigentumsdelikte, gewaltsame Übergriffe – und jetzt ist die Situation aus vielen verschiedenen Gründen in einer Weise eskaliert, die nicht zu erwarten war, aber die eben auch nicht aus dem Nichts kommt.
Wie lässt sich da gegensteuern?
Meine Forderung wäre, dass wir jetzt wirklich nochmal deutlich machen, welche Regeln hier gelten, was Party in Stuttgart bedeutet – und was es nicht bedeuten kann. Es sind alle willkommen, die den Frieden und das gute Zusammenleben schätzen, auf das wir in Stuttgart zu Recht stolz sind. Es ist uns völlig wurscht, ob ein Mensch aus Balingen oder aus Afghanistan kommt. Wir sind stolz darauf, dass Integration und friedliches Zusammenleben in Stuttgart seit vielen Jahrzehnten gut gelingt und wir lassen uns dies von ein paar aufgeheizten Halbstarken nicht kaputtmachen.
Was kann man Ihrer Meinung nach konkret machen?
Politik und Sicherheitskräfte müssen jetzt einen Weg finden, Ausschreitungen zu unterbinden, das ist deren Zuständigkeit. Allein polizeiliche Präsenz wird aber nicht ausreichen, es gehört auch ein großes Bündel sozialpädagogischer begleitender Maßnahmen dazu. Ich frage mich: Was haben diese Leute eigentlich für eine Erziehung genossen? Woher rührt dieses Machogehabe? Was ist denn da im Elternhaus schiefgelaufen? Was läuft falsch im Kopf, dass Menschen in einem solchen Hass auf Polizisten losgehen und wahllos Geschäfte verwüsten?
Sie denken an einen ganzheitlichen Lösungsansatz?
Solche Gewaltausbrüche sind ein größeres gesellschaftliches Problem. Man kann nicht davon ausgehen, mit einfachen Maßnahmen morgen alles wieder in den Griff zu bekommen. Repression allein ist auch keine Lösung. Es braucht ganzheitlichere Ansätze, aber das sage ich nun seit vielen Jahren. Und deshalb bitte ich auch darum, dass die Politik jetzt nicht so überrascht tut. Wenn man über Jahre hinweg zulässt, dass jedes Wochenende Sauf- und Lärmorgien stattfinden, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass die Gleichgültigkeit gegenüber einem öffentlichen Raum zunimmt – und damit auch die Bereitschaft, weitergehende Straftaten zu begehen.