Interview

Innovative Konzepte für Menschen

Zwischen Kirche und Kommune, Dekanat und Landkreis, gibt es bewährte Formen der Zusammenarbeit. Für die Ostalb, zum Beispiel, sehen Dekan Robert Kloker (links) und Landrat Dr. Joachim Bläse durch den Prozess „Räume für eine Kirche der Zukunft“ gute Chancen für weitere Kooperationen und Synergien. Foto: Schwenk

Landrat Dr. Bläse sieht in dem Prozess „Räume für eine Kirche der Zukunft“ eine große Chance, die Relevanz der Kirche in der Gesellschaft zu stärken.

Mit dem jetzt gestarteten Projekt „Räume für eine Kirche der Zukunft“ in der Diözese Rottenburg-Stuttgart soll der nichtsakrale Gebäudebestand der Kirchengemeinden für eine zukunftsfähige, nachhaltige und gemeinwohlorientierte Nutzung optimiert und entsprechend angepasst werden. Damit reagiert die Diözese nicht nur auf die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder, sondern will bis ins Jahr 2040 die Klimaneutralität erreichen. Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel sieht darin eine große Chance, „gemeinsam mit anderen Akteuren, wie beispielsweise Kommunen, Schulen und sozialen Trägern Vereinbarungen über die Nutzung von Gebäuden zu treffen“. Damit gehe dann auch eine „Öffnung des Gemeinde- und Glaubenslebens über die Kirchengemeinde hinaus“ einher.

Vielerorts gibt es bereits eine gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Kommune, Dekanat und Landkreis. Der Landrat des Ostalbkreises, Dr. Joachim Bläse, würdigt diese verlässliche Partnerschaft und sieht durch den Veränderungs- und Anpassungsprozess gute Chancen für weitere Kooperationen und Synergien, wie er im Interview mit der echo-Redaktion erklärt.

Wie schätzen Sie den Prozess „Räume für eine Kirche der Zukunft“ ein?

In einer Zeit, in der gesellschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen sich ständig wandeln, bleibt es nicht aus, dass bestehenden Strukturen und Angebote auf den Prüfstand gestellt werden. Der Prozess bietet meines Erachtens eine einmalige Chance, sich intensiv mit den aktuellen Bedürfnissen und Erwartungen der Gemeindemitglieder auseinanderzusetzen. Durch die Öffnung der Kirche für neue Formen der Begegnung, des Dialogs und für diesen Prozess können innovative Konzepte entwickelt werden, um den spirituellen und sozialen Bedürfnissen der Menschen auch in Zukunft gerecht zu werden.

Worin sehen Sie große Chancen, besonders in der Zusammenarbeit mit dem Landkreis?

Ich sehe den Prozess „Räume für eine Kirche der Zukunft“ insgesamt als eine große Chance, die Kirche zukunftsfähig zu machen und ihre Relevanz in der Gesellschaft zu stärken. Etablierte und bewährte Strukturen können bekräftigt und gleichzeitig neue, innovative Konzepte entwickelt werden. Es gibt eine Vielzahl von Aufgaben, die Landkreis und Kirche verbinden und in denen wir eng kooperieren und das über alle Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten hinweg. Für alle diese Themen, von der Kinderbetreuung bis hin zur Altenpflege, war und ist die Kirche für den Landkreis immer ein verlässlicher und kompetenter Partner. Der Prozess „Räume für eine Kirche der Zukunft“ gibt uns die Möglichkeit, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung im Landkreis auch unter dem Blickwinkel der Gebäudeinfrastruktur zu betrachten und potentielle Nutzungsmöglichkeiten und Synergieeffekte ausfindig zu machen.

Die Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) für Flüchtlinge in Ellwangen wird Ende 2025 geschlossen und der Landkreis ist auf der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten…

Falls es bei dieser Pflichtaufgabe und zugegebenermaßen auch Herausforderung im Rahmen des kirchlichen Prozesses Potenziale für die Unterbringung von Geflüchteten geben sollte, wären wir für Angebote dankbar.

Was würden Sie den Kirchen vor Ort empfehlen, besonders den kleinen Gemeinden im ländlichen Raum?

Ich denke, die Kirchen vor Ort und auch die kleineren ländlich gelegenen Gemeinden sind gut aufgestellt und wissen, wie wichtig es ist, sich auf seine Stärken zu besinnen, seine Einzigartigkeit zu bewahren und gleichzeitig mutig neue Wege zu beschreiten.

Was sollte die Kirche aus Ihrer Sicht beachten?

Die Kirche steht wie jeder gesellschaftliche Akteur in Zeiten des Wandels vor vielfältigen Herausforderungen und Chancen. Dabei wird es für die Kirche, ebenso wie für Politik und Verwaltung, zentral sein, sich mit den aktuellen gesellschaftlichen Themen und den Lebensrealitäten der Menschen auseinanderzusetzen. Das bedeutet, auf soziale, wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen einzugehen und darüber hinaus als spirituelle, soziale und moralische Instanz in der Gesellschaft klare Positionen zu beziehen.

Wie wird die Zusammenarbeit Kirche - Landkreis dabei aussehen?

Die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Landkreis kann auf vielfältige Weise gestaltet werden und bietet zahlreiche Möglichkeiten, um gemeinsam die Lebensqualität der Bürger zu verbessern und gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen. Wir haben bereits seit vielen Jahren bewährte Formen des Austausches und der Kooperation auf allen Ebenen - vom Runden Tisch Dekane bis hin zu Arbeitsgruppen mit kirchlichen Trägern zu den unterschiedlichsten Fachthemen. Das ermöglicht es uns, schnell auf aktuelle Bedarfe zu reagieren. So konnten wir zum Beispiel gemeinsam im Winter 2022 kurzfristig den „Solidaritätsschirm Ostalbkreis“ einrichten, der eine Vielzahl von Angeboten zur Begegnung, zum Aufwärmen oder für eine gemeinsame Mahlzeit geboten hat. Ich schätze die gute und enge Zusammenarbeit mit der Kirche sehr und freue mich, wenn im Rahmen des Prozesses „Räume für eine Kirche der Zukunft“ weitere Kooperationsmöglichkeiten und Synergien entstehen.

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