Ein kühler Wind pfiff durch die Reihen vor der Hauptbühne der Landesgartenschau in Wangen, als sich etwa 550 Ehrenamtliche aus dem Allgäu und dem Schussental einen Platz suchten. Das Zeltdach hielt am späten Samstagmorgen manchen kurzen Regenschauer ab. „Kirche wäre ohne bürgerschaftliches Engagement nicht zu denken“, sagte Pastoralreferent Benjamin Sigg. Er ist im Dekanat Allgäu-Oberschwaben ansprechbar für Spiritualität, Pilgern sowie Tourismus und sorgte zuvor am Keyboard zusammen mit Selina Müller an der Querflöte und Sängerin Corina Rother für innere Wohlfühlatmosphäre. Das Trio sprang kurzfristig für den erkrankten Musiker ein.
Juwelen der Kirche auf der Landesgartenschau
Das Dekanat hatte zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde Wangen und unterstützt durch die Hauptabteilung Pastorale Konzeption der Diözese auf das Gelände des „längsten Sommerfestes im Allgäu“ eingeladen. „Sie alle sind Schätze für unser Gemeinwesen“, betonte Pfarrerin Elisabeth Jooß und deutete an, was auch der emeritierte Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner den Ehrenamtlichen in seinem Vortrag mitgab. Sie seien ein gutes Beispiel dafür, dass die „taumelnde Welt“, wie er es nannte, nicht nur herzlos sei. Für Christ:innen gehe es nicht darum, die Hoffnungslosigkeit zu verdoppeln, sondern „Hoffnungspartisan:innen“ zu sein.
Ehrenamt macht die Welt himmlischer
Denn auch in der Kirche bestehe wie in der Politik die Gefahr, dass Fundamentalisten Ängste der Menschen missbrauchen, mahnte der Professor. Andererseits drohe die Kirche zu implodieren, wenn sie sich nur über interne Strukturfragen streite und die Probleme der Welt wie Kriege, Klimawandel und Armutsflucht vernachlässige. Es gelte die fundamentale Gleichheit der Menschen und die weltweite Solidarität zu betonen und alles mit Gottvertrauen, Nächstenliebe und einer gewissen „Kirchenresilienz“ anzugehen. „Durch Sie wird die Welt himmlischer“, rief Zulehner den Engagierten zu. „Ihr seid alle kostbare Juwelen.“
Nach der Mittagpause mit einem Proviantpäckchen schwärmten die Ehrenamtlichen aus. Einige vertieften die Impulse des Vortrags mit mit Professor Zulehner, andere diskutierten im Garten der Kirchen über ehrenamtliches Engagement und Wertschätzung. Bei inzwischen trockenem Wetter ließen sich viele in Kleingruppen durch das Gelände führen und bei einem Segensspaziergang inspirieren. Oder sie bewegten sich tanzend zur Musik. Zum Abschluss segneten Weihbischof Matthäus Karrer, Pfarrerin Friederike Hönig und Benjamin Sigg die Ehrenamtlichen zu den Klängen des Wangener Posaunenchors und nach einem Gebet in vier Himmelsrichtungen, das die Sorgen der Welt von heute aufgriff.
Ich finde es toll, dass wir solche Theologen wie Zulehner haben, die nicht mit dem Zeigefinger kommen, sondern Hoffnung vermitteln. Ich bin stolz darauf, dass ich auch so ein kleiner Diamant sein darf.
Margret Kehle, ehemalige Diözesanrätin und Bundesverdienstkreuzträgerin, engagiert sich in Kißlegg als Leiterin von Wort-Gottes-Feiern und bei der Betreuung von Demenzkranken. Sie liest Kindern vor und organisiert Seniorennachmittage.
Das ist ein großes Dankeschön an uns Ehrenamtliche. Paul Zulehner hat viele Dinge gesagt, die uns bestärken, und wir nehmen die Hoffnung mit, dieses Vertrauen. Und dass wir uns auch gegenseitig stärken in unserem Tun.
Anton Hänsler ist gewählter Vorsitzender des Dekanatsrats von Allgäu-Oberschwaben, ist politisch tätig und engagiert sich in seiner Kirchengemeinde in Aulendorf als „Zahlenmensch“ in verschiedenen Ausschüssen des Kirchengemeinderats im Bereich Verwaltung, Bauen und Kindergarten.