Der Oberschwabe Markus Müller ist häufig in Stuttgart. Aber nicht nur deshalb hat er vermutlich einen etwas anderen Blick auf den 102. Deutschen Katholikentag vom 25. bis 29. Mai als andere Teilnehmende. Der Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg sieht die Landeshauptstadt und das Großereignis auch aus den Augen eines Stadtplaners. Als solcher findet er es natürlich gut, „dass der Katholikentag die Plätze der Stadt aktiv bespielt.“
Für einen Besuch am Donnerstag, Freitag oder Samstag empfiehlt Markus Müller den Begegnungsort der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) auf dem Kleinen Schlossplatz. Aber nicht nur, weil dieser „Polis“ heißt, das griechische Wort für Stadt.
„Kirche muss durch Menschen, die für sie stehen, im öffentlichen Raum ansprechbar, diskutierbar und hinterfragbar werden.“
So erläutert der 57-Jährige seine Wahl. Die gelebte Ökumene in Deutschland könne aus seiner Sicht auch Vorbild sein für den Umgang mit Vielfalt und Differenzen in der Gesellschaft.
Am Feiertag Christi Himmelfahrt beteiligt sich der Freie Architekt aus Meckenbeuren im Bodenseekreis selbst von 16.30 bis 18 Uhr an einem Podium zum Thema „Wohnungsnot geht uns alle an“. „Wohnen ist neben dem Klimaschutz eine zentrale Frage unserer Zeit, die aus spezifisch christlicher Barmherzigkeit beantwortet werden muss“, betont Müller. Er sieht eine Riesenchance für die katholische Kirche darin, sich finanziell, mit Grundstücken und konzeptionell zu beteiligen. „Das kann kirchliches Leben in den Gemeinden wieder in die Mitte der Gesellschaft bringen“, ist der Kammerpräsident überzeugt.
Markus Müllers persönliches Highlight ist die Podiumsdiskussion mit Frank-Walter Steinmeier - ebenfalls an Christi Himmelfahrt um 14 Uhr. Der Bundespräsident lebe nicht nur in der Politik vor, wie notwendig die Fähigkeit zu echten Gewissensentscheidungen sei, sondern stelle auch ganz praktisch die Verbindung von persönlicher Glaubensgewissheit und alltäglichen Sorgen her, hebt der Architekt hervor. „Persönlichkeiten, die so souverän mit ihrer Lebenshaltung umgehen“, ergänzt er, „schaffen das Vertrauen und die Orientierung, die wir in bewegten Zeiten brauchen.“