Citypastoral

Kick-off für mobile Oasen im Alltagstrubel

Als Cityseelsorgerin will Laura Kick (Mitte) auf Straßen und Plätzen Ulms den Menschen im Alltag begegnen und „Oasen für die Seele" schaffen. Dekan Ulrich Kloos und Dekanatsreferentin Maria Grüner hießen sie im Bischof-Sproll-Haus willkommen. Foto: Dekanat Ehingen-Ulm

Dahin gehen, wo die Menschen sind: Laura Kick bietet als Cityseelsorgerin Möglichkeiten zum Gespräch und zur Begegnung.

Auf dem Wochenmarkt schlägt das Herz der Stadt: Flanieren, frisch und regional einkaufen, hie und da ein Schwätzchen halten im Schatten des höchsten Kirchturms der Welt oder in den Stadtteilen auf dem Tannenplatz, im Klosterhof, am Stifterweg – „Der Wochenmarkt tut vielen Menschen einfach gut“, sagt Laura Kick. „Aber es gibt natürlich auch die, die Sorgen haben oder die einsam sind.“ Auf Menschen zuzugehen, Aufmerksamkeit zu schenken, ein offenes Ohr zu haben – das hat sich die Cityseelsorgerin vorgenommen. „Glaube passiert in Gemeinschaft, aber als Kirche dürfen wir nicht darauf warten, dass die Menschen kommen. Wir müssen dahin gehen, wo die Menschen sind, und die Kirche auch an anderen Orten sichtbar machen“, ist die Pastoralreferentin überzeugt.

Lebensnahe Angebote

Mit lebensnahen Angeboten will die 34-jährige Theologin Menschen im Alltag begegnen: mal einen „Prüfungssegen“ austeilen, mit Touristen ins Gespräch kommen, vielleicht einen Filmabend organisieren. „Ich glaube, dass das eine Stelle ist, die durch Begegnungen, Erfahrungen und Beobachtungen wachsen muss“, sagt Kick. Dass sie ähnlich wie ihre Neu-Ulmer Kollegin ein „Tattoo-Event“ organisiert, das zurzeit für Furore sorgt, könne sie sich aktuell nicht vorstellen, „aber ich schau mir das mal an“. Tattoos seien ja im Trend und eine interessante Ebene, um mit Glaube und Kirche in Berührung zu kommen.

„Scheue Frömmigkeit“ wahrnehmen

„Viele Menschen haben Hunger nach Spiritualität, haben eine Sehnsucht nach Ruhe und seelischer Geborgenheit.“ In den christlichen Symbolen, die sich manche Menschen stechen lassen, drücke sich dieser Hunger aus, genauso wie an den Kreuzen und christlichen Medaillen, die viele Menschen um den Hals tragen. Andere, die sich vielleicht sonntags kaum in einen Gottesdienst „verirren“, zünden gern mal unter der Woche, etwa in der Mittagspause, in der Wengenkirche ein Kerzle an – der tschechische Religionssoziologe und Hochschullehrer Tomáš Halík hat dafür den Begriff der „scheuen Frömmigkeit“ geprägt; wieder andere tragen Enttäuschung und Frustration mit sich herum, weil sie in der Kirche vielleicht niemanden gefunden haben, der ihnen zuhört.

„Ich kann gut zuhören und ich kann für mich und meinen Glauben einstehen“, sagt Laura Kick, die sich gern als „Stadtmensch“ beschreibt: Die gebürtige Mannheimerin hat in Tübingen Theologie und Geschichte studiert und wurde 2021 als Pastoralreferentin beauftragt. Auch durch ihre Tätigkeit an einer beruflichen Schule in Heidenheim ist sie „am Puls der Zeit“.

Oasen für die Seele schaffen

Angesiedelt ist ihre Stelle beim Katholischen Dekanat Ehingen-Ulm, das sich von Laura Kicks Einsatz auch eine Vernetzung mit bereits bestehenden Angeboten des Dekanats verspricht: verschiedenen karitativen Diensten, der Betriebsseelsorge und der offenen Bildungsarbeit, wie Dekan Ulrich Kloos hervorhebt. „Cityseelsorge findet draußen in der Stadt, auf den Straßen und Plätzen Ulms, auf dem Wochenmarkt oder an der Straßenbahnhaltestelle statt.“ Es gehe darum, Orte des Zuhörens und der Gottesbegegnung zu erschließen, „Oasen für die Seele“ zu schaffen.

„Schön, dass du da bist"

Um zu beschreiben, dass ihre Stelle nicht in erster Linie dazu da ist, „neue Mitglieder zu rekrutieren“, sondern Menschen ein offenes Ohr zu schenken, kehrt Laura Kick gedanklich nochmals auf den Wochenmarkt zurück: Dort gebe es am Rand des Marktes immer wieder auch Stände von Verbänden und Parteien – „und alle wollen was von den Leuten“, schmunzelt sie: etwa Mitstreiter oder Wählerstimmen. „Ich möchte den Leuten ein Angebot machen, etwas loszuwerden. Ich möchte ihnen begegnen und ihnen sagen: Schön, dass du da bist: Du bist geschätzt.“

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