Kirchweih

Kirbe und andere Jubiläumsfeste

Der Dom St. Martin vom Marktplatz her.

Der Rottenburger Dom St. Martin feiert am 19. Oktober seinen Weihetag

Weshalb der Dom St. Martin in Rottenburg und viele andere Kirchen der Diözese im Oktober ihren wirklichen oder einen allgemeinen Weihetag feiern.

Eigentlich erhielt der heutige Dom als Martinskirche, die nach dem Rottenburger Stadtbrand am Marktplatz wieder errichtet wurde, am 8. September 1655 seine Weihe. Den Jahrtag begehen Domgemeinde und Diözese allerdings erst am dritten Sonntag des Folgemonats, dieses Jahr am 19. Oktober. "Wo das Kirchweihfest nicht am entsprechenden Datum begangen werden kann, wird es in der Diözese Rottenburg-Stuttgart am 14. Oktober gefeiert", heißt es für die anderen Kirchengemeinden im liturgischen Kalender - mit dem Hinweis, dass es auch auf den folgenden Sonntag verlegt werden kann. Einst waren mit dem kirchlichen Feiertag meist auch weltliche Festivitäten verbunden - hierzulande Kirbe, woanders Kirmes genannt.

Ob wirklich alle Kirchengemeinden, die Mitte Oktober Kirchweih begehen, das Weihedatum ihrer Kirche nicht kennen, ist fraglich. Denn aus Bayern ist beispielsweise bekannt, dass früher fast das ganze Jahr über in der näheren Umgebung irgendwo Kirchweih gefeiert wurde und alle sich gegenseitig besuchten. Dadurch fehlten die Gläubigen häufig in der eigenen Kirche. Manche Feste dauerten mehrere Tage und nach den ausschweifenden Trinkgelagen ließ der Arbeitseifer hinterher zu wünschen übrig. Deshalb erließen die bayerischen Bischöfe Mitte des 19. Jahrhunderts den Einheitstermin am dritten Oktobersonntag. Vielleicht hat sich der Termin in der Diözese Rottenburg-Stuttgart aus ähnlichen Gründen ergeben.

Mühlacker und Eggmannsried feiern das eigentliche Kirchweihdatum

Dass der Rottenburger Bischof Paul Wilhelm von Keppler am 11. Oktober 1925 die Herz-Jesu Kirche in Mühlacker weihte, steht jedoch außer Zweifel. Das mit gelbem Maulbronner Sandstein verkleidete Gotteshaus ruht auf Stahlbetonträgern und Säulen. Es löste den Betsaal nördlich des Bahnhofs ab und sollte religiöser Mittelpunkt einer weit zerstreuten Diasporagemeinde werden. Im Untergeschoss bot, wie damals üblich, ein Saal Raum für Veranstaltungen. Der Bau der Eisenbahn von Bietigheim nach Bruchsal und die einsetzende Industrialisierung brachten wieder Katholiken ins evangelische Stammland. 1861 waren es 112 Gläubige. Nach der Einrichtung eines Vikariats wuchs die Zahl 1911 bereits auf 1.000 Gemeindemitglieder. Seit 1919 ist Herz Jesu eine eigene Pfarrei.

200 Jahre früher, am 25. Oktober 1725, reiste der Konstanzer Weihbischof Franz Anton von Sirgenstein nach Eggmannsried bei Wurzach, um die Jakobuskirche zu weihen. Der Schussenrieder Abt Didacus Ströbele ließ das Gotteshaus nach Abriss der Vorgängerbaus im barocken Stil errichten. Auffällig ist die mit Gemälden verzierte Holz-Kassettendecke von Gabriel Weiß, in deren Zentrum die Aufnahme Marias in den Himmel dargestellt ist. Eggmannsried ist heute mit 167 Katholik:innen die kleinste der zehn Kirchengemeinden in der Seelsorgeeinheit Bad Wurzach. Die erste Kirche am Ort ist übrigens im Jahr 1275 erstmals erwähnt.

Pfarreien wie Krumbach und Westerstetten sind älter als ihre Kirchen

Die erste urkundliche Erwähnung ist ein weiterer Grund, ein Jubiläum zu feiern. St. Georg in Krumbach bei Tettnang gehört heute zur Seelsorgeeinheit Argental und tauchte wie Eggmannsried vor 750 Jahren erstmals in schriftlichen Dokumenten auf. Gefeiert hat die Kirchengemeinde mit Weihbischof Matthäus Karrer bereits am 5. Oktober mit Festgottesdienst und Gemeindefest. Die heutige Saalkirche stammt aus dem Jahr 1709 und wurde von der Abtei Weingarten errichtet. Der vom gotischen Vorgängerbau erhaltene Turm bekam 1926 den heutigen achteckigen Aufbau mit Zwiebelhaube.

Auch die spätbarocke Kirche in Westerstetten nördlich von Ulm entstand im 18. Jahrhundert nach Plänen des Elchinger Klosterbaumeisters Christian Wiedemann. Der Unterbau des Turms ist hier ebenfalls deutlich älter und stammt aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. Eine Urkunde aus dem Jahr 1225 erwähnt neben einer Martinskirche einen Widumhof, also einen Pfarrhof. Somit feiert die Kirchengemeinde, die zur Seelsorgeeinheit Westerstetten-Lonsee gehört, wie der gesamte Ort in diesem Jahr das 800-Jahr-Jubiläum. Ein Besuch der genannten Kirchen und Orte lohnt sich nicht nur zu den Festzeiten.

Festgottesdienste

100 Jahre Weihe Herz-Jesu-Kirche Mühlacker
Sonntag, 12. Oktober, 10.30 Uhr Festgottesdienst mit Weihbischof Dr. Gerhard Schneider in der Herz-Jesu-Kirche

Jahrestag der Weihe der Bischofskirche in Rottenburg
Sonntag, 19. Oktober, 9.30 Uhr Pontifikalamt mit Weihbischof Dr. Gerhard Schneider im Dom St. Martin

800 Jahre urkundliche Erwähnung St. Martinus Westerstetten
Sonntag, 19. Oktober, 10.15 Uhr Festgottesdienst mit Weihbischof Matthäus Karrer in der Kirche St. Martinus

300 Jahre Weihe St. Jakobus-Kirche in Eggmannsried
Samstag, 25. Oktober, 10 Uhr Festgottesdienst mit Weihbischof Dr. Gerhard Schneider in der Kirche St. Jakobus

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