Anhand von Interviews, flanierenden Interviews und anhand des Abschlussberichts einer Seelsorgeeinheit werden Netzwerke aufgespürt, in denen Menschen Beziehungen leben und interagieren, ihre persönlichen Geschichten erzählen und mit Glaube und Kirche verbinden. Es geht um die „doing-church“ an vielen Orten in, neben, hinter oder zwischen den organisierten Orten von Kirche.
Die Ergebnisse sind einerseits ernüchternd, andererseits hilfreich für die weitere Kirchenentwicklung. Denn Kirche ist angewiesen auf beides, auf die Organisation und auf die Netzwerke. Die Organisation braucht die Erfahrungen, Beziehungen und Gelegenheiten des Evangeliums, sonst wird sie leer. Die Netzwerke brauchen die Organisation, sonst könnten sie zu eng werden. Die Realität der Kirche sieht aber oft anders aus: Die Logik der Organisation ist dominant, die kirchliche Praxis weitgehend festgelegt. Die Kirchengemeinde sieht sich im Zentrum, Beteiligung ist noch Theorie. Dies alles trotz bester Absichten, denn die Engagierten wollen den Dialog mit den Menschen am Ort, sie wollen Vertrauen und Wertschätzung leben, sie wollen hören und wahrnehmen, was Menschen denken und tun. Aber dann sind es eingespielte Abläufe und organisationale Notwendigkeiten, die die Oberhand gewinnen. So entsteht ein Graben zwischen dem organisierten Ort der Kirchengemeinde und den Erfahrungsorten der Menschen, so dass diese mit der Kirche nicht mehr verbinden können, was an ihren Lebensorten alles geschieht. Die Folgen erleben die haupt- und ehrenamtlich Engagierten täglich: Die Organisation Kirche verliert an Lebensrelevanz.