Während draußen aus grauen Wolken Schnee fiel, strahlte das Weißenauer Münster zum Jubiläum am Sonntag innen in barocker Pracht. Am 23. April 1724 konsekrierte der Konstanzer Weihbischof Franz Johann Anton von und zu Sirgenstein die neue Abteikirche der Prämonstratenser im Süden von Ravensburg. Nun, 300 Jahre später, standen mit Festgast Prälat Dr. Klaus Krämer, Rottenburger Domkapitular und ständiger Vertreter des Diözesanadministrators, auch Abt Petrus-Adrian Lerchenmüller vom Kloster Windberg bei Straubing und zwei weitere Angehörige des Prämonstratenserordens am Altar.
Kirche ist nie fertig
In seiner Predigt knüpfte Krämer an die klösterliche Tradition an. Die Prämonstratenser hätten sich nach dem Vorbild ihres Gründers Norbert von Xanten weder rein weltlichen Genüssen hingegeben noch sich in ihren Klöstern verbarrikadiert, erklärte er. Die Chorherren hätten in den umliegenden Kirchengemeinden ganz praktisch als Seelsorger gearbeitet. „Sie waren Gott und den Menschen nahe, besonders denen am Rand der Gesellschaft“, betonte der Prediger. Das gemeinsame spirituelle Leben als Kraftquelle und das Dasein für andere gehe auf Jesus selbst zurück. Beides sei auch Auftrag für die Gemeinden heute und das Konzept für die Kirche der Zukunft.
Bronzetafel erinnert an die Erhebung zum Münster
Prälat Dr. Klaus Krämer segnet die Tafel, die an die Ernennung der ehemaligen Klosterkirche zum Münster im Herbst 2023 erinnert - Foto: DRS/Waggershauser
Krämer hob hervor, dass der Bau von St. Peter und Paul am Weihetag noch längst nicht abgeschlossen war. Auch heute sei die Glaubensgemeinschaft nicht fertig. „Alles muss sich verändern, um seine Identität zu bewahren“, betonte der Prälat im Blick auf die Erneuerung der Kirche. Ortspfarrer Fabian Ploneczka sagte bereits bei der Begrüßung: „Wir feiern heute nicht ein Gestern, sondern die bleibende Gegenwart Gottes.“ Die aktuelle Bedeutung der damaligen Kloster- und jetzigen Pfarrkirche war neben der Geschichte ausschlaggebend für ihre Erhebung zum Münster. Krämer segnete die Bronzetafel am südlichen Seiteneingang, die an das Ereignis im Herbst 2023 erinnert.
Die volle Kirche sowie das erstmalige gemeinsame Musizieren der Chöre aus allen vier Pfarreien der Seelsorgeeinheit Ravensburg-Süd zeige, dass die Gemeinden lebendig seien. Das betonten Pfarrer und Prälat am Ende und verwiesen ebenso auf die Blutreiter:innen aus Weißenau und Weingarten, auf die vielen Ministrant:innen und das Vorbereitungsteam des Festes. Im Zusammenhang mit dem Gruß an die politischen Gäste dankte Ploneczka dem Land Baden-Württemberg, das als Eigentümer das Münster derzeit renoviert. Der frühbarocke Chorraum ist bereits fertig und die Gläubigen genossen den Blick in den farbenfrohen, gemalten Himmel an diesem trüben und kalten Tag.
Konzerte zum Jubiläum
Den Festtag beschloss am Abend ein Konzert mit Sopranistin Willa (Wiltrud) Weber und Jack Day an der historischen Holzhey-Orgel. Im Zusammenhang mit dem 300-Jahr-Jubiläum stehen auch das große Kirchenkonzert mit Musik aus den Prämonstratenserklöstern Weißenau und Obermarchtal am 3. Mai um 20 Uhr sowie das Carillonkonzert am 29. Juni auf dem Münsterplatz mit einem Glockenspiel aus Passau.
Festschrift "300 Jahre Münsterkirche Weißenau 1724-2024" (PDF)