Kirche am Ort

Kirche mit Visionen

Beim Zukunftsforum als Livestream am 22. Januar wurde über die zukünftige Kirchenentwicklung in der Diözese diskutiert.

An der Kirchenentwicklung kommt man in der Diözese Rottenburg-Stuttgart nicht mehr vorbei. Das ist eine Wirkung des Prozesses „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“. In vielen Abschlussberichten der Seelsorgeeinheiten und in Gesprächen auf verschiedenen Ebenen ist dabei vom „Doppelpunkt“ die Rede. Das virtuelle "Zukunftsforum. Was sich zeigt und wie es Weitergeht" am 22. Januar 2021, das als Livestream stattfand, hat diesen „Doppelpunkt“ nun gesetzt und ist den nächsten Schritt gegangen.

Dabei zählte der Livestream 280 Teilnehmende. Die großen Fragen in Talkrunden, Expertenrunden und Präsentationen waren: "Was hat der Prozess ‚Kirche am Ort - Kirche an vielen Orten gestalten' bewirkt und was bedeutet das für die Kirchenentwicklung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart?" Im Mittelpunkt standen dabei die beiden wissenschaftlichen Studien der Hochschulen Tübingen und Freiburg, die im Kontext des Prozesses in Auftrag gegeben worden waren. Dabei handelte es sich um das Forschungsprojekt „Kirche im Netzwerk pastoraler Orte und Ereignisse“, das Professor Dr. Michael Schüßler und Tobias Dera von der Theologischen Fakultät in Tübingen durchgeführt hatten, sowie um die Auswertungsstudie zu den Pastoralberichten von Professor Dr. Dr. Michael N. Ebertz und von Janka Höld von der Katholischen Hochschule Freiburg.
Zum anderen zogen Domkapitular Paul Hildebrand und Weihbischof Karrer, die Auftraggeber des Entwicklungsprozesses, sowie Michael Elmenthaler und Dr. Christiane Bundschuh-Schramm, die beiden Prozesskoordinatoren, Bilanz.

Doch es ging beim Zukunftsforum nicht nur um den Rückblick, es ging vor allem um die Zeilen nach dem Doppelpunkt und um den Blick nach vorne. Die Studien formulieren so deutlich Entwicklungsbedarf und notwendige Handlungsschritte. Das Zukunftsforum nutzte daher die Gelegenheit, den „Rat“ der Expertinnen und Experten einzuholen – für eine Diözese, die nach dem Doppelpunkt weitermachen will.

Professor Ebertz empfiehlt in dem Zusammenhang eine hohe Achtsamkeit für die Zeichen der Zeit, um Pastoral in dieser Gesellschaft zu gestalten und nicht an ihr vorbei. Er votiert für eine größere Aufmerksamkeit für die Steuerungsfrage. „Leitfrage könnte sein: Wie kann es gelingen, aus einer Diözese ein System der Kooperation, der Koordination, der Konzertierung, ja der Orchestrierung zu gestalten, das Motivation freisetzt und ziel- und lösungsorientiert ist?“, beschreibt er es. Als dritte Empfehlung benennt er eine bessere Beachtung des Dienstleistungsgedankens und damit eine, wie er sagt, „Neubalancierung zwischen Gemeinschaft und Dienstleistung“.

Professor Schüßler fordert eine pastoraltheologische Basisorientierung; nämlich, dass das Glaubensleben und das christliche Engagement freigegeben sind. „Das ist zu begrüßen, weil Menschen heute selbst und mit anderen entdecken können, was die Botschaft vom Gott Jesu in ihrem Leben und in der Gesellschaft bedeutet“, sagt Schüßler. Und weiter: „Zu empfehlen ist ein kirchlicher Kulturwandel von subtiler Kontrolle zu echtem Vertrauen in pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Engagierte vor Ort.“ Nur dann könne das Zentrum auch den Innovationen vor Ort trauen und geriete nicht mehr in die Versuchung, bei aller angekündigten Freiheit im Prozess doch definieren zu wollen, was jetzt innovativ ist und was nicht. Gerade die Coronakrise sei ein Katalysator der Entwicklung dazu hin, mehr freizugeben und zu ermöglichen.

Den Abschluss des Tages machte Weihbischof Matthäus Karrer in einem Schlussstatement, in dem er allen an der Kirchenentwicklung Beteiligten dankte, und die, die sich bisher damit schwertaten, einlud, jetzt einzusteigen.

Weihbischof Karrer machte deutlich, dass der Prozess und seine Auswertungen vor allem auch der Diözesanleitung Hausaufgaben gebe; nämlich zu reflektieren, ob die Vorgaben der Leitung so stimmten und wie ihre Beschlüsse vor Ort begleitet und unterstützt werden müssen und was dazu auf Seiten der Leitung notwendig ist. Karrer benannte es so: „Demut, Zeit lassen und kleine Schritte.“

Eine weitere Aufgabe sieht Karrer in der notwendigen Visionsarbeit auf allen Ebenen. Das bedeutet, dass ein Team auch von einem Geist getragen wird, der Vielfalt zulässt. Es brauche diese Verständigungsprozesse und gemeinsamen Perspektiven in den Teams vor Ort und in dem Team der Diözesanleitung.

Auch Domkapitular Paul Hildebrand hatte in seinem Eingangsstatement die Chancen des Teams benannt und seine Hoffnung so formuliert: „Dass wir zusammen als Betroffene Lösungen finden können.“

Viel Lob gab es am Ende und im Chat für das gesamte Format, das vom Institut für Fort- und Weiterbildung der Diözese in Zusammenarbeit mit der Prozesskoordination entwickelt wurde. Es könnte auch gerade wegen der durchgehenden Chatmöglichkeit für zukünftige Fortbildungs-Veranstaltungen stilbildend werden.

Alle vier Teile des Zukunftforums – Talk, zwei Vorträge und die Schlussrunde – sind mit allen Materialien und Studien auf der Homepage der Hauptabteilung IV – Pastorale Konzeption zur Kirchenentwicklung nachlesbar und als Aufzeichnung zu sehen im Internet unter: www.an-vielen-orten.de

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