„Mit dieser Stelle kann man etwas bewegen“, sagt Pfarrer Matthias Reiner. Seit drei Jahren hat seine Seelsorgeeinheit Kapfenburg über den Stellenplan der „Weiteren Berufe im Kirchlichen Dienst“ eine Jugendreferentin. Mit großer Unterstützung des Dekanats konnte bereits im Oktober 2019 das Bewerbungsverfahren eingeleitet und die Stelle ab Anfang 2020 auch besetzt werden.
Insgesamt 8,25 Stellenanteile der „Weiteren Berufe“ sind im Dekanat indes ungenutzt. „Eigentlich ist es die große Chance, jemanden vor Ort passgenau zu finden“, ist Dekanatsreferent Romanus Kreilinger überzeugt. Dennoch gebe es eine gewisse Scheu in den Gemeinden, die Möglichkeit der „Weiteren Berufe“ zu nutzen.
Großes Potenzial für die Arbeit vor Ort
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat im Kirchlichen Amtsblatt vor über zwei Jahren die „Richtlinien zur Anstellung von Mitarbeitenden in den 'Weiteren Berufen im Kirchlichen Dienst' veröffentlicht. Demnach sollen Menschen mit entsprechender beruflicher Qualifikation als Ergänzung zu den pastoralen Berufen eingesetzt werden können. „Es geht hier zum Beispiel um Sozialarbeiter:innen, um Erzieher:innen, Medienpädagog:innen oder auch Kirchenmusiker:innen“, erklärt Romanus Kreilinger. Die Möglichkeit der Einstellung wurde im Hinblick auf den „spürbaren Rückgang der Anzahl von Mitarbeitenden aus den bestehenden pastoralen Berufen“ geschaffen. Und diese Möglichkeit bietet ein großes Potenzial, in der Arbeit vor Ort neue Wege zu gehen oder bereits bestehende zu stärken.
Das jedenfalls kann Pfarrer Reiner bestätigen. Mit Petra Koch, die als Schulsozialarbeiterin tätig war, hat sich in der Seelsorgeeinheit Kapfenburg vieles bewegt. Sie wurde im Stellenplan der „Weiteren Berufe im Kirchlichen Dienst“ eingestellt, um in der Kinder- und Jugendarbeit präsent und aktiv zu sein. „Das bereichert unsere Gemeinden“, freut sich Pfarrer Reiner.
Angebote kommen gut an
Petra Koch selbst ist als Jugendreferentin gut angekommen. Aus ihrer bisherigen Arbeit in der Schule und als Mutter ist sie nah dran an dem, was Kinder und Jugendliche heute interessiert. Sie ist engagiert in den verschiedensten Feldern, kreiert neue Formate, wie zum Beispiel die „Sternstunden“ vor dem Advent, sie beteiligt sich am Ferienprogramm der Gemeinde, bereitet Schüler-Gottesdienste mit vor, und noch vieles mehr. Die Angebote kommen gut an.
„Für mich ist die Kirche immer unterwegs zu den Menschen“, sagt Petra Koch. Und: „In dem, was ich tue, geht es immer um Glaube und Gott.“ Als jemand, die nicht mit einer pastoralen Ausbildung aufwarten kann, stoße sie hin und wieder schon auch an ihre Grenzen. „Eigentlich müsste ich das wissen“, denkt sie dann von sich selbst. Doch im Austausch mit dem Pastoralteam sind diese Fragen, zum Beispiel im liturgischen Bereich, gut zu klären – und deshalb ist es für sie kein Problem, dass sie eben keinen theologischen Background hat.
Von der Diözese begleitet
Mit einer Einsteiger-Reihe für die Mitarbeitenden in den „Weiteren Berufen“ und mit Fortbildungen wurde und wird Petra Koch von der Diözese begleitet. Auch mit den Jugendreferent:innen der Diözese ist sie vernetzt. Man könnte immer noch mehr machen, noch eine neue Idee in die Tat umsetzen, etwas ausprobieren, immer getragen von dem Willen, eine „Kirche mitten im Leben“ zu sein.
Deshalb hält sie eine genaue Stellenbeschreibung für sehr wichtig - „ein Rahmen, an den man sich halten kann und den es auszufüllen gilt“. Dass dies der Sozialpädagogin in der Seelsorgeeinheit Kapfenburg bestens gelingt, davon zeugt die ungebrochen hohe Zahl an Jugendlichen und Ministrant:innen, die es dort gibt. Und der gute Besuch der Veranstaltungen. - Es ist ein großes Potenzial, das die „Weiteren Berufe im Kirchlichen Dienst“ entfalten können. Wenn man es nur nutzt.