„In den acht Wochen der Testphase haben wir getestet, wie der Kirchenraum sich öffnen kann: als Festhalle, Ort zum Spielen und Basteln, Kino, Lernort, Bühne, Feier- und Gebetsraum, Treffpunkt für Jung und Alt“, berichtet Gemeindereferentin Patricia Engling. „Aus Erntedank und Eröffnungsfest, aus Filmabend und Kindermusical, aus Gottesdienst und Konferenz hat sich ein lebendiges und zukunftsfähiges Geflecht von Möglichkeiten ergeben.“
Man habe die Sehnsucht nach Begegnung in den Gesichtern der vielen wiederkehrenden und neuen Gesichter deutlich gesehen, fasst Patricia Engling zusammen. „Durch die Veranstaltungen im Sommer haben wir mehr Menschen erreicht als im gesamten Jahr 2024 – darunter auch einige, die sonst selten in die Kirche kommen.“
Erkenntnisse aus der Testphase
Aus der Testphase sind sechs Raumkonzepte entstanden, die den Facettenreichtum der Erfahrungen beschreiben: der festliche, offene, traditionelle, gesellige, bildende und darstellende Raum.
In einem an die Testphase anschließenden Workshop Anfang Oktober, zu dem der Kirchengemeinderat Tigerfeld/Aichstetten Ehrenamtliche, Vereine, Gemeindevertreter:innen, Nachbar:innen und alle Interessierten eingeladen hatte, wurde gemeinsam reflektiert: Was hat funktioniert, was fehlt noch – auch an Ausstattung und Infrastruktur –, und wie könnte es weitergehen? Wie können die sechs Raumkonzepte mit Geschichten, Bedürfnissen und Ideen gefüllt werden? Organisiert und durchgeführt haben den Workshop Gerald Klahr und Aaron Werbick vom Architekturstudio Prinzmetal, die das Projekt in Aichstetten begleiten.
Wie Patricia Engling zieht auch Gerald Klahr ein positives Fazit der Testphase: „Die vielfältigen Nutzungsformen der Kirche wurden durchweg positiv und als bereichernd wahrgenommen. Besonders erfreulich finde ich, dass es gelungen ist, bestehende Spannungen, Ängste und Vorbehalte spürbar abzubauen und auch die Kritiker:innen des Projekts mitzunehmen. Die Gespräche über den Umfang möglicher Veränderungen verliefen respektvoll und das Verständnis für die teils gegensätzlichen Bedürfnisse – einerseits Flexibilität und Aufbruch, andererseits Geborgenheit durch die Wahrung von Formen – war auf beiden Seiten groß.“
Wie geht es weiter?
„Am Ende steht kein fertiger Plan, sondern ein gemeinsamer Entwurf: eine Vision davon, wie St. Sebastian als lebendiger, offener und multifunktionaler Ort weiterwachsen kann – zwischen Tradition und Aufbruch, zwischen Ritual und Experiment“, hieß es in der Einladung zum Workshop.
Inhaltlich stehen vor allem Fragen zur Infrastruktur, zum Außenbereich und zur flexibleren Nutzung der Kirchenbänke im Fokus. Darüber hinaus wird beraten, welche organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um die Menschen dazu zu ermutigen, selbst Veranstaltungen auf die Beine zu stellen – von Laien für Laien.
„Langfristig wünschen wir uns als Kirchengemeinderat, dass Veranstaltungen auch ohne uns Hauptamtliche und Gremien geplant und umgesetzt werden. Die Kirche soll für alle offen sein und von allen genutzt werden können“, so Patricia Engling. „Auch externe Akteur:innen und Initiativen waren bislang noch nicht beteiligt – was bei einer relativ spontan organisierten, nur achtwöchigen Testphase während der Sommerferien kaum zu erwarten war“, ergänzt Gerald Klahr.
Aus der im Workshop entwickelten Vision und ergänzt durch vielzählige Rückmeldungen über die Online-Umfrage, die bis Mitte Oktober lief, hat das Architektenteam von Prinzmetal nun eine Entwurfsplanung für die Kirche St. Sebastian entwickelt, die eine multifunktionale Nutzung der Räumlichkeiten ermöglicht. Die Ergebnisse und Vorschläge werden nun zunächst der Gemeinde präsentiert und zur Abschlussveranstaltung des Modellprojekts am 27. November in einer Zeitung veröffentlicht.
Dem motivierten Kernteam und der Kirchengemeinde ist jedenfalls klar: sie wollen den begonnenen Weg fortsetzen und die Kirche dauerhaft zu einem sozialen und offenen Treffpunkt entwickeln.