Mit der Sanierung im Bestand bleibt die architektonisch bedeutende und stadtbildprägende Kirche erhalten, wandelt sich gleichzeitig jedoch zu einem zukunftsfähigen Zentrum für die Gemeinde. Zwei neue Stockwerke wurden in das Kirchenschiff eingezogen, um Platz für eine Kita, das Pfarrbüro sowie neue Gemeinderäume zu schaffen. Der Bezug ist für September 2026 geplant. „Es ist eine Zeit des Übergangs mit Wehmut, aber auch großer Hoffnung auf das, was kommt“, sagt Martin Uhl, leitender Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde St. Hedwig und St. Ulrich.
Bereits 2015 startete die Kirchengemeinde St. Ulrich gemeinsam mit dem Stadtdekanat und dem Caritasverband den Standortentwicklungsprozess im Fasanenhof. Mit 1.000 Quadratmetern war die Kirche im Unterhalt zu teuer und zu groß, um der kleinen Gemeinde bei Gottesdiensten und Feiern eine angenehme Atmosphäre zu bieten. „Gleichzeitig war klar, dass die Kirche aus den 60er Jahren mit ihrer starken architektonischen und städtebaulichen Strahlkraft erhalten bleiben soll“, betont Alexander Schmidt, Leiter der Bauabteilung der Katholischen Kirche in Stuttgart. So entstand die Idee, die Gemeinderäume in die bestehende Struktur zu integrieren.
Neue Räume in historischer Hülle
Der Entwurf des Architekturbüros Kissler Effgen aus Wiesbaden, das sich 2018 bei einem Ideenwettbewerb durchsetzen konnte, bindet die verschiedenen Funktionen in die bestehende kristalline Bauform ein. Zwei neue Ebenen schaffen Raum für eine viergruppige Kita, das Pfarrbüro und Gemeinderäume. Die Kirche wird verkleinert, behält aber ihre Raumhöhe, die Marienkapelle und die charakteristischen Buntglasfenster von Lothar Quinte und Markus Prachensky. Es entsteht ein in seinen Proportionen ausgeglichener und flexibler Sakralraum für bis zu 150 Mitfeiernde. Aus den alten Kirchenbänken werden neue Bänke und weitere lose Bestuhlung hergestellt. Altar, Ambo und Tabernakel gestaltet der österreichische Künstler Albrecht Zauner aus dunklem Basalt aus Südtirol.
Insgesamt 12,4 Millionen Euro kostet der Umbau, davon fließen 6,2 Millionen Euro in die Kita und 6,2 Millionen in die Kirche und Gemeinderäume.
Fortschritte und Herausforderungen beim Bau
Im September 2024 starteten die Bauarbeiten. Der Rückbau ist bereits abgeschlossen, die Innenwände wurden erstellt und die neuen Ebenen eingezogen. Aktuell werden 41 Öffnungen für neue Fenster in die bis zu 60 Zentimeter starken Stahlbetonwände gesägt. Nachdem der Rohbau fast abgeschlossen ist, kann nun auch mit den technischen Gewerken begonnen werden.
Neben unvorhergesehenen baulichen Schwierigkeiten beim Rückbau führte auch ein Baustopp wegen des Verdachts nistender Schwalben zu einer Verzögerung des Projekts. Der geplante Bezug verschiebt sich daher um ein halbes Jahr auf September 2026. „Damit liegen wir immer noch gut in der Zeit“, so Alexander Schmidt. „Sanieren im Bestand birgt immer Herausforderungen, doch die Mühe lohnt sich. Für mich als Architekt ist es etwas Besonderes, dieses Projekt begleiten zu dürfen.“
Auch während der Bauzeit geht das Gemeindeleben weiter. Die Gottesdienste mittwochs und sonntags werden im alten Gemeindezentrum gefeiert, das bis zur Fertigstellung der neuen Räume erhalten bleibt. „Nach dem Umbau werden wir mit lebendigen Steinen weiterbauen“, sagt Pfarrer Martin Uhl. „Es geht darum, das Gemeindeleben vor Ort aktiv zu gestalten.“
Standortentwicklung in Kooperation mit dem Siedlungswerk
Die an die Kirche angrenzende, 5.500 Quadratmeter große Fläche verkauft die Gemeinde an das Siedlungswerk. Ab 2027 entstehen hier sozialer Wohnraum, Eigentums- und Mietwohnungen, eine Tagespflegeeinrichtung sowie eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderung.