„Wir sind ein kleiner Anbieter auf dem Markt der Möglichkeiten“, sagt Tobias Obele. Gemeinsam mit seinen beiden evangelischen Kolleginnen, Pfarrerin Friederike Fritz (Aalen) und Judit Steinestel (Schwäbisch Gmünd), ist der Pastoralreferent das Gesicht der Kirche auf dem Campus der Hochschule für Technik und Wirtschaft Aalen und an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.
Dafür, dass die evangelische und katholische Hochschulgemeinde nur ein „kleiner Anbieter“ ist, gibt es doch viele Möglichkeiten für die Studierenden, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, ethischen Fragen auf den Grund zu gehen, das eigene Leben zu reflektieren. Denn neben der Präsenz der Hochschulseelsorger an ihren Standorten haben sich einige Formate etabliert, die gerne genutzt werden. „Viele gute Gespräche entstehen beim Mittagessen immer donnerstags“, berichtet Tobias Obele. Auch der mittwochs stattfindende Eine-Welt-Verkauf, der Abendspaziergang oder der Internationale Abend bieten Möglichkeiten des Austauschs, abseits des fachspezifischen Denkens rund um das Studium.
Die hohe „Schlagzahl“ an Prüfungen, der Lernstress, der damit einhergeht, der Druck, das Studium gut zu absolvieren – all dies beschäftigt Studierende besonders. „Sie befinden sich zudem in einer Lebensphase, in der sie sich oftmals nochmal ganz neu positionieren“, weiß Tobias Obele. Auch die Kirche und die eigene Religiosität werden mehr als kritisch hinterfragt. „Durch die Missbrauchsfälle und den Umgang mit Sexualität überhaupt hat die Kirche einen riesen Vertrauens- und Imageverlust erlitten“, sagt Obele. Was vor einigen Jahren noch ein Gefühl der Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche gewesen sei, habe sich nun in eine aktive Ablehnung gewandelt.
Dennoch gibt es auch an den Hochschulen noch Studierende, die ihren Glauben leben und gerne die Angebote der Hochschulgemeinden nutzen. Tobias Obele schätzt die Gespräche mit Studierenden, die Rat suchen in schweren Lebensphasen, aber auch jene mit Professoren oder Mitarbeitenden der Hochschule.
„Besonders schön ist es, wenn durch das Gespräch etwas aufbrechen kann“, beschreibt der Pastoralreferent. Die Offenheit und Ehrlichkeit, die er nicht selten erlebt, empfindet er als Privileg. Als Seelsorger an einem ganz besonderen Ort.