Bauprojekt

Kloster Binsdorf: Spatenstich für Gartensanierung

Beim Spatenstich, zu dem die Kirchengemeinde St. Markus Binsdorf mit Regina Günzel (zweite von links) eingeladen hatte, sind neben ihr in der vorderen Reihe mit dabei (von links): Pater Augusty Kollamkunnel O.Praem, Achim Wicker, Dr. Thomas Schwieren, Dr. Ulrike Plate, Günther-Martin Pauli sowie Isabel David (zweite von rechts). Bild: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Gregor Moser

Barockgarten soll Erholungs- und Bildungsort für Jung und Alt werden.

Das ehemalige Dominikaner-Terziarinnen-Kloster in Binsdorf (Zollernalbkreis) ist Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung und wird seit dem Sommer 2021 mit umfangreichen Fördermitteln der Diözese Rottenburg-Stuttgart, des Landes und des Bundes restauriert. Nun fiel im Rahmen eines Festakts, zu dem die Kirchengemeinde St. Markus Binsdorf als Eigentümerin der Anlage einlud, der Startschuss zur Wiederherstellung des barockzeitlichen Klostergartens.

Das Gartenprojekt über 1.7 Millionen Euro wird nach einem Beschluss des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags im Umfang von 90 Prozent durch das Bundesprogramm „Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel“ gefördert. Die verbleibenden 10 Prozent der Projektkosten trägt die Kirchengemeinde aus ihren Rücklagen.

Besonderes und herausforderndes Projekt

Diözesanbaumeister Dr. Thomas Schwieren vom Bischöflichen Bauamt der Diözese in Rottenburg, die die Sanierung des Klosters seit Beginn begleitet und finanziell unterstützt, sagte anlässlich des Spatenstichs und damit dem Beginn des zweiten Bauabschnitts der Klostersanierung: „Die Revitalisierung des ehemaligen Klosters Binsdorf ist und bleibt für das Bischöfliche Bauamt und die gesamte Diözese ein bauhistorisch, baufachlich aber auch finanziell ganz besonderes und herausforderndes Projekt. Die Diözese ist den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen vor Ort sehr dankbar, dass nun schon seit zehn Jahren an der Sanierung und Wiederbelebung des Klosterareals gearbeitet wird. Ohne dieses Engagement könnten wir heute nicht den Beginn des Bauabschnitts ‚Außenanlagen‘ feiern. Ebenso verdanken wir die Ermöglichung des heutigen Spatenstichs dem großzügigen Bundeszuschuss von über 1.5 Millionen Euro, der neben den vielen anderen Zuschüssen der Denkmalpflege ganz wesentlich zum Fortgang dieses Projektes auch im historischen Gartenbereich beigetragen hat.“ Für die Zukunft und die angestrebte Komplettfertigstellung der Anlage hoffe er auf weitere Förderungen und Drittmittel und vor allem auf einen Nutzer des Obergeschosses, so dass auch die letzten beiden Bauabschnitte, die Renovierung des Konventsaals und der Ausbau des Obergeschosses, in den nächsten Jahren finanziert und umgesetzt werden könnten, sagt der Diözesanbaumeister aus Rottenburg.

Impulsgeber für die künftige Gebäudenutzung

Laut Landschaftsarchitektin Isabel David, die das Projekt im Auftrag der Kirchengemeinde Binsdorf begleitet, ist das Kloster ohne Garten in seiner Geschichte aber vor allem in seiner künftigen Entwicklung nicht denkbar. Sie verweist darauf, dass der Garten zu einem Impulsgeber für die künftige Gebäudenutzung wird. Im Konventsaal des früheren Klosters sei so bereits ab Herbst eine Vortragsreihe zur Nutzgartenkultur geplant und im Anschluss sollten ein Samenmarkt sowie Praxisseminare zum Formobstbau und zur Nutzgartenkultur stattfinden. „Wie das Gebäude, so soll auch der Garten zum Ort der Gemeinschaft werden, wo Menschen gemeinsam wirken“, unterstrich David. „Der Garten wird zum Erholungsort mit Gartenterrasse, aber auch zum gartenkulturellen Bildungsort für Jung und Alt.“ Geplant seien ein Heilkräutergarten, eine Formobst- und Teekräuteranlage, Gemüseanbau, Streuobstanbau mit regionalen und historischen Sorten sowie ein Obstlehrpfad. Gleichzeitig werde der Ort im Sinne des Fördermittelgebers durch verschiedene Maßnahmen, wie etwa die Regenwasserrückhaltung, an den Klimawandel angepasst. „Über viele Jahrhunderte diente der Garten der Dominikaner-Terziarinnen zum Anbau von Obst, Gemüse, Blumen und Heilkräutern. Mit der Inwertsetzung des Gartens soll an die traditionelle Gartenkultur angeknüpft werden. Mit der Restaurierung zeichnet sich das Bild eines vielgestaltigen Nutz- und Lustgartens ab. Hier vereint sich das Schöne mit dem Nützlichen“, erläuterte die Landschaftsarchitektin.

Begegnungsort für Binsdorf und die ganze Region

Pater Augusty Kollamkunnel O.Praem, Dekan des Dekanats Balingen, hielt fest: „Heute sind wir Augenzeugen eines großartigen Ereignisses in der Geschichte von Binsdorf. Der Spatenstich ist ein wichtiger Meilenstein für unsere Gemeinde.“ Wenn er die Unterstützung von Land und Bund, Kirche, Gemeinde und vielen Einzelpersonen in den vergangenen Jahren betrachte, sei er sicher, dass der Barockgarten und das Klostergebäude eines Tages ein Begegnungsort für Binsdorf und die ganze Region sein werden. „Ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um Gemeinschaft zu erleben, Geschichte zu spüren und Zukunft zu gestalten. Gemeinsam können wir Großes erreichen.“

In vieler Hinsicht wegweisend

Achim Wicker, Dekanatsreferent im Dekanat Balingen, sagte anlässlich des Spatenstichs, ihm kämen drei Worte in den Sinn: „Hochachtung“ für das bisherige Engagement, den langen Atem und für die Bereitschaft, sich auch künftig einzubringen. In Binsdorf sei durch das Engagement vieler Menschen im Haupt- und Ehrenamt etwas Großartiges gewachsen. „Das seit 2017 laufende Projekt erweist sich in vieler Hinsicht als wegweisend mit hohem Innovationsgehalt. Dabei steht das aktuelle Vorhaben ganz in der historischen Tradition des Klosters seit seiner Gründung im 13. Jahrhundert. Hier geschieht Gemeindeentwicklung im besten Sinne“, sagte Wicker. Als zweites Wort nannte er „Dankbarkeit“ dafür, dass die Diözese Rottenburg-Stuttgart, Bund und Land sowie die Kreis- und Stadtverwaltung und etliche andere, dieses Großprojekt mit Klostergarten und Klostergebäude fördern. Schließlich habe er „Respekt“ vor dem Weg, der noch zu gehen ist, bis im Kloster Binsdorf wirklich das entstehen könne, was sich viele wünschten: „Dafür wird es auch in Zukunft nötig sein, dass wir diesen Weg als Kirchengemeinde, Diözese Rottenburg-Stuttgart, Stiftungen, Förderern und Engagierten im Haupt- und Ehrenamt weiter gemeinsam gehen“, sagte Wicker.

Regina Günzel, gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats St. Markus Binsdorf, zeigte sich anlässlich des Spatenstichs, wie sie sagte, „dankbar dafür, dass durch ein gutes Miteinander etwas so Großes und Schönes für den ganzen Ort und die Region entstehen darf“. Und an die Anwesenden gewandt sagte sie: „Begleiten und entwickeln Sie mit uns weiter dieses Gemeinschaftsprojekt. Wir freuen uns auf Ihre Mitwirkung.“

Prof. Dr. Ulrike Plate, Landeskonservatorin im Landesamt für Denkmalpflege, sagte anlässlich des Spatenstichs: „Für uns ist Binsdorf ein besonderes Projekt, weil man sich mit Bedacht auf den Weg gemacht hat. Wir sind froh, dass wir durch Fachwissen und Finanzmittel dazu beitragen können.“

Günther-Martin Pauli, Landrat des Zollernalbkreises, sagte: „Menschen nutzen Heilpflanzen und Kräuter seit Jahrhunderten als wertvolle Bestandteile für die eigenverantwortliche Gesundheitsfürsorge. In unserer durchtechnologisierten Gesellschaft ist der Binsdorfer Klostergarten mit seiner beeindruckenden Geschichte wie geschaffen, dieses ‚alte Wissen‘ behutsam zu pflegen, weiterzuentwickeln und dafür generationsübergreifend zu sensibilisieren.“

Zum Hintergrund:

Die Gesamtkosten für die Klostersanierung belaufen sich bislang auf rund 9 Millionen Euro. Davon kommen rund 5,5 Millionen Euro aus dem Ausgleichsstock der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Von Bundes- und Landesseite gab es Fördermittel in Höhe von rund 2.5 Million Euro. Rund eine Million Euro wurden über weitere Zuschüsse, Spenden und die Rücklagenentnahme seitens der Kirchengemeinde St. Markus Binsdorf gedeckt. Ein Antrag auf den Zuschuss weiterer 1.4 Millionen Euro liegt dem Ausgleichsstock der Diözese vor.

Ziel der Sanierung ist es, einen neuen Treffpunkt für alle Altersgruppen zu schaffen, um miteinander in Kontakt zu kommen. Dabei bieten das Klostergebäude, der Klosterplatz und der Klostergarten viele Nutzungsmöglichkeiten. Die Kirchengemeinde plant ein Gemeinschaftsprojekt mit lokalen Akteuren, der Stadt Geislingen, benachbarten Kirchengemeinden, Vereinen und Unternehmen. Angedacht sind beispielsweise die Bereitstellung eines Mittagstischs für Schüler:innen und Senior:innen im Klostergebäude, die Bereitstellung von Räumen für die Stadt Geislingen und zur Nutzung durch Firmen und Organisationen, Übernachtungsmöglichkeiten und ein Café sowie die Schaffung einer Anlaufstelle für Wanderer, Pilger und Radfahrer mit Anbindung an die „Schwäbische Streuobstroute“ und den „Martinusweg Donautal-Zollernalb“.

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