Sternsingen

Königlich unterwegs

Kinder und Jugendliche bringen im Januar in Stuttgart den Segen und sammeln Spenden. Am 6. Januar um 10 Uhr Pontifikalhochamt mit Bischof Klaus.

In Stuttgart sind rund um den Dreikönigstag am 6. Januar in vielen Stadtteilen Sternsinger unterwegs, die Spenden sammeln für Kinder in anderen Teilen der Welt. Die Sternsinger sind die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder, diesmal unter dem Leitwort: „Erhebt Eure Stimme! Sternsingen für Kinderrechte“. In der Margarete-Steiff-Schule in Möhringen bereiten sich sieben Schülerinnen und Schüler mit teils hohem Unterstützungsbedarf seit Beginn des Advents mit allen Sinnen auf die Sternsingeraktion an ihrer Schule vor. In Obertürkheim ist Sabine Lux mit rund zehn Kindern und Jugendlichen bei den letzten Vorbereitungen. Die Kinder und Jugendlichen der Gemeinde St. Franziskus in Obertürkheim werden am 5. und 6. Januar vielen Haushalten in Obertürkheim und Uhlbach den Segen bringen.

Sabine Lux organisiert die Sternsingeraktion in ihrer Gemeinde St. Franziskus in Obertürkheim seit gut 20 Jahren. Sie freut sich jedes Jahr aufs Neue: „Wir werden von den Menschen so unglaublich herzlich empfangen. Viele warten auf die Heiligen Drei Könige und ihren Segen, halten nicht nur die Spende, sondern auch viele Süßigkeiten bereit. Auch auf der Straße zaubern wir den Menschen ein Lächeln auf die Lippen.“ An zwei Tagen, am 5. und 6. Januar sind die Kinder und Jugendlichen in Obertürkheim und Uhlbach unterwegs. Sie besuchen die Haushalte, die sich vorher im Pfarrbüro gemeldet haben. Auch im Pflegeheim im Stadtteil, im Haus am Weinberg, schauen die Majestäten aus dem Morgenland vorbei, singen ihre Lieder, zeigen den Stern und schreiben oder kleben den Segen an die Türen. „Die Kinder und Jugendlichen sind mit Begeisterung dabei, weil sie wissen, dass sie anderen Kindern etwas Gutes tun“, sagt Sabine Lux.

Die Krone als Zeichen: die Würde ist unantastbar

An der Margarete-Steiff Schule, einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche Motorik, bereitet sich die Seelsorgerin und Religionslehrerin Claudia Ebert mit sieben jungen Menschen seit Anfang Dezember auf die Sternsingeraktion an der Schule vor. Die sieben Schülerinnen und Schüler sind zwischen 16 und 22 Jahre alt, sechs von ihnen haben einen hohen Unterstützungsbedarf. Vier werden von einem FSJler oder einer Pflegekraft begleitet. „Wir erkunden die Weihnachtsgeschichte und den Besuch der Heiligen Drei Könige mit allen Sinnen. Wir erspüren das Licht, das in der Dunkelheit leuchtet und Wärme bringt. Wir erleben, dass Würde unantastbar ist“, erzählt Claudia Ebert, die die Sternsingeraktion zusammen mit dem Sonderpädagogen Walter Rüdt vorbereitet.

Mit Rollstühlen und einem Rollbrett königlich unterwegs

So wie damals die Könige zum Jesuskind kamen, machen sich die sieben Schülerinnen und Schüler nach den Weihnachtsferien mit ihren Begleitern auf den Weg durch die Schule. „Alle sind Könige, alle haben eine Krone auf dem Kopf. Wir erzählen in kurzen einfachen Sätzen, auch mit Tastern für die jungen Menschen, die nicht sprechen können. Wir singen und summen, bringen Freude und kleben oder schreiben den Segen an die Klassenzimmertüren“, so die Seelsorgerin. Eine Schülerin wird mit dem Rollbrett liegend unterwegs sein, andere mit Rollstühlen oder einem Stehbrett. „Wir schaffen maximal zwei Klassen am Tag. Das heißt wir werden viele Wochen königlich unterwegs sein – so wie die Könige vor mehr als 2000 Jahren auch“, sagt Claudia Ebert.

Sternsinger sind in ganz Stuttgart aktiv

Am 6. Januar, an dem auch das Fest der Erscheinung des Herrn gefeiert wird, findet in St. Eberhard in Stuttgart-Mitte um 10 Uhr ein Pontifikalhochamt mit dem neuen Bischof Klaus Krämer und den Sternsingern statt. In vielen Gemeinden sind am Dreikönigstag Sternsinger zu Gast in den Gottesdiensten.

Seit Gründung wurden mehr als 1,3 Milliarden Euro gespendet

Träger der Sternsinger-Aktion sind das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Seit dem Start der Kampagne 1959 sammelten die Sternsinger als derzeit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder in den 27 deutschen Diözesen mehr als 1,36 Milliarden Euro. Allein in der Diözese Rottenburg-Stuttgart wurden zuletzt 46 Millionen Euro gesammelt. Mit den Geldern werden Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Ernährung und soziale Integration in 100 Ländern weltweit unterstützt. Diesmal liegt der Schwerpunkt auf Bildung und Gesundheit.

„Gott segne dieses Haus“

Die Sternsinger-Aktion ist keine Idee der Nachkriegszeit, sondern erinnert an einen Brauch aus dem Mittelalter. Heutzutage schreiben die Teilnehmenden „C+M+B“ und das aktuelle Jahr mit Kreide an die Haustüren – oder verwenden einen gleichlautenden Aufkleber. Die Buchstaben stehen für das lateinische „Christus mansionem benedicat“, übersetzt „Christus segne dieses Haus“. Zugleich erinnern die Buchstaben an die Initialen der Namen der Heiligen Drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Das Sternsingen gehört seit 2015 zum deutschen immateriellen Kulturerbe der Unesco.

Spendeninformationen finden Sie unter www.sternsinger.de/spendendose

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