Zwei Paar Hände halten behutsam einen Erdball. Ein Gewirr aus Schnipseln scheint durch den kräftig-roten Hintergrund. Das Motiv des neuen Misereor-Hungertuchs öffnet nicht nur den Betrachter:innen Raum für Erkundungen.
„Ich entdecke selbst jeden Tag etwas Neues“, sagt Emeka Udemba. Er hat das Hungertuch für die diesjährige und die nächstjährige Fastenzeit geschaffen. Nun sitzt der Künstler vor einer großformatigen Reproduktion im Saal des Heinrich-Fries-Hauses und erklärt dem Publikum sein Werk. Ingrid Wegerhoff, Leiterin der Katholischen Erwachsenenbildung (keb) Stadt- und Landkreis Heilbronn und Moderatorin des Gesprächsabends, fragt nach den Gedanken und Gefühlen, die darin stecken.
Collage aus Schlagzeilen
Kommunikation sei ein zentrales Thema seiner Arbeit, erklärt Udemba. Zeitungsartikel bilden die Grundierung des Werks. Diese hat der Künstler zunächst auf die Leinwand geklebt und dann übermalt. Schicht für Schicht hat er dann eine Collage aus weiteren Zeitungsschnipseln aufgebaut. Die sichtbaren Fragmente der Schlagzeilen liefern Stichworte: „Der Anfang“, „Der Mensch“, „Farbe bekennen“, „Das kostet die Welt“.
Udemba wurde 1968 in Enugu in Nigeria geboren. Er studierte Kunst an der Universität von Lagos und lebt und arbeitet heute in Freiburg. Ein Hungertuch gestalten zu können, bezeichnet der Künstler als Ehre. Für ihn ist das Tuch eine Plattform, darüber nachzudenken, wie wir unsere Lebensgewohnheiten gestalten, wie wir mit der Erde umgehen. Auch die Informations- und Nachrichtenflut spiegelt sich in seiner Arbeit wider. Ansonsten überlässt Udemba den Betrachter:innen ihre eigenen Interpretationen. Denn die verschiedenen Sichtweisen bereicherten ein Kunstwerk, beantwortet er eine Publikumsfrage nach dem zulässigen Deutungsspielraum.