Caritas

Kontaktbeschränkungen belasteten Schwangere sehr

Katholische Schwangerschaftsberatung: Corona löst bei Schwangeren Unsicherheit und finanzielle Not aus.

Die Zahl der Beratungsfälle in den Schwangerschaftsberatungsstellen der Caritas und beim Sozialdienst Katholischer Frauen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart war im Corona-Jahr 2020 mit 7.028 beratenen Frauen ungebrochen hoch. Die Anzahl der Beratungsgespräche ist sogar um 14,5 Prozent gestiegen. Bei 73 Prozent der Frauen waren finanzielle Probleme Thema der Beratung, knapp 74 Prozent der Frauen hatten sozialrechtliche Fragen. Rund ein Viertel fühlte sich sowohl körperlich wie seelisch belastet.

Für viele Frauen wurde der erschwerte Zugang zu Ämtern zum großen Problem. Unklarheiten in der Bewilligung konnten nicht geklärt, Ansprüche nicht geltend gemacht werden. Die Bearbeitungszeiten dauerten infolgedessen bei Jobcenter, Familienkasse oder Ausländeramt häufig länger. Dies erhöhte massiv den Druck auf die Schwangeren, wenn ihre existenzielle Grundlage von der Gewährung der Gelder oder der Ausstellung von wichtigen Dokumenten abhing. Brauchten Ratsuchende mit ausländischer Staatsbürgerschaft Nachweise aus ihrem Herkunftsland, konnten diese zusätzlich pandemiebedingt nur sehr schwer beschafft werden. „Fehlen Belege und Bescheide, kann die Bearbeitung von Anträgen nicht weitergeführt werden. Es entstehen verhängnisvolle Kettenreaktionen, an deren Ende finanzielle Not steht“, so Birgit Wypior, Referentin beim Caritasverband Rottenburg-Stuttgart.

„Manche Bevölkerungsgruppen werden bei digitalen Lösungen schon von vorneherein von sozialen und familienpolitischen Leistungen ausgeschlossen“, so Caritasdirektorin Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock. Dies dürfe nicht sein und müsse mitbedacht werden. Schon die Anforderung, Informationsmaterial digital abzurufen und Anträge digital stellen zu müssen, stelle für viele Frauen eine zu große Hürde dar, kritisiert Holuscha-Uhlenbrock. Schwangerschaftsberaterinnen weisen darauf hin, dass manche Ratsuchende keinen Zugang zu den erforderlichen Geräten haben. Besonders schwierig sei die Antragstellung, wenn zudem Sprachkenntnisse fehlen.

Themen, die die eigentliche Schwangerschaft betreffen, konnten oft erst besprochen werden, wenn die Fragen zu Existenzsicherung geklärt waren. Auch hier versetzte das Corona-Jahr viele Schwangere in eine sorgenvolle, konfliktreiche Zeit. Die Ratsuchenden bangten beispielsweise gerade bei Minijobs oder befristeten Arbeitsverhältnissen um ihren Arbeitsplatz. Arbeitsplatzverlust oder Kurzarbeit gerade im Niedriglohnbereich riefen Existenzängste und damit verbunden auch Angst vor Wohnraumverlust hervor. Themen wie Elterngeld bei Kurzarbeit, sozialrechtliche Ansprüche nach Insolvenz des Arbeitgebers während des Mutterschutzes oder mutterschutzrechtliche Bestimmungen aufgrund von Pandemie bedingtem Beschäftigungsverbot standen bei der Beratung im Vordergrund.

Alle Familienmitglieder gleichzeitig zu Hause bei beengten Wohnverhältnissen bedeutet ein Verlust an Rückzugsräumen. Anspannung und familiäre Konflikte waren vorprogrammiert. Immer wieder benannten die Ratsuchenden in der Schwangerschaftsberatung Überforderung sowie physische und psychische Erschöpfung. Hinzu kam die Sorge um eine mögliche Ansteckung des Kindes und vielfältige Kontaktbeschränkungen. Geburtsvorbereitungen und Elternkurse sind ausgefallen. Zudem konnten Väter häufig bei der Geburt nicht dabei sein. Dies bedeutete für viele Schwangere ein Verlust an Austausch und Unterstützung. Viele Wege mussten allein gegangen werden. Dies war gerade für Erstgebärende eine große Belastung.

Der Bericht der Schwangerschaftsberatung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart für das Jahr 2020 steht hier zum Download bereit.

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