Caritas

„Lasten für Klimaschutz müssen sozial gerecht verteilt werden“

V.l.: Oliver Merkelbach, Caritasdirektor der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Marina Klimchuk, Preisträgerin Caritas-Journalistenpreis (1. Preis), Daniela Biehl, Preisträgerin Caritas-Journalistenpreis (lobende Erwähnung), Jörg Dinkel-Newerla, SWR, Jury-Mitglied, Elisabeth Zoll, SWP Ulm, Jury-Mitglied, Jonas Weyrosta, Preisträger Caritas-Journalistenpreis (2.Preis), Eva-Maria Bolay, Caritas Rottenburg-Stuttgart, Jury-Mitglied Uwe Kassai, Preisträger Caritas-Journalistenpreis (2. Preis), Susanne Böhm, Preisträgerin Caritas-Journalistenpreis (2. Preis), Birgit Schaer, Caritasdirektorin der Erzdiözese Freiburg, Martin Oversohl, dpa, Jury-Mitglied

Ein „Klimaschutz, der allen nutzt“, findet in konkreten Caritas-Projekten Umsetzung. Gewinner des 34. Caritas-Journalistenpreises ausgezeichnet.

Die Menschen, für die die Caritas einsteht, fliegen nicht um die Welt, sie wohnen nicht in großen Wohnungen mit hohem Energieverbrauch, weil sie sich all das nicht leisten können. Sie haben kein Auto, sie nutzen bereits Bus und Bahn. Die größten Energiesparpotenziale liegen also bei reichen Menschen, deren Klimafußabdruck um das Fünfzehnfache größer ist als der von ärmeren Menschen. Haushalte mit geringem Einkommen haben aber weniger Ressourcen, um den Klimawandel mitgehen und mitgestalten zu können. Wie kann Klimaschutz sozial gerecht gestaltet werden? Diese Frage als die soziale Frage unserer Zeit stellte die Caritas Baden-Württemberg bei ihrem Jahresauftakt im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart. Ganz im Sinne der diesjährigen Caritas-Kampagne „Für Klimaschutz, der allen nutzt“.

„Klimaschutz und Soziales können und müssen Hand in Hand gehen. Wenn Klimaschutz sozial gerecht gestaltet ist, hilft er gegen Armut“, sagte Caritasdirektor Oliver Merkelbach (Rottenburg-Stuttgart) vor rund 200 Gästen aus Politik, Medien, Kirche und Wissenschaft. Die Caritas sei gefragt, auf die soziale Ausgestaltung politischer Prozesse hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz hinzuwirken. „Tun wir dies nicht, wächst die soziale Ungleichheit im Land.“ Die Caritas zeige in ihren praktischen und politischen Antworten, dass sich sozialer und ökologischer Wandel nicht ausschließen müssten, sondern ergänzen.

Klimaschutz und soziale Anliegen miteinander verbinden

Wie die Caritas bereits heute als Bindeglied in der sozial-ökologischen Transformation auftritt und Klimaschutz mit sozialen Anliegen verbindet, wurde bei der Vorstellung dreier Caritas-Projekte deutlich: Der Stromsparcheck der Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz und das Upcyling-Projekt der Caritas Konstanz nehmen seit Jahren den Stromverbrauch und die Wiederverarbeitung alter Möbel und Textilien in den Blick. Zugleich bieten sie langzeitarbeitslosen Menschen eine Beschäftigungsperspektive. Neu gestartet sind die KlimaNauten, ein Projekt des Bildungswerks der Erzdiözese Freiburg in Kooperation mit dem Diözesan-Caritasverband Freiburg. Hier werden besonders Personen in prekären Lebenslagen angesprochen und ermutigt, ihr Wissen im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu vertiefen und es an andere Menschen weiterzugeben. Dabei spielen unter anderem die Themen klimafreundliche Ernährung, Mobilität, Zero Waste und Klimagerechtigkeit eine Rolle.

Die Lasten und Anstrengungen für den Klimaschutz sozial gerecht zu verteilen – das sei die Frage, „über die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, über die wir alle nachdenken und Lösungen finden müssen“, betonte Caritasdirektorin Birgit Schaer (Freiburg). „Nicht nur weltweit betrachtet, sondern auch bei uns in Deutschland sind die Kosten der Klimakrise im Blick auf Ursachen und Auswirkungen ungleich verteilt.“ Das Ziel müsse ein Klimaschutz sein, der allen nutze, ganz im Sinne der Caritas-Kampagne 2023.

Caritas-Journalistenpreis würdigt herausragende publizistische Leistungen

In der Veranstaltung wurden fünf Journalistinnen und Journalisten mit dem 34. Caritas-Journalistenpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Mit ihren herausragenden Beiträgen halten sie „den Sinn für die sozialen Anliegen in unserer Gesellschaft wach“, so die beiden Caritasdirektoren, „und dies ist so wichtig, damit sich der Geist von Mitmenschlichkeit entfalten kann“.

Den mit 3.000 Euro dotierten ersten Preis erhielt die Journalistin Marina Klimchuk. In ihrer Reportage „Ein Land, zwei Welten“ erzählt sie von zwei Frauen aus der Ukraine, die im selben Bus nach Deutschland fliehen und merken, wie unterschiedlich sie ihre Heimat sehen. Mit der feinfühlig erzählten Geschichte beleuchtet die Autorin einen Aspekt, der in der medialen Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine kaum wahrgenommen wird. Ein Land, das gespalten ist und dessen innere Zerrissenheit auch ins Fluchtland getragen wird. Dabei polarisiert sie nicht, sondern eröffnet Horizonte für ein gegenseitiges Verstehen.

Der zweite Preis mit einem Preisgeld von 1.500 Euro ging an Jonas Weyrosta für seinen Radiobeitrag „Meine Mutter, die Dorfkrankenschwester“. Im Zentrum steht der Alltag einer Gemeindekrankenschwester, die seit mehr als 30 Jahren alte und kranke Menschen zuhause in der Region Hohenlohe pflegt. Was das mit ihr macht, erzählt eindrücklich ihr Sohn Jonas Weyrosta, der seine Mutter einen Arbeitstag lang mit dem Aufnahmegerät begleitet hat. Weyrosta wirft mit seinem Hörstück ein überraschend neues Schlaglicht auf ein altbekanntes Thema und nimmt die Radiohörer gleichsam auf die Tour mit.

Ebenfalls mit einem zweiten Preis ausgezeichnet wurden Uwe Kassai und Susanne Böhm für ihren Film „Machen statt warten – Menschen von der Straße helfen sich selbst“. Die beiden Filmemacher schildern imponierend, wie obdachlose Menschen in Stuttgart und Köln ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen, wenn Gesellschaft und Soziale Arbeit versagen. Auf Augenhöhe mit ihren Protagonistinnen und Protagonisten erleben die Zuschauer sehr ansprechend, wie Menschen am Rande der Gesellschaft Selbstwirksamkeit entfalten und es so eine beeindruckende Solidarität in der Not gibt.

Mit einer „Lobenden Erwähnung“ wurde Daniela Biehl für ihren Beitrag „Soziale Ungleichheit hat viele Gesichter“ ausgezeichnet. Die Autorin schafft es auf originelle Weise, das politische Schlagwort von der sozialen Gerechtigkeit konkret werden zu lassen. Zum internationalen Tag der sozialen Gerechtigkeit hat sie viele Menschen zu Wort kommen lassen, die ihre Sicht der Dinge dazu zu Protokoll geben. Mit dieser tollen Idee zeigt die Journalistin: Ob es um Armut, Bildungsgerechtigkeit, die Rente, um Steuern oder die Klimapolitik geht – direkt oder indirekt sind das alles Fragen von Ungleichheit und Gerechtigkeit.

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