Pater Philipp Jeningen

Laufend Geborgenheit spüren

Letzte Etappe der 32. Fußwallfahrt der „action spurensuche": In einer Prozession zogen die Pilgerinnen und Pilger vom Schönenberg zur Basilika St. Vitus in Ellwangen. Teilnehmer trugen ein Bildnis Pater Philipp Jeningens, die vergrößerte Nachbildung seines Segenskreuzes und die Wallfahrtskerze. Foto: drs/Jerabek

Die traditionelle Fußwallfahrt der „action spurensuche“ von Eichstätt nach Ellwangen nahm das Thema „Geborgen in Gott" und die Engel in den Blick.

Unter festlichem Glockengeläut der St.-Vitus-Basilika in Ellwangen zogen die Wallfahrerinnen und Wallfahrern auf den Spuren Philipp Jeningens in Ellwangen ein. Zuvor hatten bereits Wallfahrtsseelsorger Pater Wolfgang Angerbauer und Redemptoristen-Provinzial Pater Dr. Martin Leitgöb die Rückkehrer auf dem Schönenberg herzlich willkommen geheißen und mit Getränken versorgt. Die Mühe und Anstrengung war manchen Teilnehmern ins Gesicht geschrieben, doch größer war die Freude, die sie ausstrahlten: Bei teils glühender Hitze bewältigten die Freunde der „action spurensuche“ sowie pilgernde Gäste in sechs Tagesetappen die 120 Kilometer von Eichstätt nach Ellwangen – also die Strecke zwischen Geburts- und Sterbeort des „Apostels des Virngrunds“.

„Gott in allem suchen"

„Geborgen in Gott, vertraut mit den Engeln“ lautete das Thema dieser 32. Ausgabe der Fußwallfahrt auf den Spuren Philipp Jeningens. Der 2022 seliggesprochene Mystiker und Volksmissionar, so weiß man aus seinen Aufzeichnungen, wusste sich ständig in Gottes Gegenwart und fühlte sich immer von den Engeln begleitet. Wie kann ich mich selbst annehmen? Wie kann ich Geborgenheit in Gott erfahren? Wie kann ich Frieden stiften? In Impulsen am Morgen, am Mittag und in Weggesprächen – jeder Tag stand unter einer anderen Leitfrage – ging es darum, den eigenen Glauben zu bedenken, zu prüfen und neu zu entdecken; letztlich wie Pater Philipp „Gott in allem suchen, drinnen und draußen, in uns selbst, unterwegs und daheim“. Ständige Bezugspunkte waren das Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola und Tagebuchaufzeichnungen des Volksmissionars Jeningen. In Mitmachübungen ging es etwa darum, Vertrauen einzuüben und Geborgenheit bewusst wahrzunehmen.

„In der Gruppe geborgen"

Paul, dem jüngsten Dauerteilnehmer der Wallfahrt, ist besonders in Erinnerung geblieben, wie die Pilgerinnen und Pilger Seilstücke miteinander verknüpften oder sich einmal mit geschlossenen Augen von einer anderen Person führen ließen – „da hat man sich geborgen gefühlt“, sagt der Elfjährige. Was Vertrauen bedeutet und wie weit man jemandem vertrauen kann oder muss – „da denkt man mit offenen Augen oft gar nicht so darüber nach“, ergänzt Elfriede. Auf der Wallfahrt kennt man sich mit Vornamen und ist per Du.

„In der Gruppe fühlt man sich wirklich geborgen; man läuft und redet miteinander, man kann sich fallen lassen, man kann abschalten, über sich selber nachdenken“, sagt die 68-jährige Ellwangerin. Auch die Pilgerkerze, die die Wallfahrer mit sich führten, zeigt, was es heißt, „geborgen in Gott“ zu sein: Ein Mensch, der am Boden ist, wird von einem Strahl des Lichtes und der Gnade, die von Gott kommt, erreicht – so hat die aus Ellwangen stammende Karmelitin Schwester Ancilla (Dorothee Benirschke) die Kerze gestaltet. Ein stattliches Wallfahrtsheft vereinigte eine Fülle von Liedern, Gebeten und Wissenswertem zum Thema und zum Pilgern allgemein.

Ungemütlichkeit als Zeichen für Aufbruch

„Das Pilgern hat doch einfach was, finde ich“, sagt Katharina aus Ulm. „Das Laufen, die Gemeinschaft, aber natürlich auch der spirituelle Input und die gemeinsame Zeit mit der Familie sind für die 18-jährige Abiturientin Motive für ihre Teilnahme. Auf Komfort wird verzichtet: An ihren Stationen in Mörnsheim, Monheim, Wemding, Maihingen und Tannhausen haben die Wallfahrerinnen und Wallfahrer zumeist in Gemeindehäusern oder Turnhallen ihr schlichtes Nachtlager aufgeschlagen – „Ungemütlichkeit als Zeichen für Aufbruch“, wie es Dr. Wolfgang Steffel vom Leitungsteam auf den Punkt bringt.

Katharinas Bruder Karl ist auch von der Vielseitigkeit und den verschiedenen Blickwinkeln auf die Gestalt der Engel beeindruckt. Spätestens seit den einschlägigen Büchern des berühmten Benediktinerpaters Anselm Grün sind die (vermeintlich „verstaubten“) Engel wieder in aller Munde und machen Spiritualität für viele Menschen anschlussfähig.

Brückenschlag von Eichstätt nach Ellwangen

„Engel führen immer zu Gott, sie agieren nicht eigenständig, sondern immer im Auftrag Gottes“, sagt Markus Krämer vom Leitungsteam und erinnert an die verschiedenen Bestimmungen der Engel, wie sie in der Bibel beschrieben und in wunderbaren Fresken in der Eichstätter Schutzengelkirche dargestellt sind: verkündend, beschützend, mahnend, Heilung bringend. So habe die Fußwallfahrt eine Brücke geschlagen von der Schutzengelkirche in Eichstätt, in deren unmittelbarer Nähe Philipp Jeningen aufwuchs und die ihn geprägt hat, hin zur ähnlich prächtigen Schönenbergkirche, an deren Ostfassade der Erzengel Michael als Schutzpatron des Schönenbergs zu sehen ist. Glauben geht nur mit allen Sinnen – das wollte die Wallfahrt auch ein bisschen bewusst machen.

In die Zusage Gottes hineinspüren

„Wir sollten uns mehr und mehr in die Zusage Gottes hineinspüren und sie verkosten, die Zusage, dass wir nicht ins Nichts fallen, dass unser Leben nicht sinnlos ist, dass wir niemals allein sind, dass wir immer und überall in Gottes Hand geborgen sind“, sagt Theologe Wolfgang Steffel in der Predigt des Abschlussgottesdienstes, der von Pfarrvikar Prakash Petter zelebriert wird. Der Geistliche, der bereits zum zweiten Mal die ganze Strecke mitgepilgert ist, zeigt sich sehr beeindruckt von den Wallfahrern, die „diese Mühe auf sich nehmen, um sich Gedanken zu machen über Pater Philipp und um über Bibelpassagen zu diskutieren“.

Was man bei der „action spurensuche“ erleben könne, widerlege die in manchen Ländern anzutreffende Vorstellung von den glaubensmüden und nicht sehr frohen Europäern: „Wenn ich die Kinder, die Erwachsenen und auch die älteren Menschen hier sehe, dann ist das einfach toll“, findet Prakash, der seit seinem Dienstantritt in Ellwangen vor gut einem Jahr schon viel über Pater Philipp habe lernen dürfen. Aus den vielen Gedanken von und über den Seligen, die auf der Wallfahrt betrachtet wurden, bleibe aber der wohl berühmteste auch der schönste: „Mit Liebe und Demut kann man alles erreichen.“ – Auch das Wallfahrtsziel.

Keine Leistung, sondern Gnade

Dieses Ziel zum zehnten Mal erreicht hat Josef, Ellwanger Metzgermeister und mit 77 Jahren ältester Teilnehmer. Seit Eintritt in den Ruhestand ist er regelmäßig dabei und schätzt die Impulse, die Kameradschaft und die Gemeinschaft. „Seit ich da mitgehe, ist das für mich ein Muss – besser gesagt: ein Darf“, gibt er zu Protokoll. Ganz ähnlich sieht es Regina, die zum fünfköpfigen Leitungsteam der „action spurensuche“ gehört und von Beginn an dabei ist – heuer zum 32. Mal! Für den beeindruckten Reporter schiebt sie einen Satz nach, wie man das bei der „action spurensuche“ sieht: „Das ist keine Leistung, das ist eine Gnade.“

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