Zum Gedenkjubiläum anlässlich des 80. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs hat die Katholische Erwachsenenbildung (keb) Stadt- und Landkreis Heilbronn die Ausstellung „Sieh den Menschen an!“ ins Heinrich-Fries-Haus geholt. Die Ausstellung erzählt vom seligen Pater Richard Henkes und seinem Wirken im KZ Dachau und nutzt dabei ein spezielles künstlerisches Medium.
Die Präsentation basiert auf einem Comic. Im Heinrich-Fries-Haus sind auf 25 Tafeln Texte und Zeichnungen daraus zu sehen – wobei in der Ausstellung nicht von Comic oder von Graphic Novel, der Bezeichnung für anspruchsvollere Genrebeispiele, gesprochen wird. Bei dem Heft „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“ handelt es sich um eine Graphic Documentary, wie Volker Schlecht bei der Ausstellungseröffnung sagte. Schlecht bildet zusammen mit Alexandra Kardinar das Künstlerduo „Drushba Pankow“, von dem die mittlerweile mehrfach ausgezeichnete Graphic Documentary über Pater Richard Henkes stammt.
Kritik am NS-Regime
Der Pallottinerpater wurde im Jahr 1900 im Westerwald geboren. Er wirkte unter anderem in Katscher, Frankenstein und in Branitz im Osten des damaligen Deutschen Reiches. Pater Richard Henkes lehnte das NS-Regime ab und äußerte sich in seinen Predigten kritisch. Am 8. April 1943 wurde er wegen einer Predigt in Branitz von der Gestapo verhaftet und in das KZ Dachau gebracht. Als dort Ende 1944 eine Flecktyphus-Epidemie ausbrach, ließ er sich freiwillig in der Baracke mit den Erkrankten einschließen, um diese zu pflegen und seelsorgerlich nicht allein zu lassen. Der Pater infizierte sich trotz Impfung selbst und starb am 22. Februar 1945 nur wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers. Am 15. September 2019 wurde Pater Richard Henkes als Märtyrer der Nächstenliebe im Limburger Dom seliggesprochen.
Zu diesem Ereignis entstand die Graphic Documentary, um diese Lebensgeschichte in die heutige Zeit zu übertragen, wie Martin W. Ramb, Schulamtsdirektor im Bischöflichen Ordinariat Limburg und Kurator der Ausstellung, erklärte. Die spezielle Genre-Bezeichnung soll dabei den dokumentarischen Charakter des Comicprojekts unterstreichen, auch wenn die Schilderungen der damaligen Ereignisse in einen fiktionalen Rahmen eingebaut sind, der allerdings auf beeidigten Zeugenaussagen beruht.
„Ich hatte Ehrfurcht vor diesem Thema“, sagte Schlecht. Dem Publikum der Vernissage erläuterte der Illustrator in einer Gesprächsrunde mit Ramb und keb-Leiterin Ingrid Wegerhoff, wie er für seine Zeichnungen anhand von historischen Fotos und Erzählungen über Konzentrationslager recherchierte. „Ich habe im Atelier geweint“, gab Schlecht offen zu.