Weltkirche

Lebendiges Glaubenszeugnis

Lorantine ist heute eine begabte Modedesignerin und verdient ihren Lebensunterhalt mit dem Entwerfen von Schuluniformen, Roben für Graduierungsfeiern oder Sportbekleidung. Bild: Thomas Broch

Das „Bienvenu Shelter“ ist Zufluchtsort für Frauen und Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten. 2018 wurden 135 Menschen aufgenommen.

Zum A.G.M, zum „Annual General Meeting” hatte die Leitung des „Bienvenu Shelter“ im südafrikanischen Johannesburg am Samstag, 26. Oktober, eingeladen. Seit 2001 besteht dieser Zufluchtsort für geflüchtete Frauen und Kinder aus vielen Kriegs- und Krisengebieten des südlichen Afrika, der heute von den Scalabrini-Missionarinnen geleitet wird.

Von Anfang hat die Diözese Rottenburg-Stuttgart das „Bienvenu Shelter“ unterstützt und eine lebendige Partnerschaft mit ihm unterhalten.

Sr. Marivane Chiesa, seit November 2017 Leiterin des Shelter, konnte für 2018 eine beachtliche Bilanz ihrer Arbeit vorlegen. 135 Personen aus 13 Ländern, davon je die Hälfte Frauen und Kinder, konnte das Heim aufnehmen und begleiten. Für die Kinder stehen Baby-Room, Kindergarten und Vorschule zur Verfügung, die Mütter lernen Englisch und oft auch, in ganz elementarer Weise mit dem Leben zurechtzukommen. In vielen Fällen geht es einfach um die Erfahrung von Schutz und Geborgenheit und auch um die Behandlung schwerer Traumata.

728 Frauen und Kinder begleitet und unterstützt

Durchschnittlich ein Viertel- bis ein halbes Jahr lang können die Frauen im Shelter bleiben, dann sollten sie nach Möglichkeit außerhalb ein eigenständiges Leben beginnen. Manche brauchen dazu freilich viel länger, eineinhalb Jahre und mehr, manche schaffen es überhaupt nicht. Tragische, aussichtslose Schicksale ihrer Schützlinge aushalten zu müssen – das gehört zu den schmerzlichen Erfahrungen des Teams im „Bienvenu Shelter“. Aber auch draußen werden die Frauen und Kinder nach Möglichkeit nicht sich selbst überlassen: 728 Personen wurden 2018 vom Shelter aus begleitet und unterstützt.

Ein besonderes Ereignis konnte 2018 begangen werden: die Eröffnung und Einweihung des „Mother Assunta Training Centre“, realisiert nach jahrelangen Vorbereitungen in einem ehemaligen Privathaus in Bertram, demselben Armen-Stadtteil Johannesburgs, in dem auch das Shelter liegt. Im Frühjahr 2019 konnte auf dem Areal zusätzlich eine Mehrzweckhalle erstellt werden, die Platz für rund 120 Personen bietet.

Nähen und Schneiderei, Kochen und Backen, Friseur- und „Beauty“-Dienstleistungen gehören zum Ausbildungsangebot des Training Centres und ebenso Englisch-Kurse sowie Haushaltsführung und die richtige Versorgung der Kinder. 229 Frauen von innerhalb und außerhalb des „Bienvenu Shelter“ haben 2018 an den Angeboten teilgenommen, 206 erwarben eine anerkannte Qualifikation, und 177 erhielten Start-up-kits für eine berufliche Selbständigkeit.

Motivation und Kraft trotz schwieriger Herausforderungen

Eindrucksvoller noch als die Zahlen waren bei der Jahresversammlung die persönlichen Erfahrungen von ehemaligen Absolventinnen. Salva (25) aus Ruanda zum Beispiel ist Bäckerin geworden; sie verkauft in einem eigenen Ladengeschäft Backwaren aus dem Training-Centre und kann damit sowohl sich und ihre beiden Kinder ernähren als auch Geld für ein Universitätsstudium ansparen, das ihr als Ziel fest vor Augen steht. Lorantine (50), eine Kongolesin, hat im Shelter neben der englischen Sprache auch Nähen gelernt. Heute ist sie eine begabte Mode-Designerin und verdient ihren Lebensunterhalt unter anderem mit dem Entwerfen und Herstellen von Schuluniformen, Roben für Graduierungsfeiern und Sportbekleidung.

„Jeder leidende Mensch ist ein Geschöpf Gottes“, sagt Sr. Marivane und macht deutlich, was ihr und ihrem Team trotz aller schwierigen Herausforderungen Motivation und Kraft verleiht. Ein „lebendiges Glaubenszeugnis“ sei das Wirken des Teams im Bienvenu Shelter, sagt Sr. Maria de Lurdes, Flüchtlingsbeauftragte der Erzdiözese Johannesburg.

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