„Irgendwie hineingeschlittert.“ So geht das oft, wenn man für und mit Ehrenamtlichen unterwegs ist. Manche ehrenamtlichen Initiativen benötigen einen langen Vorlauf, bei anderen ist schnelle Unterstützung gefragt. Dann hat man die Wahl: Stellt man sich der Herausforderung oder nicht. Bei der letzten 72-Stunden-Aktion des BDKJ galt es eine besondere Herausforderung anzunehmen. Kurzfristig war Unterstützung für die Isnyer Aktionsgruppen gefragt.
Die Wetterprognose war mit Schnee und Dauerregen bescheiden. Zudem stellte sich heraus, dass die Jugendlichen im Alter von 14 bis 15 Jahren mehr Unterstützung benötigten. Der verantwortliche Kollege für die Jugendarbeit fragte an. Im Pastoralteam wurde kurz diskutiert und dann ging es auch schon los. Ich sollte als Back-Up da sein für die eine junge Firmgruppe, die sich bei der letzten Firmvorbereitung zusammengefunden hatte. Die Gruppe war noch in der Findungsphase und hatte sich erst einige Male zu Film- oder Kochabenden – auch recht unabhängig von der Kirchengemeinde – getroffen. Diese luden noch ein paar Freunde mit ein mitzumachen.
Eine zweite Aktionsgruppe, die Ministrantengruppe, hatte sich ebenfalls angemeldet. Beide Gruppen, die bisher wenig bis keine Berührungspunkte hatten, bekamen auch die Aufgabe, gewisse Projektaufgaben gemeinsam zu lösen. Die Ministranten bekamen die Aufgabe ein Picknickplätzchen am Gemeindehaus sowie ein kleines Gartenparadies mit Bienenhotel und Hochbeeten am Familienzentrum zu gestalten. Des Weiteren sollte Werbung für die Projekte und die Gestaltung des Abschlussfestes entworfen werden.
Die Firmgruppe hatte die Aufgabe, einen Fairteiler (Foodsharerschrank) aufzustellen und aus geretteten Lebensmitteln für die Gruppe zu kochen und auch das Abschlussfest mitvorzubereiten. In Isny hatte die Foodsharing-Gemeinschaft seit etwa einem Jahr einen Standort für Ihren Fairteiler gesucht. Sie kamen unter anderem auch auf mich als Verantwortliche in der Kirchengemeinde zu, um einen geeigneten Standort zu finden. Umso schöner war es, dass nun durch die 72-Stunden-Aktion ein Gemeinschaftsprojekt aus Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde, dem Projekt Foodsharing und der Stadtverwaltung entstand. Der Fairteiler steht nun direkt neben dem katholischen Kindergarten und der Kirche.
Die Jugendlichen bekamen einen Überraschungsbesuch von Weihbischof Matthäus Karrer, der zwei Kisten Spezi im Gepäck hatte. Was alle Jugendlichen freute. Die Gruppendynamik bei solchen Projekten ist enorm. Nach anfänglich großer Distanz war dann gegen Abend eine deutliche Wende zu spüren. Beim gemeinsamen Abendessen kam auf einmal eine ausgelassene Partystimmung auf. Der Küchendienst und die Festvorbereitungen liefen harmonisch und gemeinsam ab. Aber gerade in den prekären Momenten kamen die Jugendlichen auch immer wieder auf mich zu, um nach Rat und Unterstützung zu fragen.
Das Abschlussfest mit Einweihung der neuen Plätzchen war ein voller Erfolg. Es kamen trotz widrigem Wetter etwa150 Gäste nach dem Gottesdienst in und um das Gemeindehaus. Zusammen mit dem Bürgermeister als Schirmherr durfte ich allen Beteiligten Jugendlichen die Isnyer Ehrenamtskarte als Zeichen der Wertschätzung überreichen. Die Abschlussmoderation und das Aufräumen ging Hand in Hand mit den Jugendlichen. Von anfänglich zwei Gruppen war zum Schluss nichts mehr zu spüren. Ich stand den Jugendlichen als Ansprechpartner, Nottelefon, Fahrdienst, Werbeshilfe, Spülmaschinennotdienst und Mediatorin zur Verfügung.
Die unterschiedlichsten Jugendlichen mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten beobachten und begleiten zu dürfen war eine absolute Bereicherung. „So bunt und unterschiedlich die Menschen sind, so vielfältig und spannungsreich ist auch das ehrenamtliche Engagement.“ Dieser Satz aus der Ehrenamtsentwicklung hat sich einmal mehr bestätigt. Besonders freut mich, dass ich mit den Jugendlichen bei dem gemeinsamen Arbeiten ganz wunderbare Gespräche führen konnte, hierbei ihre Stärken kennenlernen durfte.
Die Jugendlichen bereichern unser Gemeindeleben und haben geäußert, dass sie sich in Zukunft mehr ehrenamtlich in der Kirchengemeinde einbringen wollen. Für mich ist ein zentraler Punkt meines Rollenverständisses, mit den Menschen in Interaktion zu treten. Über das gemeinsame Tun können wunderbare Dinge entstehen, die nachhaltig sind und weitergeführt werden.