Kunst

Leerwerden

Frederick Bunsen, geboren 1952 in Texas, ist Künstler. Er lebt und arbeitet in Stuttgart. Im November 2023 bringt Bunsen die Kirche St. Fidelis in eine Spannung der Gegensätze: LEERWERDEN heißt seine Installation. Bild: Stadtdekanat Stuttgart

Ermutigung, in der Krise weiterzugehen: Eine Kunstinstallation von Frederick Bunsen ist vom 10. bis 26. November in St. Fidelis zu erleben.

Spannung und Entspannung, Vergänglichkeit und Neuwerdung, leer werden und sich füllen lassen – mit diesen Gegensätzen beschäftigt sich der Künstler Frederick Bunsen bei seiner Kunstinstallation in der Kirche St. Fidelis. Um Neues entstehen lassen zu können, muss Bestehendes weichen – konkret für die Dauer der Installation in der Kirche – aber auch im übertragenen Sinn. „Sie werden sich wundern“, verspricht der Künstler.

Frederick Bunsen, geboren 1952 in Texas, hat eine jahrzehntelange Verbindung mit St. Fidelis. Als Student feierte er hier bei Hochschulgottesdiensten mit, seine Kinder wurden hier getauft. Nun kehrt er mit der Fülle seiner künstlerischen Erfahrung nach St. Fidelis zurück und räumt die Kirche für sein Vorhaben zunächst einmal komplett aus. „Es geht um LEERWERDEN im Sinne von Erneuerung. Es ist ein Sinnbild, ein Zustand, ein State“, sagt der 71-Jährige mit amerikanischem Akzent. Noch weiß er nicht, wie die Installation konkret aussehen wird. „Ich habe kein Drehbuch, die Installation entsteht ‚work in progress‘. Wenn ich mich auf etwas Unbekanntes einlasse, kann Neues entstehen und es kommen eben keine Ergebnisse, die man bereits vorher wusste.“ Mit welchen Materialien er arbeiten wird, bleibt ein Geheimnis, das er bei der Vernissage lüftet.

Prozess des Leer-Werdens und Sich-wieder-Füllens

Pfarrer Stefan Karbach, der den Künstler bereits in den 1980er Jahren bei Aktionen in der Kirche St. Maria kennengelernt hat, ist gespannt auf die Kunstinstallation in St. Fidelis, wo auch Spirituelles Zentrum station s und KLANGRAUM st.fidelis beheimatet sind, die in Kooperation das Projekt begleiten. „Die Menschen sind eingeladen, sich auf den Prozess des Leer-Werdens und Sich-wieder-Füllens einzulassen. Alle werden mit der Installation eigene Erfahrungen machen“, ist er sich sicher.

„Mit unseren Angeboten in station s möchten wir Menschen Raum bieten, sich einzuüben gegenwärtig zu sein. Denn im Hier und Jetzt können wir Stille und Verbundensein mit einem größeren Ganzen erfahren “, sagt Theologin Kirstin Kruger-Weiß, die mit Stefan Karbach das Leitungsteam von station s bildet. Deshalb passe die Installation sehr gut zu station s. „Die Kunst bietet die Möglichkeit, sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Kunst und Religion setzen sich beide mit dem Unsichtbaren, dem Mystischen auseinander“, erklärt der Künstler Frederick Bunsen.

Sich der Vergänglichkeit stellen und dadurch Kraft tanken

LEERWERDEN lädt die Besucherinnen und Besucher ein loszulassen, sich mit Fragen von Verlust und Vergänglichkeit auseinanderzusetzen, der Leere nachzuspüren und sich auf Neues einzulassen. Die Installation will ermutigen weiterzumachen, auch in Krisenzeiten. „Wir lernen, etwas aufzugeben, was vertraut ist. Gleichzeitig bietet sich die Chance, aus etwas Unbekanntem etwas Bekanntes zu machen“, so Kirstin Kruger-Weiß. „Es ist heilsam, wenn wir uns der Vergänglichkeit stellen und dadurch wieder Kraft tanken.“

Die Installation ist vom 10. bis 26. November in der Regel täglich von 8 bis 19 Uhr frei zugänglich. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, mit LEERWERDEN in persönlichen Dialog zu treten, durch eigene Betrachtung, in den Gottesdiensten oder den Begleitveranstaltungen. „Wir machen die Kirche nicht zum Museum. Die Kunstinstallation füllt den Raum und hat Einfluss darauf, wie wir in diesen Wochen Gottesdienst feiern und unser Programm gestalten“, so Kirstin Kruger-Weiß. „Die Installation wird den Kirchenraum wieder verlassen, aber nicht die Herzen“, sagt Stefan Karbach.

Alle Termine auf einen Blick:

  • Freitag, 10. November, um 19 Uhr: Vernissage und Eröffnung mit Frederick Bunsen, dazu Impulse, Gespräch, musikalische Resonanzen
  • Sonntag, 12. November, um 19 Uhr: Gottesdienst kontemplativ – mit Betrachtung der Installation, angeleiteter Stille und reduzierter Musik
  • Mittwoch, 15. November, von 16.30 bis 18.30 Uhr: ansprechbar. Während dieser Zeit ist Kirstin Kruger-Weiß zum persönlichen Gespräch für Sie da.
  • Mittwoch, 15. November, um 19 Uhr: Stille mittendrin – Eine Zeit der Stille und des Auftankens
  • Donnerstag, 16. November, um 19 Uhr: Künstlergespräch mit Austausch und musikalischen Unterbrechungen (Künstler ist anwesend)
  • Samstag, 18. November, um 19 Uhr bis 24 Uhr: Kunst-Raum-Nacht. Eine Einladung, die Installation in den späten Abendstunden zu besuchen und wirken zu lassen. Mit Text- oder Musikimpulsen zu jeder halben Stunde
  • Sonntag, 19. November, um 19 Uhr: Gottesdienst experimentell – Mit Teilen aus dem Orgelzyklus „Les Corps Glorieux“ von Olivier Messiaen
  • Mittwoch, 22. November, von 16.30 bis 18.30 Uhr: ansprechbar. Während dieser Zeit ist Stefan Karbach zum persönlichen Gespräch für Sie da.
  • Mittwoch, 22. November, um 19 Uhr: Stille mittendrin – Eine Zeit der Stille und des Auftankens
  • Donnerstag, 23. November, um 19 Uhr: Mystik und Musik. Es erwartet Sie eine kurze Einführung in die Mystik, Texte verschiedener Mystikerinnen und Mystikern über das LEERWERDEN, dazu musikalische Resonanzen
  • Sonntag, 26. November, um 19 Uhr: Gottesdienst experimentell – Finissage mit Frederick Bunsen

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