Pater Philipp Jeningen

Leidenschaftlich für Gott und die Menschen

Pater Philipp Jeningen: Entscheidende Hürde für Seligsprechung genommen

Philipp Jeningen SJ; Gemälde aus dem Jahr 1763. Bild: Diözesanmuseum Eichstätt

Der "Pater" - was er uns heute noch zu sagen hat und wie er uns wieder Hoffnung und Zuversicht schenken kann.

Krise, Priestermangel, Wüste des Glaubens – wie sehr ähnelt sich doch der „Lagebericht“ der Kirche heute mit Berichten vor 340 Jahren, als der Jesuitenpater Philipp Jeningen seinen Dienst als Seelsorger und Volksmissionar in Ellwangen und dem weiten Umland antrat. Eigentlich hätte er Missionar in Indien werden wollen, doch stattdessen wurden der Virngrund und das Ries zu „seinem Indien“. Um die 1000 Orte, so schätzt man, hat Pater Philipp Jeningen zwischen 1680 und 1704 besucht. Alle Missionsreisen auch in die benachbarten Diözesen legte er zu Fuß zurück.

 

„Mit Demut und Liebe kann man alles erreichen.“
Pater Jeningen

 

Gebet und Andacht, eine feurige Predigt über das Leiden Jesu und die Liebe Gottes, über Sünde und Vergebung, sodann stundenlanges Beichthören, Katechese für Kinder, Hausbesuche bei alten und kranken Menschen – so beschreiben Biografen den Ablauf der Missionen. Für jeden Menschen, dem der „gute Pater Philipp“ begegnete, hatte er ein liebevolles, ein tröstendes Wort. „Mit Demut und Liebe kann man alles erreichen“, so fasste Pater Philipp sein Lebensprogramm prägnant zusammen.

Das Kreuz, sein Lebensbaum

Aber wie passt das für heute? – Die Zeit, in der Philipp Jeningen (1642-1704) lebte, sei eine „verwundete Zeit“ gewesen, sagt Markus Krämer vom Leitungsteam der „action spurensuche“, einer geistlichen Bewegung auf den Spuren des „guten Pater Philipp“: Die Folgen zermürbender Kriege waren allgegenwärtig, Krankheit und Armut. Die Menschen trugen Wunden an Leib und Seele. Auch die Schrecken der Hexenprozesse waren vielen noch in Erinnerung. Pater Philipp sei angetreten, die Wunden anzuschauen und zu heilen, sagt Krämer und lenkt den Blick auch auf Wunden heute - in der Kirche und in der Gesellschaft und nicht zuletzt in vielen Familien, die zerstritten sind. „Wunden können nur heilen, wenn man sich ihnen stellt, wenn man sie vor Augen hat, sie anschaut und annimmt. Dann kann Umkehr und Versöhnung geschehen.“

„Pater Philipp Jeningen war von dem einen Gedanken beseelt, zusammen mit Jesus und mit jeder leidenden Kreatur, der er begegnete, das Kreuz zu tragen“, schrieb einmal der Ellwanger Historiker Hubert Häfele. Und Dr. Wolfgang Steffel vom Leitungsteam der „action spurensuche“, sagt: „Philipp versuchte die Gegenwart Gottes den Menschen ganz sichtbar vor Augen zu stellen, gewissermaßen ein Hinweisschild auf Gott, einen Aufwecker, Hingucker, Hinaufgucker zu Gott. Er tat dies, indem er an vielen Orten ein Kreuz aufrichtete. Das Kreuz war für ihn ein Lebensbaum. Und mit den weisen Augen des Gärtners sah er darin die Geborgenheit in Gott, das Vertrauen in Gott, die Begegnung mit Gott. Und Begegnung mit Gott war vor allem – so hatte es Philipp von Ignatius gelernt – Begegnung mit Christus dem Gekreuzigten und Auferstanden.“

Gelebte Leidenschaft

Leidenschaft ist für den Ellwanger Stadtpfarrer Prof. Dr. Sven van Meegen ein besonderes Kennzeichen Philipp Jeningens. „Pater Philipp hat in jeder Hinsicht leidenschaftlich gelebt - leidenschaftlich für Gott und von ihm her; leidenschaftlich für die Menschen, denen er demütig und liebevoll begegnet ist; leidenschaftlich für die Gemeinschaft, ohne die es gerade in schwierigen Situationen nicht geht.“ Mit dieser gelebten Leidenschaft in drei Dimensionen könne Pater Philipp Vorbild sein, gerade auch für Menschen heute, so van Meegen.

Seit seinem Tod 1704 ist die Verehrung des „guten Pater Philipp“ nie erloschen; bis heute ist sein Grab in der Liebfrauenkapelle der Basilika St. Vitus in Ellwangen eine vielbesuchte Stätte des Gebets und der Fürbitte. Pfarrer Michael Windisch, Vizepostulator im Seligsprechungsprozess, nennt Pater Philipp einen „Garant der Hoffnung auf Erlösung“. Die Menschen damals hätten gespürt: „Hier kommt einer zu ihnen mit der frohen Botschaft von der Erlösung, die Gott durch Jesus Christus schenkt; hier verkündet einer das Evangelium um ihres Heiles willen.“ Pater Philipps erinnere „uns an unsere eigene Berufung durch Gott, selber an Wesen und Gestalt Jesu Christi teilzuhaben, selber dem Bild Christi gleichgestaltet zu werden“.

Der Volksmissionar Pater Philipp Jeningen erinnert an die Bedeutung einer gerade auch in der heutigen Zeit notwendig gewordenen Neuevangelisierung. Bischof Dr. Gebhard Fürst, der sich auch persönlich mit Pater Philipp in mehrfacher Weise verbunden fühlt, sagte in seiner Neujahrsansprache: „Seine Seligsprechung weist darauf hin, dass durch Menschen, die ihr ganzes Leben für das Evangelium einsetzen, wieder Hoffnung und Zuversicht in die Welt kommen können.“

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