Umwelt

Lernen, mit weniger auszukommen

Christian Hager (46) ist seit September 2022 Energie- und Umweltbeauftragter des Stadtdekanats Stuttgart. Bild: Stadtdekanat Stuttgart

Christian Hager berät, wie Schöpfung bewahrt werden kann: Der 46-Jährige ist Energie- und Umweltbeauftragter des Stadtdekanats Stuttgart.

Was können katholische Gemeinden und Einrichtungen für das Klima und die Nachhaltigkeit tun? Mit dieser Frage beschäftigt sich seit September der Energie- und Umweltbeauftragte des Stadtdekanats Christian Hager. Der 46-Jährige berät Kirchengemeinden und Einrichtungen vor Ort, schaut sich Kirchen, Gemeinderäume und Kitas samt Heizanlagen an, informiert sich über die Auslastung der Gebäude und macht Vorschläge, wie Energie eingespart, wo eine Blühwiese gepflanzt oder Nisthilfen für seltene Vogelarten angebracht werden können.

Angefangen hat alles mit einem Referat über erneuerbare Energien während seiner Schulzeit. "Danach hat mich das Thema nicht mehr losgelassen", erzählt Christian Hager. An seinem 18. Geburtstag hat er denn auch nicht wie alle anderen den Führerschein gemacht, sondern eine Solaranlage gekauft, die er am Haus der Eltern anbringen ließ – und die bis heute Solarstrom liefert. Wann immer es ging, besuchte Christian Hager Fachmessen, stellte Anfragen bei Ministerien zu Umweltfragen und wollte auch von den örtlichen Politikern wissen, was sie zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz beitrugen.

Mehr Genügsamkeit in der Nachfolge Jesu

Für Christian Hager, der zunächst Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit studierte, sind Umwelt- und Klimaschutz ein christlicher Auftrag: "Es ist unsere Aufgabe als Christen, die Schöpfung zu bewahren und uns für die Welt einzusetzen." Angesichts des fortschreitenden Klimawandels plädiert er für mehr Genügsamkeit in der Nachfolge Jesu: "Wir müssen lernen, mit weniger auszukommen."

Christian Hager hat seine Leidenschaft und seine Überzeugungen zum Beruf gemacht: In Rostock hat er Bildung für nachhaltige Entwicklung studiert, danach im Fernstudium den Master in Interdisziplinärer Umweltwissenschaft gemacht und zusätzlich als Jugendseelsorger und Gemeindereferent in der Diözese Augsburg gearbeitet. Seit September nun kümmert sich der 46-Jährige ausschließlich um Energie- und Umweltfragen im Stadtdekanat Stuttgart.

Ziel: Klimaneutralität bis 2035

Das Stadtdekanat hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu werden. Erreicht werden könne dies nur, wenn von sofort an keine fossilen Heizanlagen mehr eingebaut werden und wenn auch keine größeren Reparaturen an fossilen Heizungen mehr vorgenommen werden. "Wir müssen Schritt für Schritt in den Einrichtungen und den Gemeinden umstellen auf erneuerbare Energien, zum Beispiel auf Wärmepumpen und Solaranlagen. Wenn wir heute noch fossile Heizungen einbauen, dann laufen diese die nächsten 20 Jahre und das wollen wir nicht", so Hager.

Entsprechende Umweltleitlinien hat der Stadtdekanatsrat – das Parlament der katholischen Kirche in Stuttgart – bereits verabschiedet, die zum Beispiel das Verwenden ökologischer Baustoffe vorsehen, die Umstellung auf regenerative Energien, die Verringerung von Abfällen und die Reduzierung des Frischwasserverbrauchs. Mit den Leitlinien im Gepäck berät Christian Hager die katholischen Kirchengemeinden in Stuttgart, schaut sich die Kirchen, Gemeinderäume und Kitas an, berät, wo kurzfristig Energie gespart werden kann und welche technischen Maßnahmen langfristig zu mehr Umweltschutz beitragen.

Umweltprogramm soll bald verabschiedet werden

"Primär geht es um Technik, aber wenn es sich anbietet, empfehle ich auch mal das Anlegen einer Blühwiese oder das Aufstellen von Nisthilfen für seltene Vogelarten." Vorschreiben kann Christian Hager nichts, da die Kirchengemeinden und ihre Gremien rechtlich selbständig sind, aber er kann Empfehlungen abgeben und unterstützen. "Ich hoffe natürlich, dass möglichst viele Kirchengemeinden die Umweltleitlinien übernehmen", so der 46-Jährige. P

arallel dazu entwickelt die Arbeitsgemeinschaft Schöpfung bewahren, in der auch Ehren- und Hauptamtliche aus den Gemeinden mitarbeiten, konkrete Maßnahmen in Form eines Umweltprogramms, das bald verabschiedet werden sollen.

Checkliste soll helfen, im Winter Energie zu sparen

Mit Blick auf den Winter und die hohen Energiepreise hat Christian Hager eine Checkliste erstellt, wo kurzfristig Energie eingespart werden kann. Und dazu gehört es auch, die Kirchen in diesem Winter weniger oder gar nicht zu heizen oder für den Werktagsgottesdienst auch mal ins Gemeindehaus zu gehen. "Von einigen Gemeinden hab ich schon das Signal, dass sie die Heizung zurückfahren werden", so Hager.

Als Privatmensch hat Christian Hager seine Heizung jedenfalls noch nicht angemacht. Und privat genauso wie dienstlich fährt der 46-Jährige Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. "Auch bei der Mobilität werden wir Zeichen setzen und für die Mitarbeitenden des Stadtdekanats E-Bikes anschaffen."

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