Sanierung

Der Altar als Lernschule

Zur feierlichen Altarweihe kam Weihbischof Thomas Maria Renz in die frisch renovierte Bonifatiuskirche nach Schnaitheim. Foto: DRS/Jerabek

Ein neuer Altar als Ort des Friedens und Miteinanders steht im Zentrum der renovierten Kirche St. Bonifatius in Schnaitheim. Weihbischof Thomas Maria Renz nahm die Weihe vor.

Dünne rechteckige Scheiben aus schwarzem Stahl, so schlank, dass jede für sich fast zerbrechlich wirkt, sind senkrecht und horizontal an unterschiedlichen Stellen ineinander verschränkt. Sie durchdringen sich und halten sich gegenseitig, auch wenn sie einander unterschiedlich nah sind, und alle zusammen tragen sie die eine Platte aus feinem weißem Kunststein - jene Platte, die „Schauplatz“ ist des Mysteriums unseres Glaubens, der Eucharistie. So präsentiert sich der neue Altar der Bonifatiuskirche in Heidenheim-Schnaitheim.

„Diese Durchdringung und dieses Miteinander der Stahlscheiben, das Bild des Haltens und Tragens ist ein Bild für die Gemeinde“, sagt die Münchner Bildhauerin Sabine Straub, die aus dem Künstlerwettbewerb für die Neugestaltung der liturgischen Ausstattung in St. Bonifatius als Siegerin hervorging. „Das Zusammenspiel vieler Menschen mit ihren unterschiedlichen Charakteren lässt ein lebendiges Ganzes entstehen.“ Die Platzierung der Altarreliquien inmitten der Stahlplatten vervollständigt diesen Gedanken und versinnbildlicht den inneren Zusammenhang zwischen der „Gemeinschaft der Heiligen“ und der irdischen Kirche. Reliquien des frühchristlichen Heiligen Innocentius und der heiligen Aurelia sind im neuen Altar beigesetzt.

Wechselspiel von Stahl und Stein

Mit allen Sinnen erlebten die Gläubigen die Altarweihe, die sicher zu den eindrucksvollsten liturgischen Vollzügen gehört, die die Kirche kennt. Weihbischof Renz besprengte den Altar mit Weihwasser, salbte ihn mit Chrisam, entzündete mit Pfarrer Dietmar Krieg Weihrauch in fünf Glasschälchen und sprach das Weihegebet. Zuvor hatte Kirchengemeinderat Peter Poloczek, der sich um einen reibungslosen Ablauf der knapp sechsmonatigen Renovierung besonders verdient gemacht hat, das Reliquiengefäß verschlossen. Festliche Lieder wie „Ich will den Herren loben allezeit“ von Johann Nicolaus Hanff und „Singe, Seele, Gott zum Preise“ von Georg Friedrich Händel, dargeboten von Kantorin Angelika Sailer-Stang, Karlheinz Rößler (Violine) und Rudi Stang (Orgel), umrahmten die feierliche Handlung.

Gesegnet wurden auch die anderen neuen liturgischen Orte der Kirche, der Taufbrunnen, der Ambo und der Tabernakel. Auch hier greift die Künstlerin die starken Kontraste des Kirchenraums, von hellen Wandflächen und dem dunklen Holz der Decke und der Empore, auf: Das Wechselspiel von Stahl und Kunststein erzeugt eine vergleichbare Spannung. Den Ambo als Tisch des Wortes bilden ein weißer Steinquader und eine schwarze Stahlplatte, die ineinander verzahnt sind. Der Tabernakel auf der rechten Seite und die Madonna mit Jesuskind auf der linken Seite wurden durch das Hinterlegen einer Rückwand aus Stahl hervorgehoben und flankieren markant den zentralen Chorraum.

Den Frieden wahren

Dass die Gläubigen in ihrer Kirche nach der Innenrenovierung schnell wieder heimisch werden, wünschte der Weihbischof. Ähnlich wie zuhause, wo man ganz bei sich ist und sich so geben darf, wie man ist, solle die Kirche „eine Art Wohnzimmer sein für die Familie der Glaubenden“. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Weihbischof Renz – in Anlehnung an die Schriftlesungen des Sonntags – den Wunsch und die Bitte, den Frieden zu wahren. Wie es im Segensgebet bei der Altarweihe heißt, solle dies ein Ort sein, „von dem aus Friede in die Gemeinde geht: dass der Friede, der hier konkret erfahrbar wird, indem wir miteinander Eucharistie feiern, hineinwirke in unsere Familien und in alle unsere sonstigen sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz, im Verein, in der Verwandtschaft, in der Nachbarschaft und überall, wo wir mit anderen Menschen zusammenkommen“.

Mit Bezug auf Gedanken aus der neuen Enzyklika „Fratelli tutti“ (über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft) von Papst Franziskus skizzierte Renz drei Postulate für die Menschen, die sich um den Altar versammeln: Der Altar soll ein Ort der Gemeinschaft sein, ein Ort der Begegnung mit Gott, aber auch mit anderen, weil niemand zur Erfüllung gelange, wenn er sich selber isoliert, sagte der Weihbischof und zitierte den Papst: „Die Liebe richtet uns auf die universale Gemeinschaft hin aus.“

Auch solle der Altar ein Lernort zur Großzügigkeit sein und zur Bereitschaft, mit anderen zu teilen, „weil hier Gott sein Leben mit uns teilt, seinen einzigen Sohn gibt“. In der Enzyklika erinnere der Papst an den heiligen Gregor den Großen, der sagt: „Wenn wir den Armen etwas geben, geben wir nicht etwas von uns, sondern wir geben ihnen zurück, was ihnen gehört.“ Weihbischof Renz erinnerte an die 20.000 Menschen in dieser Welt, die täglich sterben, weil sie nicht genug zu essen haben oder verunreinigtes Grundwasser trinken; weil ihnen vorenthalten werde, was ihnen zusteht.

Und schließlich: „Der soziale Friede erfordert harte Arbeit, Handarbeit“, schreibt der Papst. Der Altar solle als Zentrum des praktizierten Dialogs mit Gott, der ja selber „logos“, das Wort ist, eine Lernschule des echten Dialogs als Grundlage für einen echten Frieden sein, wünschte der Weihbischof.

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