„Leuchtturmprojekt für die ganze Region“

Kindergarten, Internat, Pflegeheim und geistliches Zentrum: In Bad Mergentheim bauen Kirche und Kommune ein neues Stadtquartier

Mehr als 20 Millionen Euro investieren die katholische Kirchengemeinde, die Stiftung St. Johannes, die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Stadt in das neue Quartier Maria Hilf an der Würzburger Straße / Marienstraße. „Als Leuchtturmprojekt für die ganze Region“ bezeichnete Oberbürgermeister Udo Glatthaar jetzt bei einem „Fest der Generationen“ zum Auftakt das in seiner Konstellation einzigartige Bauvorhaben. Im ehemaligen Garten des Kapuziner-Klosters entstehen ein sechsgruppiger Kindergarten und der Neubau des bestehenden Pflegeheimes Carolinum, verbunden durch einen Querriegel mit Küche, Tagestätte und Bewegungsraum für die Kinder. Vis-à-vis hat der Umbau des seit Jahren leerstehenden Stadtklosters zu einem von den Franziskanerinnen von Sießen geleiteten geistlichen Zentrum bereits begonnen, 50 Meter weiter plant das Bischöfliche Internat Maria Hilf einen Anbau mit 24 Einzelzimmern vornehmlich für Oberstufen-Schüler. Abgerundet wird das neue Quartier durch die Grundschule St. Bernhard der Franziskanerinnen und eine gleichfalls bereits bestehende Seniorenwohnanlage. 
Mit seinem generationenübergreifenden Ansatz nimmt das Großprojekt in der ehemaligen Deutschordensstadt auch innerhalb der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine Sonderstellung ein. Der Gemeinderat erteilte ihm bei seiner Sitzung Ende Februar einstimmig seinen Segen und zeigte sich sehr beeindruckt von der  Gesamtkonzeption. „Wenn wir schnell sind und die Firmen alle gut mitspielen“, hofft Peter Striffler, Leiter des Katholischen Verwaltungszentrums Bad Mergentheim, „können wir hoffentlich 2023 Einweihung feiern“. 
Den ersten Abschnitt stellen Umbau und Generalsanierung des ehemaligen, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Kapuzinerklosters an der Würzburger Straße dar. Derzeit laufen dort die Arbeiten auf Hochtouren, die Übergabe des komplett renovierten Klosters ist für Ostern 2019 geplant. Schwester M. Daniela Immler, fungiert im Moment als Oberbauleiterin und wird das künftige geistliche Zentrum führen. Sechs Schwestern werden im nächsten Jahr mit ihr einziehen und das Kloster zu einer Stätte des Glaubens mit Ausstrahlung sicher weit über Bad Mergentheim hinaus machen. Im Angebot werden Exerzitien, „Tage der Stille“, aber auch Urlaub im Kloster sein; dafür stehen vier Gästezimmer zur Verfügung. Schwester Daniela wünscht sich, dass das geistliche Zentrum zu „einem Ort wird, der dem Glauben heute ein frisches, sympathisches Gesicht auch nach außen gibt“. 
An der Schnittstelle zwischen Altstadt und Wohngebiet Weberdorf, im ehemaligen Garten des Kapuzinerklosters, rücken im Herbst 2019 die Bagger an, um die Grube für den Bau des neuen, dreigeschossigen Kindergartens mit seinen sechs Gruppen auszuheben; der vorhandene Kindergarten in der Nachbarschaft  verfügt nur über vier Gruppen, ist in die Jahre gekommen und nicht erweiterbar. Oberbürgermeister Udo Glatthaar freut sich seitens der Stadt, die den Löwenanteil der Kosten für den Kindergarten trägt, über das große Engagement der Kirchengemeinde und ihre Trägerschaft für den neuen Kindergarten: „Die katholische Kirche zeigt hier ein ganz tolles Gesicht.“ Zwölf von 21 Kindergärten in Bad Mergentheim werden übrigens derzeit von ihr betrieben, fünf von der evangelischen, nur vier von der Kommune selbst. Bedingt durch den starken Zuzug junger Familien, so das Stadtoberhaupt, herrscht ein Bad Mergentheim „ein Riesenbedarf an Kindergartenplätzen“. 
Einen Steinwurf vom künftigen Kindergarten entfernt bereitet sich auch das Bischöfliche Internat Maria Hilf auf einen Anbau vor. Dieser soll ab Sommer 2019 als Querriegel zwischen dem vorhandenen Gebäude und dem Gemeindezentrum St. Johannes entstehen – Reaktion auf die neuesten Vorschriften des Landesjugendamtes zur Unterbringung von Internatsschülern. Diese sehen „möglichst Einzel- oder Doppelzimmer“ vor, bei Mehrbettzimmern maximal vier Betten pro Raum und mindestens acht Quadratmeter je Schüler. Im vorhandenen Baubestand hätte dies einen Rückgang der genehmigten Plätze von 70 auf 54 zur Folge gehabt. Die im kommenden Jahr anstehenden Baumaßnahmen möchte Rektor Andreas Reitzle gleich für Teilsanierung und –Umbau des bestehenden Dachgeschosses nutzen. Das Bischöfliche Internat Maria Hilf mit seinen derzeit rund 60 internen und 40 externen Schülern erfreut sich nach wie vor ungebrochener Beliebtheit. Die Schülerinnen und Schüler kommen aus einem Umkreis von 150 Kilometern von Frankfurt bis Nürnberg, Stuttgart und Ulm zum Lernen und Leben an die Tauber. Diakon Reitzle: „Die Kinder sind bei uns in die Gemeinschaft eingebunden und bekommen Werte vermittelt – das schätzen die Eltern.“ 
Derweil freut sich Stadtpfarrer und Dekan Ulrich Skobowsky sehr darüber, dass in seiner Gemeinde das glückt, was andernorts meist nicht mehr funktioniert: das Zusammenleben über die Generationen hinweg. „Kinder und alte Menschen haben im Alltag heutzutage meist nur wenig Kontakt zueinander – das werden wir in unserem Quartier Maria hilf ändern, indem wir einen gemeinsamen Lebensraum für alle schaffen.“ Geplant sind zum Beispiel regelmäßige Besuche der Kindergartenkinder im Pflegeheim mit Vorführungen und Gesang, außerdem bietet der Park zwischen den beiden Einrichtungen weitere Begegnungsmöglichkeiten. Bis es so weit ist, müssen freilich Kindergarten und neues Carolinum erst gebaut- und mit dem Zwischenriegel verbunden sein, an dessen Stelle heute noch das alte Pflegeheim steht. Ende 2023, so die Planung, soll es so weit sein.

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