Tagung

Liturgie to go?

Foto: Marike Schneck

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Eine Fachtagung in der Akademie der Diözese befasste sich mit liturgischen Erfahrungen und Ausdrucksformen im Netz.

„Wenn wir als Kirche nicht in den digitalen Plattformen präsent sind, laufen wir Gefahr, viele Menschen nicht mehr zu erreichen, weil wir in ihrem Leben schlichtweg nicht vorkommen“, sagt Bischof Dr. Gebhard Fürst. Aber wie präsent muss die katholische Kirche im Netz sein? Auf welchen Plattformen muss sie aktiv sein und vor allem mit welchen Inhalten?  

Zwei Tage lang befassten sich rund 60 Teilnehmer der Tagung „Online zu Gott?!“ an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Hohenheim mit liturgischen Erfahrungen und Ausdrucksformen im Netz. Die Tagung war von der Diözese in Zusammenarbeit mit der Theologischen Fakultät Paderborn organisiert worden. Teilnehmer und Referenten waren aus ganz Deutschland angereist, um über die Abbildbarkeit von Liturgie in Rundfunk und Netz und den liturgischen Raum als Erlebnisort zu sprechen. Dabei ging es auch um die Anforderungen an mögliche Formen digitaler Feiern – und um ihre Grenzen.

Kontrovers diskutiert

Wo liegen diese Grenzen? Da waren sich die Teilnehmer des Abschlusspodiums nicht einig. Unter dem Titel „Menschenfischer im Netz?“ und moderiert von der ZDF-Redakteurin Katrin Müller-Walde diskutierten Bischof Dr. Gebhard Fürst, die Wirtschaftsjournalistin Dr. Ursula Weidenfeld, Pfarrer Christian Olding aus Geldern, die Medienberaterin Ariadne Klingbeil und BILD-Textchef Alexander von Schönburg offen und durchaus kontrovers über ein nicht immer einfaches Thema.  

Pfarrer Christian Olding, als „Pop-Kaplan“ und Autor des Buches „Klartext bitte! Glauben ohne Geschwätz“ bekannt, bewegt sich seit Jahren offensiv im Netz und in den sozialen Medien. Er sagt: „Wenn es darum geht, zu transportieren, welchen Mehrwert ich als Mensch habe, wenn ich christlich lebe, sind wir noch sehr weit weg.“ Mit kirchenpolitischen Themen und als reine „Ethik-Wächter“ könne man keinen Boden gewinnen, schon gar nicht in sozialen Netzwerken. „Aber sobald wir uns an die klassischen, christlichen Marketingaspekte wie Halt, Sinn, Hoffnung herantrauen, ist uns der Erfolg sicher.“ Liturgie to go? „Können wir bieten.“
 
Wenn er zu ethischen Fragen twittere, hielt Bischof Dr. Gebhard Fürst dagegen, dann sei das mehr als ein „erhobener Zeigefinger“. Mit Verweis auf seine Haltung zur Diskussion um den Trisomie-21-Bluttest für Schwangere sagte er: „Da steht ein Bild von einem Menschen dahinter. Ein Bild von Gott, das ich weitergebe. Das ist mehr als nur die Frage nach der Ethik.“ Für ihn als Medienbischof sei klar: „Moderne Kirche muss dort präsent sein, wo die Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit sind. Analog und digital.“ Grenzen der digitalen Welt sieht Fürst jedoch in der Seelsorge: „Wenn es um die Botschaft des Heils geht, so glaube ich, dass diese pastoral besser gelingt, wenn sie von Mensch zu Mensch weitergegeben wird, von Auge zu Auge.“

Boulevard-Journalist Alexander von Schönburg wünschte sich derweil mehr „erhobene Zeigefinger“ aus den Bistümern. Wenn er von „niederschwelligen Angeboten“ hört, sträubten sich ihm die Nackenhaare. Er wünscht sich von der Kirche im Netz eine klarere Haltung, den Mut zum Anderssein und Bischöfe, die auch mal „gegen den Mainstream gebürstet sind“.

Vertrauen und Zutrauen

Ariadne Klingbeil von der Medien-Dienstleistung GmbH, die auch die Deutsche Bischofskonferenz in Medienfragen berät, fasste all diese Punkte unter dem Oberbegriff Authentizität zusammen. Sie wünscht sich mehr Mut und Freiraum für die Kirche im Netz. Soziale Netzwerke seien kein Ersatz für die direkte Interaktion in der Seelsorge. Wohl aber könnten gut gemachte Formate Menschen berühren und so als verlängerter Arm dienen. „Den Content haben wir in der Kirche – sogar zielgruppengerecht“, sagte Klingbeil.  Ebenso das Wissen und die Multiplikatoren. Dies seien Ressourcen, die ohne große Investitionen zur Verfügung stehen, man müsse sie nur abrufen und strukturieren. Das aber, und darin waren sich die Teilnehmer einig, erfordert Vertrauen und Zutrauen.

„Nach 50 Jahren sehr homogener Verkündigung muss es die Kirche auch mal aushalten, dass es jetzt wieder heterogener wird“, sagte die Wirtschaftsjournalistin Dr. Ursula Weidenfeld aus Potsdam. Sie sieht große Chancen in der Zusammenarbeit mit journalistischen Medien und rät, nach strategischen Kooperationspartnern Ausschau zu halten: „Plattformen, die journalistisch arbeiten und unsere Inhalte abbilden.“

„Als Pädagoge habe ich nun einen ganz anderen theologischen Zugang erhalten“, sagte Benedikt Welter vom Bistum Trier nach der Tagung. „Und einen Einblick, wie schwer wir uns in der katholischen Kirche auch mit den neuen Medien tun.“ Ähnlich erging es Julia Hämmerle, Bildungsreferentin im Bischöflichen Jugendamt. „Die Tagung hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir an dem Thema Digitalisierung dranbleiben und uns in unserer Arbeit immer wieder neu damit beschäftigen und ausprobieren."

Die Tagungsleitung

  • Dr. Verena Wodtke-Werner,
    Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
  • Weihbischof Dr. Gerhard Schneider,
    Bischöfliches Ordinariat Rottenburg
  • Prof. Dr. Stefan Kopp,
    Lehrstuhlinhaber für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät Paderborn
     

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