Geflüchtete

„Mantelteiler des Mittelmeeres“

Verleihung des „Prix du Partage“ durch die St. Martinus-Gemeinschaft in Rottenburg.

Bei der Verleihung des „Prix du Partage“ (von links): Achim Wicker und Monika Bucher von der St. Martinus-Gemeinschaft, Kapitän Friedhold Ulonska und Amelie Walther vom Resqship-Vorstandsteam. Bild: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Gregor Moser

Seenotretter aus Rottenburg erhält den „Prix du Partage“.

Die St. Martinus-Gemeinschaft der Diözese Rottenburg-Stuttgart verlieh den „Prix du Partage“ – den „Preis des Teilens“ – an Friedhold Ulonska aus Rottenburg, Vereinsmitglied und Kapitän bei Resqship, für die Seenotrettung Geflüchteter auf dem Mittelmeer. Der Preis zeichnet ehrenamtliches und hauptamtliches Engagement aus, das durch gelebte Nächstenliebe geprägt ist. Er wurde das zweite Mal in Deutschland verliehen.

Ulonska fährt seit 2016 zur See, um Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken zu retten. Nach seiner Tätigkeit bei den Hilfsorganisationen Sea-Eye, Sea-Watch und Mission Lifeline ist er seit 2019 bei Resqship aktiv. Anlässlich der Preisverleihung in den Räumen des Bischöflichen Ordinariats in Rottenburg betonte Achim Wicker, Geschäftsführer der St. Martinus-Gemeinschaft, an den fünffachen Familienvater Ulonska gewandt: „Die Seenotretter von Resqship sind die Mantelteiler des Mittelmeeres. Resqship steht in seiner Solidarität mit Menschen, die auf der Flucht ihr Leben riskieren müssen, in direkter Linie des Handelns zu Sankt Martin.“ Denn bei Resqship ende Solidarität nicht in Betroffenheit, sondern münde in aktives Handeln. „Auch der heilige Martin, der Patron der Diözese Rottenburg-Stuttgart, hat es nicht bei der stillen Betroffenheit mit dem Bettler belassen, wie wahrscheinlich viele vor ihm“, sagte Wicker in seiner Laudatio. Und: „Der frierende Bettler vor den Toren von Amiens, das sind heute die Flüchtlinge auf dem Mittelmeer vor den Toren Europas.“

Friedhold Ulonska dankte für die Anerkennung und sagte: „Das ist eine Würdigung, die uns Mut macht, weiter zu tun, wofür der Verein gegründet wurde: Wir helfen Menschen in großer Not auf See.“ Ulonska beklagte, dass sich in der Politik seit Jahren alles nur darum drehe, wie man Menschen auf der Flucht von Europa fernhalten, sie abschrecken und zurückzwingen könne. „Dabei sind die Männer, Frauen und Kinder, denen wir auf dem Meer begegnen, Menschen wie du und ich. Einerseits. Andererseits: Es sind Menschen, die nicht das Glück hatten, wie du und ich in Wohlstand, in Frieden und Freiheit geboren zu werden.“ Der nun verliehene Preis, der in Form eines Bildes von Sankt Martin zusammen mit einer Spende in Höhe von 300 Euro überreicht wurde, betrachtet Ulonska nicht nur als Anerkennung für die Arbeit auf dem Wasser, sondern auch als „Würdigung für diese Männer, Frauen und Kinder, die sich auf die Suche nach einem menschenwürdigen Leben machen müssen.“

Zum Hintergrund:

Friedhold Ulonska (Jahrgang 1957) wuchs in Ostfriesland auf. Er studierte Evangelische Theologie, Germanistik, Pädagogik und Psychologie in Mainz und Tübingen. Seit 1984 lebt er in Rottenburg. Von 1983 bis 1995 war er Journalist und später Technischer Leiter beim Schwäbischen Tagblatt. Von 1995 bis zum Renteneintritt war er als Unternehmensberater tätig. Ulonska ist verheiratet, hat fünf Kinder und sechs Enkelkinder. Die Seefahrt hat ihn ein Leben lang begleitet. Etwa seit dem Jahr 2000 ist er nebenberuflich als Kapitän und Yachtausbilder tätig und seit 2016 engagiert er sich in der zivilen Seenotrettung.

Die St. Martinus-Gemeinschaft ist eine Gemeinschaft von Christ:innen, die sich den Patron der Diözese Rottenburg-Stuttgart, den Heiligen Martin von Tours, zum Vorbild für ein Leben im christlichen Glauben nimmt und das Leben und Wirken dieses Heiligen den Menschen als Wegweisung und Inspiration für die eigene Lebensführung vorstellen möchte. Weitere Informationen gibt es hier.

Resqship e. V. fährt seit 2019 Beobachtungsmissionen im zentralen Mittelmeer, um auf die prekäre Situation von Menschen auf der Flucht aufmerksam zu machen und Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren, heißt es seitens des Vereins. Im Ernstfall leisten die Crews unterstützende Maßnahmen zur Seenotrettung und kommen damit ihrer maritimen Pflicht zu helfen nach. 2023 konnte das vereinseigene Segelschiff „Nadir“ rund 5.200 Menschen in Seenot helfen. Weitere Informationen gibt es hier.

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