Kraftorte

„Marienruh“ beim Wandern und Radeln finden

Christian Lang und Rainer Sattelberger präsentieren das neu gestaltete Denkmal der Marienruh.

Christian Lang und Rainer Sattelberger präsentieren das neu gestaltete Denkmal. Foto: DRS/Guzy

Die Figur der Marienruh zeigt eine sitzende Maria mit Buch.

Die Figur zeigt eine sitzende Maria mit Buch. Foto: DRS/Guzy

Im Erlenbachtal gibt es am Waldrand einen ungewöhnlichen Marienort. Dank Rainer Sattelberger kann er jetzt neu erlebt werden.

Vom Golf-Club Bad Mergentheim führt Rainer Sattelberger zu einem besonderen Ort, der ein Stück seiner Heimat ist, wie er erklärt. Auf einem Abschnitt des Wanderwegs IGH-54 geht es an den Rasenflächen des Golfplatzes vorbei und am Erlenbach entlang. In dem Gewässer habe er als Kind „Wasserrädle gebaut“, sagt der 62-jährige Altersteilzeitler. Nach etwa 1,5 Kilometern ist das Plätzchen am Waldrand, das er zeigen möchte, erreicht: „Marienruh“.

Am Waldsaum sind am Kreuzungspunkt mehrerer Wege eine Stele mit einer Figur und ein Findling mit Texttafel zu entdecken. „Hier können wir zur Ruhe kommen, unsere Gedanken ordnen und neue Kraft tanken“, heißt es darauf. Auf Initiative von Sattelberger ist die Stätte so gestaltet worden. In seinem Auftrag hat Steinmetz Wolfgang Ikas die Stele aus Muschelkalk gefertigt, und Bildhauer Leo Wirth die Marienfigur aus Epoxidharz, die darauf thront.

Schnitzerei dient als Vorbild

Die Darstellung weicht von dem ab, was spontan zu erwarten wäre: Sie zeigt Maria sitzend mit einem aufgeschlagenen Buch in den Händen. Damit symbolisiere sie „die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Göttlichem. Das Buch steht für die Heilige Schrift und verkörpert die göttliche Weisheit“, erläutert die Tafel auf dem Findling. Diese ließ ebenfalls Sattelberger gestalten.

Bei der Marienfigur handelt es sich um eine getreue Nachbildung einer Holzschnitzerei, die an dem Ort auf einem Pfahl aufgesetzt war. Ein Querbalken am Pfahl wies das Plätzchen im Wald als „Marienruhe“ aus. Die hölzerne Figur – sie lagert nun geschützt im Kulturhaus in Igersheim – war stark verwittert, weshalb Sattelberger sich um die neue Gestaltung kümmerte. „Eine lobenswerte Idee“, findet eine ältere Dame aus einer kleinen Wandergruppe, die sich während des Gesprächs zufällig einfindet. Die Frauengruppe hatte mitbekommen, dass etwas im Wald entstanden ist, und wollte das neue künstlerische Arrangement besichtigen.

Namensgebung bleibt ein Rätsel

Sattelberger schrieb zunächst die Gemeinde und die Forstverwaltung an, um sein Vorhaben umsetzen zu dürfen. In Christian Lang vom Bauhof Igersheim fand er außerdem einen handwerklichen Unterstützer. Lang konstruierte zum Beispiel einen Holzständer für die Infokärtchen, die nun Besucherinnen und Besucher der „Marienruh“ mitnehmen können. Sattelberger wünscht sich, dass an der neu gestalteten Stätte außerdem gelegentlich Andachten stattfinden. 

Woher die Bezeichnung „Marienruh“ stammt, wie sie entstand, das konnte Sattelberger trotz Recherche nicht ergründen. Lang hat ebenso versucht, etwas herauszufinden – ohne konkretes Ergebnis. Laut den beiden konnten selbst Alteingesessene die Ursprünge nicht erhellen. Vor 100 Jahren tauchte der Name – damals noch „Marienruhe“ geschrieben und nicht „Marienruh“ – in einer Wanderwegbeschreibung auf. Das kann Sattelberger zumindest dokumentieren. Er schlägt ein Heftchen auf. Von „einem lauschigen Plätzchen am Waldrand“ ist darin die Rede. Mehr Erklärungen zu der Stelle im Wald gibt es nicht. Der Rest bleibt bisher ein Geheimnis.

Das Plätzchen sei schon als Kind Ziel von Spaziergängen mit seinen Eltern gewesen, berichtet Sattelberger. Er deutet auf die Natur rundherum. Und so erklärt sich die Bezeichnung vielleicht auch von selbst. Sattelberger lässt horchen: Kein Straßenlärm ist zu vernehmen. Die Abschläge der Golfspielerinnen und -spieler und das plumpsende Geräusch, wenn die Bälle auf den Grüns der Bahnen landen, sind zu weit entfernt, um sie zu hören – nur idyllische Ruhe.

Wandermöglichkeiten

Die „Marienruh“ ist am Golf-Club Bad Mergentheim ausgeschildert. Am Ende des Parkplatzes findet sich eine Hinweistafel. Von dort muss man einfach dem Schotterweg folgen. Er ist bequem zu laufen. Von der „Marienruh“ gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Tour fortzusetzen. Löffelstelzen, ein Stadtteil von Bad Mergentheim, oder der Weiler Holzbronn können zum Beispiel weitere Ziele sein. Für Nutzerinnen und Nutzer von GPS-Geräten hat Rainer Sattelberger die Koordinaten der „Marienruh“ ermittelt: 49.509592, 9.802493.

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