Seelsorge

„Die Würde des Menschen endet nicht mit dem Tod"

Erste ökumenische Trauerfeier für die unbedacht Verstorbenen in Stuttgart. Foto: Max Kowalenko

Am 20. September findet wieder eine Trauerfeier für unbedacht Verstorbene in Stuttgart auf dem Waldfriedhof statt. Künftig soll es davon mehr geben.

Vor zwei Jahren fand im Sommer die erste ökumenische Trauerfeier für unbedacht Verstorbene auf dem Waldfriedhof statt. Bei diesen einsam Verstorbenen handelt es sich um Menschen, die für ihre eigene Bestattung nicht vorsorgen konnten und die auch keine rechtlichen Angehörigen hatten, die für sie eine Beerdigung ausrichten könnten. Viele von ihnen lebten vereinsamt, andere waren bis zum Lebensende in vielfältigen sozialen Beziehungen beheimatet. So waren sie auch getaufte Kirchenmitglieder.

Verstorbene aus der Anonymität holen

Zählte Stuttgart damals noch jedes Jahr knapp 400 angeordnete Bestattungen, so sind es in diesem Jahr bis Ende Juni schon 450 – Tendenz steigend. Die Verstorbenen werden auf dem Gräberfeld auf dem Dornhaldenfriedhof beigesetzt. Um diese Menschen aus der Anonymität zu holen, begannen die Evangelische und die Katholische Kirche in Stuttgart vor zwei Jahren gemeinsam, mehrfach im Jahr eine Trauerfeier für unbedacht Verstorbene abzuhalten. Dabei werden die Namen der Verstorbenen verlesen und für jede und jeden eine Kerze entzündet. Die Trauerfeier, die in der Feierhalle auf dem Waldfriedhof stattfindet, wird von Gebeten, Lesungen und einem gemeinsamen Vaterunser umrahmt. Dazu singt das Chörle in Erinnerung an diese Menschen.
 

Jedem Menschen eine würdevolle Bestattung zu ermöglichen, ist für mich nicht nur ein Herzensanliegen als Christin, sondern vor allem ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag“
Stephanie Hecke


Jetzt, nach den Sommerferien, steht die nächste Trauerfeier an. Nicht mehr ganz neu im Team der Pfarrerinnen und Pfarrer ist Stephanie Hecke von der Evangelischen Gesellschaft (eva). „Die Würde des Menschen endet nicht mit dem Tod. Jedem Menschen eine würdevolle Bestattung zu ermöglichen, ist für mich nicht nur ein Herzensanliegen als Christin, sondern vor allem ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag“, so Hecke. Seitens der Katholischen Kirche in Stuttgart kam Diakon Thomas Leopold hinzu. „Als Getaufte glauben wir, dass Gott uns von unserem ersten Atemzug an zur Seite steht. Wenn in dieser Trauerfeier, am Ende eines oft wechselvollen Lebens, die Namen der Verstorbenen genannt werden, erinnert und tröstet uns das: Bei Gott ist niemand vergessen – auch über den Tod hinaus“, so Leopold. Ganz neu im Team ist Pfarrer Thomas Mann von der Evangelischen Kirche in Stuttgart. „Wie ein Mensch in unserer Gesellschaft bestattet wird, ist nicht nur Spiegel seines persönlichen Lebens, sondern auch Ausdruck des gesellschaftlichen Umgangs mit der Würde der Toten“, so Mann.

Die nächste Trauerfeier für unbedacht Verstorbene werden Diakon Thomas Leopold und Pfarrerin Stephanie Hecke am Dienstag, 20. September 2022 um 10 Uhr in der Feierhalle auf dem Waldfriedhof abhalten. Dieses Mal werden 18 Urnen beigesetzt und damit an 18 Menschen bewusst gedacht.

Weitere Nachrichten

Deutsche Bischofskonferenz
Stellungnahme: Ständiger Rat der Deutschen Bischofskonferenz zum Bericht der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin.
Weiterlesen
72-Stunden-Aktion
Weihbischof Matthäus Karrer besucht 72-Stunden-Gruppe in Isny und informiert sich über Foodsharing.
Weiterlesen