Jugend

(M)ein Platz in Würde

Gruppenfoto. Dabei halten die beiden Gefirmten je einen bemalten Stuhl in der Hand und die Spendenempfängerinnen je einen überdiemnsionalen 500-Euro-Scheck.

Die Neugefirmten Ella Schwarzwälder und Anna Häfele (v.l. mit Stuhl) sowie Pastoralreferent Michael Maier, Jugendreferent Dennis Hemer und FSJ-lerin Marlene Weishaupt von der Kirchengemeinde St. Martin (hinten v.l.) übergaben in Leutkirch die Schecks von der Stuhl-Versteigerung an Claudia Franzesko, die Leiterin des Hauses St. Katharina, und an Evelyn Mauch, Leiterin des Hospiz Ursula - Foto: Kirchengemeinde

Ein Firmprojekt in Leutkirch macht aus dem eher abstrakten Wert und Stühlen aus dem alten Gemeindehaus eine konkrete Aktion in der Stadt.

Wer hat Platz in unserer Gesellschaft? Gerade im Blick auf Asylbewerber:innen und Menschen, die weniger leistungsfähig sind, aktuell eine heiß diskutierte Frage. Das deutsche Grundgesetz stellt klar, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. „Diesem zentralen christlichen Wert haben wir bewusst einen ganzen Tag unserer dreitägigen Firmvorbereitung gewidmet“, berichtet Pastoralreferent Michael Maier. „Durch das Firmprojekt wurde der oft juristisch oder philosophisch geprägte Begriff der Würde für die Jugendlichen greifbar und erfahrbar“, ergänzt Jugendreferent Dennis Hemer. Zusammen mit Maier verantwortet er die Leutkircher Firmvorbereitung im Rahmen des Mutmacher-Projekts.

Nachmittags war im Jugendhaus Chillix die Kreativität der 17 Firmbewerber:innen gefragt. Sie schliffen, bemalten und beklebten alte Holzstühle, die aus dem früheren Gemeindehaus stammen. Es musste dem im Ausbau befindlichen neuen Gemeinde- und Familienzentrum weichen. „Ich war sehr erstaunt über die ästhetisch schönen Stühle, die die Jugendlichen gestaltet haben“, freute sich Michael Maier nach Abschluss der Aktion. Inspiration für ihre Werke holten sich die jungen Leute am Morgen bei einer Straßenumfrage in der Stadt oder im Hospiz Ursula. Hier können sterbende Menschen ihre letzten Tage, Wochen oder Monate in Würde verbringen.

Wer bietet am meisten?

In den Wochen bis zum Firmgottesdienst rückten die vielfältig bunten Würde-Stühle im hinteren Teil der Kirche St. Martin zusammen und bildeten einen Kreis. Auf jeder Sitzfläche markierte ein Zettel mit Hashtag und Zahl das jeweilige Objekt. Nun konnten Kirchenbesucher:innen ihren Lieblingsstuhl ersteigern. „Es war toll zu sehen, wie viele Menschen ein Gebot in die Bieterbox geworfen haben“, erinnert sich Michael Maier. Nach dem Firmgottesdienst Mitte Mai erhielten diejenigen Nachricht, die mit ihrem Gebot bei ihrem Stuhl vorne lagen. Gegen Bezahlung erhielten sie das favorisierte Möbelstück.

Durch die Auktion kamen exakt 1.000 Euro zusammen. „Das Ergebnis zeigt die großartige Resonanz des Projektes in der Gemeinde“, freut sich Dennis Hemer. Kurz vor Pfingsten konnten die Initiatoren zusammen mit Neugefirmten neben dem Hospiz 500 Euro auch an das Haus St. Katharina, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung, übergeben. So bekamen nicht nur ausrangierte Gemeindehausstühle einen neuen Platz in Leutkircher Wohnungen. Die Jugendlichen zeigten mit ihrer Aktion ganz konkret, dass gerade Menschen, die oft wenig Beachtung finden, einen würdevollen Platz in ihrer Stadt haben.

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