Personal

Menschen begleitet und gefördert

Porträtfoto mit freudlichem Lächeln.

Marie-Luise Hildebrand - Foto: DRS/Markus Waggershauser

Marie-Luise Hildebrand setzte in Weingarten Schwerpunkte in der Trauerpastoral und der Gemeindeentwicklung.

Am 1. September geht Marie-Luise Hildebrand als Pastoralreferentin der Gemeinden St. Maria und Heilig Geist in den Ruhestand. "Ich habe in meinem ganzen Berufsleben trotz mancher Diskussionen im Grunde nicht um die Akzeptanz als Frau im kirchlichen Dienst kämpfen müssen", blickt die 66-Jährige zurück. Mit den dienstvorgesetzten Pfarrern und den Kirchengemeinden hatte sie immer Glück - in Leonberg, im Stuttgarter Norden und zuletzt fast 20 Jahre in Weingarten. Sie konnte im Team mit Pfarrer Benno Ohrnberger und den Kolleginnen und Kollegen sowie in der Zusammenarbeit mit den Gremien ihre Begabungen entfalten. Trauernde lagen ihr besonders am Herzen.

Aus Gesprächen mit trauernden Angehörigen und aus persönlicher Betroffenheit kannte Marie-Luise Hildebrand die Situation derer, die Familienmitglieder oder andere enge Bezugspersonen durch Tod verloren haben. Nahe bei diesen Menschen zu sein, eine Beziehung mit ihnen aufzubauen, das war für die Theologin und Pädagogin der erste Schritt. Erst dann konnte sie aus ihrer christlichen Überzeugung heraus Mut und Zuversicht vermitteln - auch für diejenigen, die sich nicht regelmäßig mit der Bibel und dem Glauben beschäftigen.

Bei Beerdigungen wieder vieles möglich

Seit ihren ersten Berufsjahren hat sich gerade bei Beerdigungen viel verändert. Die Zahl der Urnenbeisetzungen nahm gegenüber den Erdbestattungen stark zu. Dadurch könnten die Angehörigen den Termin viel flexibler festsetzten, weiß die Seelsorgerin. Das führe nicht selten zu Konflikten in der Verwandtschaft, welcher Tag nun der passendere sei. Corona habe die Situation noch verschärft, als zudem die Anzahl der Teilnehmenden begrenzt war.

Inzwischen ist wieder vieles möglich, berichtet Hildebrand. Manchen seien die Regeln aber auch entgegengekommen. So mussten sie den Wunsch nach einer Feier im kleinen Kreis nicht rechtfertigen. Dennoch hätten die Pandemiebeschränkungen bei vielen - gerade auch aus dem weiteren sozialen Umfeld der Verstorbenen - das Gefühl hinterlassen, sich nicht richtig verabschiedet zu haben. Marie-Luise Hildebrand begrüßt es, dass nicht zuletzt durch Corona die Trauerpastoral in der Diözese Rottenburg-Stuttgart verstärkt in den Fokus rückt.

Trauernde auch nach der Beisetzung begleiten

Sie selbst hatte zusammen mit anderen in Weingarten unabhängig von den Pfarreigrenzen neben Einzelgesprächen bereits vor Jahren Trauerseminare, das Café Lichtblick für Trauernde und regelmäßige Gedenkgottesdienste ins Leben gerufen. Entsprechende Angebote macht künftig die von der Diözese neu errichtete Kontaktstelle Trauerpastoral im Dekanat Allgäu-Oberschwaben. Wenn Menschen, die sie in der Trauer begleitete, die Pastoralreferentin ansprachen und erzählten, dass sie wieder im Leben angekommen seien oder heute unerwartet woanders stünden als damals, "dann ist das wunderbar", sagt die Theologin. Und sie ergänzt, dass dies nicht machbar sei. "Da ist die Geistkraft Gottes am Werk."

Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und Kirche zu verändern, das lag Marie-Luise Hildebrand auch in ihren anderen Arbeitsbereichen am Herzen. Als Jugendliche hatte sie der Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils geprägt. "Damals brach die eng gestaltete lateinische Liturgie auf zu Jazzmessen", erinnert sich die Pastoralreferentin. Diesen Aufbruchsgeist erlebe sie bis heute an der Kirchenbasis, in den Kirchengemeinderäten und bei anderen Ehrenamtlichen, obwohl sich diese in ihrem Umfeld für ihr Engagement viel stärker rechtfertigen müssten als früher.

Maria 2.0 und Regenbogenfahnen

Frust bereiteten eher Stagnation und Reformstau in den oberen Etagen. "Wie lange kann man den Spagat aushalten zwischen der Kirche vor Ort und der Amtskirche?", fragt sich Marie-Luise Hildebrand. Ihr war es wichtig, Kirchengemeinde als Heimat und Ort zum Auftanken zu gestalten, wo die Botschaft des Evangeliums lebendig ist. Von anonymen Großpfarreien hält sie nichts. Die Impulse zum Engagement in der Frauen-Reformbewegung "Maria 2.0" oder für Toleranz und Vielfalt, wofür das biblische Symbol des Regenbogens stehe, seien von Ehrenamtlichen gekommen, berichtet die Theologin.

Ihre Rolle als Mitglied des Pastoralteams sah Hildebrand darin, solche Initiativen wertzuschätzen, zu moderieren und die Ideen aufzugreifen. Das Vertrauen, dass es im Leben mehr gebe, als sie momentan erkenne, und die Erfahrung, dass sie von guten Mächten getragen und gehalten sei, war ihre innere Motivation und Stütze. Den Gedenkgottesdienst an Allerheiligen und den für verstorbene Kinder im Dezember möchte sie dieses Jahr als Ruheständlerin noch mitgestalten. Ansonsten werde sie sich an den Rat eines Freundes halten, zuerst ein Jahr ganz abzuschalten und dann weiterzusehen. Ihr Mann und ihre Tochter unterstützen sie sicher dabei.

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