Um Kommunikation, Wahrnehmung und Wertschätzung, sowohl innerhalb der GKaMs als auch im Miteinander mit der Belegenheitsgemeinde, ging es in einer Gruppenarbeit, die unter Federführung von Zoran Nikolic und Jelena Kristic (Region Süd) sowie Romina Karolewski und Ika Pavlovic (Region West) stand. Neben Beispielen guter Kooperation klang im Gespräch immer wieder der Wunsch an, nicht Bittsteller sein zu müssen, sondern in der Belegenheitsgemeinde auf Augenhöhe wahrgenommen und behandelt zu werden. Wenn die Belegenheitsgemeinde zum Beispiel bei der frühzeitigen Buchung von Räumen fürs Patrozinium der GKaM keine verlässliche Zusage geben wolle, weil „vielleicht noch was dazwischenkommt“, zeuge das nicht von gleichberechtigter Partnerschaft.
Die Vielfalt an Spiritualitäten wahrnehmen
Mancherorts müssten Katholiken, die sich zum muttersprachlichen Gottesdienst treffen, aber ohne eigene GKaM sind, für die anschließende Nutzung von Gemeinderäumen zahlen, bedauerte ein Seelsorger. „Manchmal fühlen wir uns als B-Gemeinde“, brachte es ein Forumsteilnehmer auf den Punkt. Auch in der Sichtbarkeit der muttersprachlichen Gemeinden, etwa auf der Webseite der Seelsorgeeinheit, sei mancherorts noch Luft nach oben. Dass für einen Außenstehenden gleich sichtbar wird: hier ist eine Seelsorgeeinheit, zu deren Profil es gehört, dass sie mehrsprachig und facettenreich ist – dieses Bild sei noch nicht überall erreicht, sagte Alessandra Claß, die das Forum moderierte. Es gelte, auch die Vielfalt an Spiritualitäten, selbst wenn sie (vermeintlich) „konservativ“ oder „traditionell“ seien, wahrzunehmen und zu respektieren, hieß es in einem anderen Redebeitrag.
Nach den Erkenntnissen des Pastoraltheologen Professor Bernd Hillebrand ist ein gutes Verhältnis zwischen den Pfarrern bzw. dem pastoralen Personal von muttersprachlicher und deutscher Gemeinde wesentlich für eine gute Kooperation insgesamt. In einer Studie der Katholischen Hochschule Freiburg in Kooperation mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat Hillebrand bestehende Richtlinien für die interkulturelle Pastoral evaluiert und dabei Bedarfe, Visionen und Partizipation muttersprachlicher Katholiken und ihrer Gemeinden in den Blick genommen. Ein Symbol für eine gute Beziehung sei zum Beispiel die Frage: Haben wir einen Schlüssel zu den Räumen?
In der Herzenssprache Gottesdienst feiern
Für die Belebung des Gemeinsamen Ausschuss in den Seelsorgeeinheiten warb Domkapitular Holger Winterholer; dies sei ein gutes Forum, um im Gespräch zu bleiben. Dass das geforderte „Zusammenrücken“ in den SE‘s auch ganz konkrete Ursachen hat, machte der Leiter der Hauptabteilung V „Pastorales Personal" an der immer schwierigeren Personalsituation fest. Sinkende Katholikenzahlen und Kirchensteuereinnahmen, besonders aber auch das Fehlen von Priestern werde auch zu mehr Vakanzen bei den GKaMs führen, kündigte Winterholer an.
Immer wieder machten Forumsteilnehmer deutlich, dass die GKaMs kein Auslaufmodell sind. Selbst in Zeiten, in denen viele muttersprachliche Katholiken bereits in Deutschland geboren sind und beide Sprachen beherrschen, sei es „trotzdem etwas anderes, in der Herzenssprache Gottesdienst zu feiern“, sagte eine junge Kroatin. Potenziale verschiedener Spiritualitäten zu entdecken, sei eine Aufgabe und Chance, der sich die deutschen Gemeinden stellen sollten, fand auch Professor Hillebrand, Leiter des Instituts für Pastoraltheologie und -psychologie an der Universität Graz. Er plädierte dafür, in der gegenwärtigen Transformation auch eine große Chance zu sehen, „dass wir lernen, wieder mit der Unverfügbarkeit Gottes zu rechnen, also dass wir als Organisation nicht alles im Griff haben und nicht über die Gläubigen verfügen können, sondern dass wir stärker den Raum eröffnen müssen für Gnade". Weniger die Frage, „wie optimieren wir uns", als das Eingeständnis dieser Unverfügbarkeit, führe wieder mehr zurück zum Evangelium.