Jugend

Mit Mose in Glaube und Hoffnung wachsen

Auf spektakuläre Weise wird Mose überraschend von Gott berufen, um die Israeliten in die Freiheit zu führen. In der Einsinger Festhalle haben 70 talentierte Teenager und eine begeisternde Live-Band eine moderne Inszenierung der biblischen Geschichte aufgeführt. Foto: drs/Jerabek

Mit Begeisterung, die überspringt, und ganz viel Talent haben 70 Teens das Musical „Mose, gerettet und befreit“ in Einsingen auf die Bühne gebracht.

„Mose, was denkst du dir eigentlich, wer du bist“, fragt der Pharao streng, als Mose ihn auffordert, das geknechtete Volk Israel ziehen zu lassen. „Weiter, immer weiter, schuften für den Pharao. Schneller, immer schneller. Keine Pause, keine Ruhe, keine Freiheit, keine Freude“ singt ein etwa 40-köpfiger Chor, während angekettete Arbeiter schwere Säcke wuchten und weiterreichen. – Willkommen im Musical „Mose“!

Der Pharao heißt in Wirklichkeit Jona und kommt aus Dornstadt. Zum ersten Mal hat der 16-Jährige an einem „Adonia“-Camp teilgenommen – und auf Anhieb eine größere Rolle ergattert. Bei dem einwöchigen Camp in den Osterferien haben die zwölf- bis 19-jährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer drei bis vier Tage lang unter der Betreuung eines geschulten ehrenamtlichen Mitarbeiter-Teams ein Dutzend Lieder geprobt und ihre Rollen einstudiert. Danach folgten vier Auftritts-tage an verschiedenen Orten. Wie hier in Einsingen, wo die katholische Kirchengemeinde das Adonia-Musical in die Mehrzweckhalle geholt hat.

Das Volk Israel zwischen Zweifel und Zuversicht

„Sind die alten Geschichten noch heute relevant“ fragt der Chor, als Mose zu Beginn der Handlung auf einen mit Schwarzlicht illuminierten „brennenden Dornbusch“ trifft. Einige Sänger halten kleine leuchtende „Flammen in die Höhe, während die Bühne in geheimnisvolles Blau-Violett gehüllt ist. „Die Begegnung von Mose mit Gott haben wir gerade erst in unserem Bibelkreis behandelt, und da fand ich es faszinierend zu sehen, wie die jungen Leute das darstellen“, sagt Rosi Holdenried später nach der Aufführung. Zum vierten Mal laufen bei ihr die Organisationsfäden in Einsingen zusammen. Und jedes Mal ist sie beeindruckt, wie engagiert die Jugendlichen musizieren, ihre Rolle „leben“, beim Aufbau „miteinander schaffen und gut miteinander sind“. Die ersten beiden Male hat auch ihre Tochter Emelie mitgesungen.

„Gott hat uns nicht vergessen. Er wird uns leiten, wird uns befreien“ singt der Chor, nachdem Mose den Israeliten erklärt hat, dass er sie auf Gottes Geheiß in die Freiheit führen wird. Doch immer wieder kommen Zweifel: „Wie lange noch? Ich sehe Gottes Zeichen, doch die Lösung nicht. (…) Ich bin gefangen in meinen Sorgen, meiner Angst.“ Wie im Zwiegespräch gibt der Chor auch Gott eine Stimme: „Ich steh zu dir, du kannst es wagen; helfe dir, die Last zu tragen. Gehen gemeinsam los. Schlag ein!“

Sich mehr trauen, mit Gott zu sprechen

„Das hat super viel Spaß gemacht“, sagt Olivia aus Blaustein. „Ich fand's richtig, richtig toll.“ Mit anderen Kindern zu singen, über das Stück und auch über ihre Glaubenserfahrungen zu reden, hat sie sehr bewegt, bekennt die 13-jährige Katholikin: „Ich nehme mit, dass ich mich auch zuhause mehr traue, mit Gott zu sprechen.“

Wie Kinder und Jugendliche beim Musicalcamp Glaube in Sprache bringen und mit ihrem Zeugnis auch andere berühren, fasziniert Rosi Holdenried. „Da können wir Alten echt davon lernen.“ Als christliche Jugendorganisation im Bereich biblischer Musicalfreizeiten arbeitet Adonia e.V. vor allem mit Landes- und Freikirchen zusammen, ist aber unabhängig und überkonfessionell. Ziel der Camps sei es, Kinder und Jugendliche gemeinsam im Glauben wachsen zu lassen, sie in ihrer Persönlichkeit zu stärken und ihr kreatives und musikalisches Potenzial zu entfalten, schreibt Adonia. Die Arbeit wird durch Campbeiträge, Spenden und die Kollekten an den Konzerten (bei freiem Eintritt) finanziert.

Eine Botschaft, die „rüberkommt"

Lucjan Widz, leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Ulm-Hochsträß, schätzt die Ökumene, die Begegnungen und die Gastfreundschaft, die bei diesem Projekt sichtbar werden. Zwar sei es eine organisatorische Herausforderung, 80 Übernachtungsplätze für die jungen Leute und die sie begleitenden ehrenamtlichen Teamer zu finden, die ja aus der ganzen Region kommen und auf ihrer kleinen Tournee in Einsingen Station machen, aber es sei eben auch ein schönes Zeichen. Und vor allem: An der Reaktion des Publikums – im Schnitt zählt Adonia 450 Besucherinnen und Besucher – könne man sehen, „dass die Botschaft wunderbar rüberkommt und die Menschen unglaublich berührt“. Die Musical-Produktionen von Adonia zeigten, dass religiöse Themen sehr modern sein können und vermittelbar sind „und mit unserem Leben zu tun haben“.

„Doch du sagst: ‚Halte durch!‘ Siegst über meine Furcht. Und mit dir an meiner Seite spüre ich: Alles wird gut“, singt der Chor. Immer wieder schlagen die Texter der Musical-Lieder den rund 3000 Jahre großen Bogen von Mose ins Heute. Abhängigkeit und Unfreiheit gebe es auf verschiedene Weise auch heute, sagt Pfarrer Widz. „Die Mose-Geschichte zeigt uns, wie Gott Menschen frei macht. Sie ist immer aktuell.“ Pharao-Darsteller Jona findet es stark, wie die Musical-Macher eine Verbindung zwischen dem Sterben der Erstgeborenen, von dem als eine der zehn Plagen im Buch Exodus die Rede ist, hin zum Erlösungstod Jesu hergestellt haben. „Du bist Gottes Ja zu uns. Du stirbst ohne Schuld, nun können wir leben“, singt der Chor.

„Ohne Gott fehlt uns die Hoffnung"

Für Mose-Darsteller Jan ist es schon das fünfte Musical, bei dem er mitwirkt. Der 18-Jährige aus Babenhausen findet es „richtig krass, dass wir jedes Jahr aufs Neue das Adonia-Musical auf die Beine stellen können“. Dabei ist Ulm-Einsingen nur einer von 242 Konzertorten, an denen das Mose-Musical in diesem Jahr aufgeführt wird. Etwa 4800 junge Leute proben in 72 Musicalcamps, die deutschlandweit stattfinden. 1150 Ehrenamtliche ermöglichen dies durch ihr Engagement. Hauptamtlich sind nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der „Adonia-Basis“ in Karlsruhe, die die Musicals produzieren und die Tourneen und Camps planen.

Schön anzusehen sind die Choreografien wie die der drei anmutigen Ägypterinnen oder der Tanz mit den bühnenbreiten blauen Stoffbahnen, die die Teilung des Meeres symbolisieren. Alle Tänze, die kleineren Rollen und der „Gesamtklang“ werden erst im Camp einstudiert. Reife Leistung. Nur die Rollen des Mose und seiner Schwester Mirjam werden schon einige Wochen vor dem jeweiligen Musicalcamp vergeben. Vorab verschickt werden auch die Noten der Lieder und ein vorproduziertes Album zum Üben, wie Damaris Holz erklärt. Als ehrenamtliche Hauptleitung koordiniert sie ein Team von 14 Mitarbeitern, die mit den jungen Leuten Tänze und kleine Solo-Stücke einstudieren, die Chorleitung übernehmen, mit der Live-Band proben, sich um die Technik kümmern oder im Küchenteam mitarbeiten. „Die Aufgabe ist wahnsinnig herausfordernd“, gesteht Damaris, „aber wenn ich nach einer Woche nach Hause gehe, bin ich total überwältigt von dem, was hier passiert ist.“

Knapp 90 kurzweilige Minuten dauert das Konzert – die Zeit für den Applaus nicht mitgerechnet. Als Zugabe singt der Chor noch ein weiteres Lied, das so etwas wie die Adonia-Hymne ist und auf den Punkt bringt, worum es bei den Musicals letztlich geht: „Unser Land braucht neuen Glauben, die Vision der neuen Welt. Ohne Gott fehlt uns die Hoffnung, die im Leben wirklich zählt. (…) Unser Land braucht die Gewissheit, dass man auf Gott bauen kann. Er will uns die Fülle schenken, mit ihm fängt das Leben an.“

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