Bischof

Abschied mit Pauken und Trompeten - und ganz viel Herz

75. Geburtstag und Abschied von Bischof Dr. Gebhard Fürst: Mit Großem Zapfenstreich samt Serenade der Bürgerwache und Begegnung mit der Bevölkerung geht der Festtag auf dem Rottenburger Marktplatz vor dem Dom St. Martin zu Ende. Oberbürgermeister Stephan Neher und Bischof Dr. Gebhard Fürst lauschen den Klängen auf der Bühne vor dem Rathaus. Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Arkadius Guzy

Herzerwärmend bei klirrender Kälte hat sich die Rottenburger Bürgerschaft von ihrem Bischof verabschiedet, dem künftigen Ehrenbürger Gebhard Fürst.

„Sie kommen", zischt es durch die Reihen - Hälse werden gereckt, Handys gezückt, Mützen zurechtgerückt: Der große Auszug aus dem Dom nach dem festlichen Pontifikalamt läutet den dritten und letzten Teil des Festtages anlässlich des 75. Geburtstages und der Verabschiedung von Bischof Dr. Gebhard Fürst ein. Hunderte Rottenburgerinnen und Rottenburger sowie Freunde und Weggefährten aus nah und fern harren bei minus drei Grad auf dem Marktplatz aus, um den Gottesdienst zu verfolgen und um anschließend ihm, dem Bischof, am Ende einer 23-jährigen Dienstzeit nochmals zu begegnen.

„Zum Geburtstag viel Glück", singt der Marktplatz, intoniert von Oberbürgermeister Stephan Neher, als Bischof Fürst auf einer kleinen Bühne vor dem Rathaus erscheint. Beim Festakt am Mittag und beim Pontifikalamt am späteren Nachmittag sei ganz tolle Musik gemacht worden, sagt der OB, aber jetzt sei es doch Zeit für ein traditionelles Ständchen.

„Das hat unser Bischof gut hinbekommen"

Es sei ja zurzeit gar nicht so einfach, Politiker zu sein und bei so vielen Diskussionen alle Belange zusammenzubringen und gute Kompromisse zu finden, sagt Neher nachdenklich. „Ich glaube aber, es ist noch viel, viel schwieriger, Bischof zu sein in dieser Zeit", in der es vielfach an Konsens und gemeinsamen Interessen mangelt. Auch in der katholischen Kirche, die ja eine Weltkirche ist, sei es nicht einfach, verschiedene Auffassungen bei Reformen und dem Tempo ihrer Umsetzung zueinander zu bringen. „Das hat unser Bischof gut hinbekommen, dass wir zu dieser Weltkirche gehören und dass trotzdem das, was uns in Deutschland prägt, Einfluss findet in der Ortskirche."

OB Neher gibt bekannt: Gebhard Fürst wird Ehrenbürger

Neher dankt für das klare Bekenntnis von Bischof Fürst und seinem Generalvikar Dr. Clemens Stroppel zu Rottenburg als Bischofsstadt und Sitz der Kurie und erinnert an die vielen Berührungspunkte zwischen Diözese und der Stadt, die es durch gute Kooperation, etwa vor Jahren bei der Gestaltung des Eugen-Bolz-Platzes und demnächst auf dem Jeckel-Areal, auch in städtebaulicher Hinsicht gab und gibt. Fürst habe auch die archäologischen Grabungsfunde in Sülchen, die zeigen, dass die Christianisierung der Region in Rottenburg begonnen hat, vorangetrieben; heute kämen viele Menschen in die Stadt, um auch diese Geschichte in dem von Fürst initiierten Museum zu erleben.

„Für diese Verdienste um die Stadt Rottenburg und ihre Weiterentwicklung hat der Gemeinderat entschieden, unseren Bischof Dr. Fürst zum Ehrenbürger der Stadt Rottenburg zu ernennen", gibt Neher bekannt. Der Marktplatz klatscht und jubelt. Die offizielle Verleihung der Ehrenbürgerwürde soll in einem eigenen Festakt erfolgen.

„Über sieben Brücken musst du gehn“

Jetzt ist erstmal Zapfenstreich, Großer Zapfenstreich, zu Ehren des scheidenden Bischofs. Der kleine Louis steht ganz vorne, um alles mitzukriegen, wenn die Bürgerwache Rottenburg am Marktplatz aufmarschiert. Viele Familien sind gekommen, um dem farbenfrohen Spektakel beizuwohnen. Mitglieder der Rottenburger Feuerwehr säumen als Ehrenspalier mit brennenden Fackeln den Exerzierplatz, während Zuschauende mit zunehmend klammen Händen wieder ihre Handys in Stellung bringen. So mancher Fuß bewegt sich zum Yorckschen Marsch im Takt.

Etwa 60-mal war die Bürgerwache in der Amtszeit von Bischof Fürst bei kirchlichen Anlässen im Einsatz - an Fronleichnam, zu Weihejubiläen des Bischofs und weiteren Festen. Mit warmen Worten wird Fürst am Ende diesen Beitrag als Bereicherung der kirchlichen und seiner persönlichen Feste würdigen. Zwei Lieder hat er sich für diese Serenade der uniformierten Musiker wünschen dürfen: In „Über sieben Brücken musst du gehn“ klingt der Lebensweg eines Menschen an, der immer wieder von Herausforderungen, aber eben auch von Hoffnung und Zuversicht geprägt ist. Der von Helmut Richter geschriebene Text wurde durch ein Lied der DDR-Rockband Karat und später dann besonders durch Peter Maffay sehr bekannt. Die Musiker der Bürgerwache haben das Lied extra für den Bischof neu einstudiert, wie Stabsmusikmeister Michael Johner erklärt.

Bei einem Ständchen zum Weihejubiläum habe er dieses Lied schon einmal von einem Rottenburger Chor gesungen bekommen, verrät der Bischof später. Darin heißt es in den ersten Zeilen: „Manchmal geh ich meine Straße ohne Blick, manchmal wünsch ich mir mein Schaukelpferd zurück..." Fürst: „Ich habe mich dann für den Song bedankt und gesagt: Das hat mich sehr in meiner Gefühlslage getroffen - und dass ich mir auch manchmal mein Schaukelpferd zurückwünsche", sagt er lachend. Insgesamt gilt aber - und das drückt das zweite Lied aus: „Großer Gott, wir loben dich" - für alles, was Bischof Dr. Gebhard Fürst erleben und gestalten durfte.

Eine Gruppe Dom-Ministranten gehört zu den ersten an diesem Abend, die dem scheidenden Bischof gratulieren, sich bedanken und verabschieden. Schnell wird bei den folgenden Begegnungen mit der Bevölkerung aber klar, dass nicht nur Rottenburgerinnen und Rottenburger gekommen sind. Bernhard Feßler, der aus Leinfelden-Echterdingen stammt und den es beruflich nach Berlin verschlagen hat, ist extra angereist, um persönlich kurz seine Hoffnung zu formulieren, dass für die Pflege seiner langjährigen Freundschaft mit Gebhard Fürst künftig mehr Zeit bleibe. Pfarrer Stefan Sellinger und die ehemalige Gemeindereferentin Gerta Kotterik sind aus Böblingen gekommen, um sich im kurzen Gespräch zum Beispiel dankend daran zu erinnern, wie Bischof Fürst in den Jahren, als sie in der Katholischen Gemeinde deutscher Sprache in Paris wirkten, extra angereist kam, um jungen Leuten das Firmsakrament zu spenden.

„Er möge behütet sein"

„Gewünscht habe ich ihm Gottes Segen, er möge behütet sein", sagt Karin Sauter aus Rottenburg, nachdem sie den Jubilar kurz „zu fassen" bekommen hat. Besonders verbinde sie mit ihm seine Großzügigkeit, erzählt sie: „Wir Rottenburger haben ganz stark seine Großzügigkeit erfahren. Wenn ein Bischof seine Leute so mitnimmt, das ist schon was." - Heute Abend nimmt Gebhard Fürst seine Leute noch einmal mit - zum Gulaschessen und Glühweintrinken auf dem Marktplatz, wo er - inzwischen dann doch auch müde - nochmals zahllose Hände schüttelt und seiner künftigen Würde als Ehrenbürger schon mal alle Ehre macht.

"Für Euch war ich Bischof - mit Euch bin ich Christ"

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