Die Frau mit gelber Armbinde und drei schwarzen Punkten darauf bewegt sich mit einem Gehstock vorwärts. Dann bleibt sie plötzlich stehen, zückt das Handy und wischt lesend darauf hin und her. Monika Schaufler hat diese Szene am Donnerstagabend in der Ertinger Marienkapelle nachgespielt und fragte, was andere sich wohl dabei denken. "Die simuliert nur", kam die Antwort prompt. Eine weitere Teilnehmerin der ungewöhnlichen Kapellenführung stellte fest, dass es sich da wohl um den Tunnelblick handelt. "Das ist, wie wenn Sie eine Faust machen, vors Auge halten und nur an einem kleinen Punkt durchsehen", erklärte Schaufler.
Die Seelsorgerin für Blinde und Sehbehinderte in der Diözese Rottenburg-Stuttgart hatte auch für die altersbedingte Makuladegeneration ein anschauliches Bild. Eine runde Pappscheibe vor dem Gesicht symbolisierte den blinden Fleck, der bei Betroffenen immer größer werde. Sie wirkten arrogant, weil sie nur an den Rändern sähen, jedoch die Personen, die sie anschauten, nicht erkennen könnten. Da die Probleme in der Regel im Alter zunähmen und die Bevölkerung immer betagter würde, gäbe es immer mehr Menschen mit diesen Einschränkungen. "Unser Auge hält im Schnitt 80 Jahre", gibt Schaufler zu bedenken.