Die Zusammenarbeit von Kirche und einer privaten Einrichtung, die sich um Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderungen kümmert, ist in dieser Form bisher einzigartig. Die Kirchengemeinde St. Gallus und Ulrich sowie die Stiftung KBZO haben ihre Vorschuleinrichtungen in Kißlegg in einem gemeinsamen Kinderhaus zusammengeführt, das nun im Beisein von Landessozialminister Manne Lucha eingeweiht wurde.
Der Regenbogen, den das Kinderhaus im Namen trägt, bedeutet für Ortspfarrer Beda Hammer "ein Zeichen, dass Gott uns nahe ist." Er zitierte die Geschichte von der Arche Noach in der Bibel, in der der Regenbogen für den Bund Gottes mit Mensch und Tier steht. Dr. Ulrich Raichle, Vorstandsvorsitzender der Stiftung KBZO deutete das vielfarbige Himmelszeichen als Symbol der Einheit ganz unterschiedlicher Kinder. Wie beim Namen haben die beiden Partner auch bei der Gestaltung des Gebäudes und bei der inhaltlichen Ausrichtung der Zusammenarbeit ihre jeweilige Sichtweise eingebracht und einen gemeinsamen Nenner gefunden.
Die Kirchengemeinde steuerte das Grundstück und das Gebäude des dreigruppingen Kindergartens St. Monika in der Eugen-Bolz-Straße bei, erklärte der Gewählte Vorsitzende Walter Kuon. Zusammen mit dem inzwischen pensionierten Pfarrer Robert Härtel war er der Motor von katholischer Seite. Der zweigruppige kirchliche Kindergarten St. Gallus benötigte wegen statischer Probleme im bisherigen Gebäude sowieso eine Lösung und die Stiftung KBZO suchte mit ihren zwei Gruppen einen Inklusionspartner. So entstand die Idee einer gemeinsamen Einrichtung, die um ein Kleinkindangebot auf acht Gruppen erweitert wurde.
Das Ergebnis ist ein behindertengerechter eingeschossiger Gebäudekomplex. Die öffentlichen Funktionsräume sind im Altbau untergebracht, an den sich vier Einheiten in Holzbauweise und nach ökologischen Standards anschließen. An drei davon sind die Gruppenräume von Kindern mit und ohne besonderen Fürderbedraf Tür an Tür, Toilette, Küche und Abstellraum nutzen sie gemeinsam. Die Verbindungstür sei eh meistens offen, erklärte eine Erzierherin beim Rundgang. Im großen Garten spielen die Kinder miteinander und auch das zusammen Singen klappt prima, wie sie bei der Eröffnungsfeier eindrücklich bewiesen.
Kißlegg weist eine überdurchschnittlich hohe Geburtenrate auf und die Menschen sind sehr offen für das Thema Inkusion, wie der KBZO-Bereichsleiter für Schulen und Kinderbetreuung Thomas Sigg betonte. So bekamen Kirchengemeinde und Stiftung Unterstützung sowohl von der bürgerlichen Gemeinde als auch vom Bischöflichen Bauamt in Rottenburg. Diözesanrätin Margret Kehle beschrieb in Vertretung von Diözesanbaumeister Thomas Schwieren die organisatorischen Herausforderungen, vor die dieses Pilotprojekt auch die Diözesanverwaltung stellte. Die Vorbehalte konnten jedoch alle ausgeräumt werden. Sie sind dem Stolz auf das Erreichte gewichen. Kehle wünschte der Kißlegger Einrichtung, dass Gott weiterhin seine Hand darüber halten möge.