Wenn Gregor Simon Manuale und Pedale erklärt, von missglückten Restaurierungen an sich vollendeter Orgeln berichtet, bei denen die Pfeifen ummodelliert wurden, um sie dem Geschmack der Zeit anzupassen, und dann fragt, ob nicht jeder Versuch, das berühmte Bild der „Mona Lisa" zu „verbessern", genauso kläglich scheitern müsse, hat er die volle Aufmerksamkeit seiner Besuchergruppe. Hie und da graben sich Daumen und Zeigefinger in die Wangen der gebannten Zuhörerinnen und Zuhörer, immer wieder abgelöst von einem Schmunzeln, etwa wenn Simon das Register der „Vox humana" mit einer leicht erkälteten Tenorstimme vergleicht. Und gerne gibt er auch Zeugnis davon, wie Glaube und Musik zusammenhängen: „Wenn ich mit Hingabe ein Instrumental- oder Chorstück erarbeite und vortrage und dabei versuche, neben der Bewältigung der technischen Herausforderungen den Geist oder die 'Botschaft' dahinter zum Klingen zu bringen, kann ich den Zuhörer damit anrühren. Gerade bei der Kirchenmusik kann man es hören, wenn jemand von dem, wovon er musiziert, auch innerlich erfüllt ist."
Ein bisschen mehr Zeit für die Musik
Gregor Simon hat Kirchenmusik (A) in Saarbrücken und München sowie Musiktheorie und Gehörbildung in Detmold studiert. Vier Jahre war er Dekanatskantor in Stuttgart, zehn Jahre hauptamtlicher Kirchenmusiker in Laupheim und Dekanatskantor in Ochsenhausen-Illertal. Seit zehn Jahren ist der 53-jährige Oberschwabe als freiberuflicher Organist, Chorleiter und Komponist tätig. Mehrere seiner Kompositionen wurden mit Preisen ausgezeichnet. Seine Kantate „Im Spiegel der Zeiten" konzertierten soeben erst der Kammerchor und die Hofkapelle Stuttgart unter Leitung von Frieder Bernius.
„Ich brauch‘ einfach ein bisschen mehr Zeit für die Musik", habe er gesagt, als er seine feste Stelle als Dekanatskantor aufgab. Bei einer hauptamtlichen Kirchenmusikstelle gäbe es enorm viel Organisations-, Sitzungs- und Büroarbeit. „Ich hatte damals Mühe, eine Stunde am Tag an die Orgel zum Üben zu kommen", erinnert er sich. „Dabei ist das doch das, wofür man Musiker ist."
Hier Organist zu sein, das wäre schön…
Kurz nach Bekanntgabe seines Schrittes in die Freiberuflichkeit kam die Anfrage aus Rottenburg, ob Simon die soeben fertig restaurierte Obermarchtaler Holzhey-Orgel betreuen könnte – just jenes Instrument, das er Jahre zuvor einmal besucht und dabei gedacht hatte: Hier Organist zu sein, das wäre schön… „Ich erlebe das immer stärker, dass wir Kinder Gottes sind und dass wir die entscheidenden Dinge gar nicht selber planen können", sagt Simon im Rückblick auf diese schöne Fügung.