Gedenken

Mutig im Glauben

Im Eingangsbereich zu Einrichtungen des Heilbads erinnert eine Tafel an zwei Glaubenszeugen, die dem Krumbad eng verbunden waren. Bischof Joannes Baptista Sproll und Pater Rupert Mayer. Foto: DRS/Jerabek

Krumbad ehrt Bischof Joannes Baptista Sproll und Pater Rupert Mayer, die beide in dem Heilbad einst Zuflucht fanden.

Die Erinnerung an Bekennerbischof Joannes Baptista Sproll zieht auch außerhalb der Diözese Rottenburg-Stuttgart weitere Kreise. Vor allem Orte, an denen Sproll nach seiner Verbannung aus seiner Heimatdiözese Unterschlupf fand, pflegen das ehrende Andenken an den mutigen Oberhirten. Neben Bad Wörishofen, in dem seit ein paar Jahren ein Relief am Kurhaus St. Josef an Sprolls Aufenthalt im August 1938 erinnert und wo im Sommer 2018 eine Gedenkfeier mit den beiden Bischöfen Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) und Rudolf Voderholzer (Regensburg) stattfand, ist das Gedenken vor allem in dem kleinen Heilbad Krumbad lebendig. Jetzt erinnert eine neue Tafel an gleich zwei Glaubenszeugen, die mit dem Krumbad eng verbunden waren und während des Nationalsozialismus – zu unterschiedlichen Zeiten – dort weilten: neben Sproll auch der aus Stuttgart stammende Jesuitenpater Rupert Mayer.

Vorbilder für christliche Nächstenliebe

„Mutig im Glauben“ lautet die Überschrift der Tafel aus Aluminiumguss, die der Künstler und Theologe Franz Höchstötter geschaffen hat. „Bischof Joannes Baptista Sproll und Pater Rupert Mayer sind beeindruckende Vorbilder für Mut und christliche Nächstenliebe“, sagt der Unterallgäuer Künstler. „Beiden gelang es in politisch schwieriger und gefährlicher Zeit frei zu denken und ihren Glauben zu leben, den Glauben an Jesus Christus, der sich besonders der Schwachen, Notleidenden und Unterdrückten zuwendet.“

Außer den markanten Gesichtszügen der Glaubenszeugen fallen auf der Relieftafel das Brustkreuz von Sproll und die in ein zwischen beiden aufgeschlagenes Buch geprägten griechischen Buchstaben Alpha und Omega auf. Diese christlichen Symbole hat Höchstötter vergoldet: zum einen das Kreuz, „das sie auf sich genommen haben“, zum anderen die Heilige Schrift, deren Botschaft sie treu geblieben sind, wie der Künstler erläutert. Alpha und Omega stehen als der erste und der letzte Buchstabe des klassischen griechischen Alphabets für Anfang und Ende, für Jesus Christus als den Ersten und Letzten; sie sind ein Symbol für das Umfassende, für Gott.

In franziskanischem Geist

Die Bibel mit den Buchstaben bildet somit auch ein verbindendes Element der beiden Persönlichkeiten und „eine Konstante in ihrem Tun“, so Höchstötter. Es beeindrucke ihn, dass beide in der bedrängenden Zeit des Nationalsozialismus „nicht umgefallen sind“. Symbolträchtig ist auch die Anordnung des Schriftzugs „Mutig im Glauben“ und „Krumbad“, die in Gestalt eines Tau angeordnet sind. Tau leitet sich nicht nur vom 19. Buchstaben des griechischen und vom letzten Buchstaben des hebräischen Alphabets ab, sondern ist vor allem ein franziskanisches Erkennungszeichen. Schon in altchristlichen Darstellungen galt das Tau als Zeichen des Heiles und des Lebens. Der heilige Franziskus, der diese Idee aufnahm, sah darin auch die Seligpreisung der Armen, wichtiges Element der franziskanischen Lebensform. Die Franziskanerinnen der St. Josefskongregation Ursberg, die auch im nahegelegenen Krumbad wirken, haben das Tau auch in ihrem Emblem.

Krumbad war die letzte Station einer Odysee, zu der Bischof Sproll nach seiner Verbannung durch die Nationalsozialisten aus Württemberg gezwungen war. Am 19. August 1938 hatte Reichskirchenminister Hanns Kerrl über den Vorsitzenden der Bischofskonferenz Sproll das Aufenthaltsverbot für Württemberg mitgeteilt. Fünf Tage später wies die Gestapo den Bischof zunächst nach Freiburg aus. Bad Wörishofen und das Kloster St. Ottilien waren weitere Aufenthaltsorte, ehe Sproll am 24. Januar 1941 nach Krumbad kam, wo er bis Kriegsende blieb. An seiner Funktion als Bischof von Rottenburg hielt er fest. Das Heilbad Krumbad war seit Mai 1940 Reserve-Lazarett der Wehrmacht, konnte aber einige Plätze für Kurgäste bereitstellen.

Eine enge Verbindung

Sprolls Verbindung zu Krumbad hat freilich eine viel längere Geschichte, wie Schwester M. Canisia Maurer aus Ursberg weiß. „Bischof Sproll war bereits im September 1921 als Weihbischof im Krumbad, 1922, 1923 und 1926, jeweils mit seinem Freund Oberschulrat Schnitter“, erklärt die Generalsekretärin und Archivarin der St. Josefskongregation. Auch nach seiner Inthronisation als Bischof von Rottenburg 1928 sowie in den Jahren 1933 und 1936 habe er Erholung im Krumbad gesucht. Damit verbunden gewesen sei jeweils ein Besuch bei der Generaloberin und in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, „mit denen er sich gerne und heiter unterhielt“, so Schwester M. Canisia. Übriges sei der durch seine Erkrankung schwer beeinträchtigte Sproll auch nach seiner Rückkehr nach Kriegsende nochmals zur Erholung nach Krumbad gekommen, und zwar im November 1946 und im September 1947.

Redeverbote und Verhaftungen

Der am 23. Januar 1876 in Stuttgart geborene Jesuitenpater Rupert Mayer weilte vom 14. Mai bis 3. Juli 1938 in Krumbad, berichtet Schwester M. Canisia. Seiner Familie, einer Kaufmannfamilie, war das Krumbad bereits von Kuraufenthalten bekannt. Zuvor, am 29. März 1937 hatte er in der Pfarrkirche in Ursberg vor vielen Zuhörern gepredigt – und befand sich bereits im Visier von Polizei und Gestapo. Seine Predigten in verschiedenen Kirchen in Schwaben und München führten am 7. April 1937 zu einem Redeverbot für das gesamte Reichsgebiet wegen „staatsabträglicher Reden“ durch das Reichssicherheitshauptamt in Berlin, wie Rita Haub in dem Buch „Pater Rupert Mayer - Ein Lebensbild“ darlegt. Es folgten zwei Verhaftungen wegen Nichtbeachtung des Redeverbots im Juni 1937 und im Januar 1938 mit Haft in München-Stadelheim, dann der Aufenthlat in Krumbad. Nach einer weiteren Verhaftung wurde der Jesuitenpater im August 1940 ins Kloster Ettal verbannt. Pater Rupert Mayer starb am 1. November 1945 in München. Er wurde 1987 seliggesprochen.

Wege kreuzten sich in Tübingen

Der Sproll-Forscher Pfarrer Dr. Franz Xaver Schmid aus Munderkingen macht darauf aufmerksam, dass Pater Rupert Mayer ein halbes Jahr unter den „Fittichen“ von Joannes Baptista Sproll war, als dieser als Repetent am Wilhelmsstift in Tübingen wirkte; er sei somit gewissermaßen „ein Zögling“ des späteren Bischofs Sproll und wohl auch mit ihm befreundet gewesen. Mayer studierte außer in Freiburg (Schweiz) und München auch eine Zeitlang in Tübingen, wurde 1899 in Rottenburg zum Priester geweiht und war anschließend ein Jahr lang als Vikar in Spaichingen tätig.

Künster Franz Höchstötter hat sich mit dem Leben beider Glaubenszeugen eingehend beschäftigt und wünscht sich, die von ihm geschaffene Gedenktafel „möge uns alle ermutigen für Nächstenliebe, Gerechtigkeit und das Gute einzustehen“.

Multimedia-Story

Ungebrochen im Glauben: Joannes Baptista Sproll

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