Corona

Nachbarschaft neu entdeckt

FSJ-ler Tobias Koch geht im Rahmen der Mutmacher-Aktion für eine Seniorin einkaufen - Foto: Benjamin Sigg

Die Mutmacher-Aktion in Leutkirch zeigt in Corona-Zeiten funktionierende Netzwerke und knüpft neue zwischen Jung und Alt.

Als Tobias Koch auf das Haus der Seniorin zugeht, erwartet sie ihn schon freudestrahlend hinter dem Fenster. Kurze Zeit später bricht der FSJ-ler der Kirchengemeinde St. Martin mit einer langen Einkaufsliste in den Supermarkt auf. Zurück kommt er mit vollem Korb, aber trotzdem mit schlechtem Gewissen. Er hat nicht alles bekommen, was sich die Auftraggeberin gewünscht hatte.

Sie wird wohl sehr enttäuscht sein, denkt sich Tobias. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die ältere Dame bedankt sich trotzdem sehr herzlich bei ihrem Helfer. Vermutlich war es nicht der letzte Auftrag für ihn. Bisher kannten sich die beiden nicht, obwohl sie ganz in der Nähe wohnen. Mutmacher-Koordinator Benjamin Sigg berichtet von einem weiteren Fall, in dem sich Nachbarn über die Hilfsaktion von katholischer und evangelischer Gemeinde sowie der Stadt Leutkirch kennen lernten.

Leute sind miteinander in Verbindung

Seit dem Start der Mutmacher-Aktion vor gut einer Woche meldeten sich 65 Helferinnen und Helfer, aber nur zehn Hilfesuchende. Benjamin Sigg beobachtet, dass viele Senioren, solange sie fit sind, den Weg zum Einkaufen lieber selbst nutzen, um vor die Türe zu kommen. Andererseits erfährt er in Telefonaten, dass Hilfsbedürftige von ihren Nachbarn Unterstützung bekommen, die ihnen auch schon vor der Corona-Krise zur Hand gingen. Da gebe es mehr funktionierende Netzwerke, als man denkt.

"Ich telefoniere gerade richtig viel", verrät Benjamin Sigg. Der Pastoralreferent ist seit knapp sechs Jahren in der Allgäustadt. Hier engagiert er sich nicht nur sozial, sondern knüpft auch viele seelsorgerliche Kontakte. Das geht derzeit fast nur fernmündlich. Beim Trauergespräch zündete er heute eine Kerze an und bat auch die Angehörige am anderen Ende der Leitung, dasselbe zu tun. So entstand eine sehr dichte Atmosphäre, berichtet der Theologe. Er war selbst überrascht wie kleine Zeichen trotz köperlicher Distanz Nähe vermitteln. Ihm ist es wichtig, dass in Leutkirch die Kirche auch in Corona-Zeiten bei den Leuten ist.

 

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