Umwelt

Nachhaltigkeit als Glaubenszeugnis

„Faire Gemeinde" Eglingen: Sylvia Hank, Projektleiterin der Diözese Rottenburg-Stuttgart (von links), freut sich mit Regina Poppel, Gemeindereferentin in der Seelsorgeeinheit Härtsfeld, Susanne Zeyer, gewählte Vorsitzende der Kirchengemeinde St. Martinus, und Dekanatsreferentin Gabriele Kraatz über das schöpfungsfreundliche und nachhaltige Engagement in der Gemeinde. Foto: drs/Jerabek

Dunstelkingen und Eglingen sind die ersten „Fairen Gemeinden" im Dekanat Heidenheim. Nachhaltiges Handeln ist ein zentrales Projekt im Dekanat.

Herrlich bunte Früchte auf den Chorraumstufen, Getreidekörner und Backwaren am Seitenaltar, blühende Pflanzen in schmucken Tonschalen und ein „Baum der Erkenntnis" vor dem Hochaltar - schöner und passender hätten die beiden Martinus-Kirchen in Eglingen und in Dunstelkingen als „Rahmen" für die Auszeichnung der Kirchengemeinden als „Faire Gemeinde" kaum sein können. Denn der Dank für die Gaben der Erde und das Bewusstsein für den Umgang mit der Schöpfung Gottes und für die Menschen, die Nahrung anbauen und Produkte herstellen, gehören zusammen, betonte Sylvia Hank, Projektleiterin der Diözese Rottenburg-Stuttgart, bei der Überreichung der Urkunde und einer Plakette: „Es geht darum, schöpfungsfreundlich und nachhaltig zu handeln sowohl bei uns als auch in den Ländern des Südens - und da ist Erntedank ein wunderbares Symbol."

Die Referentin „Faire Gemeinde und Ökofaire Beschaffung" in der Hauptabteilung Weltkirche des Bischöflichen Ordinariats erinnerte an die Enzyklika „Laudato si'" von 2015, in der Papst Franziskus die Verantwortung des Menschen innerhalb der Schöpfung betont und darauf hinweist, dass „die Klage der Armen" und die „Klage der Erde" nicht voneinander zu trennen seien. Die Schwester Erde „schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat", zitierte sie aus der wegweisenden Schrift (LS 2). Es gelte nachzudenken, „wie wir umkehren können - in unserem privaten Bereich ebenso wie im politischen und wirtschaftlichen Handeln: als Einzelne, als Gemeinschaft der Kirche, als Gesellschaft". Das Engagement für eine Faire Gemeinde sei dafür „ein wichtiges Signal, das einlädt, aktiv zu werden und gemeinsam zur notwendigen Veränderung beizutragen", sagte Hank.

„Fair Handeln bei uns und weltweit“

Konkret geht es bei der Initiative darum, dass Kirchengemeinden, die eine „Faire Gemeinde“ werden wollen, bestimmte Voraussetzungen erfüllen und mindestens drei Schwerpunkte festlegen, die sie in ihrem Kirchenalltag verändern wollen. Grundlegende Kriterien sind der Ausschank von fairem Kaffee bei Veranstaltungen sowie Öffentlichkeitsarbeit und mindestens eine Bildungsveranstaltung pro Jahr im Bereich „Fair Handeln bei uns und weltweit“. Die beiden jetzt ausgezeichneten Gemeinden haben darüber hinaus die Wahlkriterien „Faire Geschenke" (Präsente zu Geburtstagen oder Verabschiedungen kommen aus fairem Handel, aus regionaler Produktion oder aus Werkstätten für Menschen mit Behinderung), „Faire Bewirtung" (Mahlzeiten aus regionalen und/oder fair gehandelten Zutaten sowie ein vegetarisches Essen) und Müllvermeidung (Verwendung von Mehrweggeschirr und -flaschen bei Veranstaltungen) mit Leben erfüllt. Beide Gemeinden haben außerdem eine Verkaufsstelle für Produkte aus dem Weltladen eingerichtet.

Rund 200 Gemeinden machen mit

Fairen Kaffee gibt es in Dunstelkingen schon seit 2012, in Eglingen seit 2015. Als sehr gelungen und vorbildlich würdigte Hank das übergreifende Engagement der Gemeinden in der Seelsorgeeinheit Härtsfeld sowie die Kooperationen mit der evangelischen Gemeinde und im schulischen Bereich. „Wenn Kirchengemeinden fair und nachhaltig handeln, tragen sie dazu bei, dass Menschen weltweit in Würde leben können und Gottes Schöpfung bewahrt wird, auch für zukünftige Generationen", sagte die diözesane Projektleiterin. Sie dankte den vielen Beteiligten in den beiden Gemeinden und in der Seelsorgeeinheit - Ende Oktober erhält auch Demmingen die Auszeichnung - und würdigte die Begleitung durch das Dekanat Heidenheim und die Katholische Erwachsenenbildung Kreis Heidenheim, die die „Faire Gemeinde" zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit gemacht haben.

„Nicht den Klimawandel braucht es, damit wir Christen und Christinnen nachhaltig leben, sondern der Glaube an den Schöpfergott, der 'alles gut gemacht hat', ist die Grundlage unseres Handelns", betont Dekanatsreferentin Gabriele Kraatz. „Das Gebot 'Liebe Deine Nächsten...!' beinhaltet den Schutz einer lebenswerten Schöpfung für alle neben und nach uns kommenden Menschen." Dank der Impulse und Unterstützung, etwa in der Öffentlichkeitsarbeit, haben sich bereits 16 Gemeinden im Dekanat Heidenheim für den Beitritt zur Fairen Gemeinde angemeldet; in der ganzen Diözese sind es etwa 200.

Hintergrund

Die „Faire Gemeinde“ ist eine ökumenische Initiative der Landesstelle Brot für die Welt im Diakonischen Werk Württemberg, der Diözese Rottenburg-Stuttgart, des Diensts für Mission, Ökumene und Entwicklung und des Umweltbüros der Evangelischen Landeskirche in Württemberg sowie des Dachverbands Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (DEAB).

Der Prozess der Zertifizierung als „Faire Gemeinde" beginnt mit dem Beitritt. Bei diesem legt die Gemeinde bestimmte Zielpunkte fest. Im Anschluss hat sie bis zu zwei Jahre Zeit, um ihre Ziele zu erreichen, darüber zu berichten und schließlich die Auszeichnung zu erhalten.

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